www.antje-vollmer.de
geboren am 31. Mai 1943 in Lübbecke/Westfalen
gestorben am 15. März 2023
deutsche Politikerin, Theologin und Publizistin
80. Geburtstag am 31. Mai 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Ungewöhnliches gehört in Antje Vollmers Leben zur Normalität. Das zeigt spätestens ihre Wahl zur Bundestagsvizepräsidentin im November 1994, die durch die Stimmen der CDU/CSU, der F.D.P. und der Grünen zustande kam, gegen die Kandidatin der SPD.
Antje Vollmer studierte Theologie in Tübingen, Heidelberg, Paris und schließlich in Berlin, wo sie 1968 Gemeindepfarrerin wurde. Während ihrer Dozentinnentätigkeit an der Heimvolkshochschule Bielefeld/Bethel von 1976 bis 1983 unterstützte sie die Bauernbewegung für ökologische Landwirtschaft. Ihr Engagement für die noch junge Umweltbewegung brachte sie 1979 erstmals für die Bundestagsliste der Grünen ins Gespräch. 1983 kam sie in den Bundestag und 1984, als die gesamte Fraktionsspitze aus Frauen bestand, war sie eine von drei Sprecherinnen. Erst jetzt wurde Antje Vollmer Parteimitglied.
Grenzüberschreitung ist ihre Art Politik zu betreiben. Aus Feinden Gegner zu machen ist ihr Ziel, der Dialog der Weg dazu. 1985 besuchte sie inhaftierte ehemalige RAF-Terroristen und leistete damit ihren Beitrag zur Beendigung des Terrorismus in Deutschland. Er hatte zwar schon an Boden verloren; die Gefahr von Anschlägen war aber noch nicht gebannt. Drei Jahre später waren es die Flügel der eigenen Partei, die durch Dialog wieder aufeinander zu bewegt werden mussten. Sie gründete die Initiative „Aufbruch 88“ und verhinderte das Auseinanderbrechen der Grünen in Realos und Fundis. 1989 brachte sie oppositionelle BürgerrechtlerInnen aus der ehemaligen DDR und die Grüne Partei an einen Tisch.
1993 machte sie nach vierjähriger parlamentarische Pause als Spitzenkandidatin der Grünen einen unorthodoxen Wahlkampf. In ihrem Wahlkreis in Kassel bot sie Kultur statt Wahlkampfreden.
Als Bundestagsvizepräsidentin nahm sie am Pfingsttreffen der Sudetendeutschen teil. Sie wurde mit Pfiffen empfangen, doch gerade die Bereitschaft zur Konfrontation mit dem Unbequemen und ihre schärfste Waffe, das Gespräch unter vier Augen, führten letztlich dazu, dass ein Versöhnungsabkommen zwischen Deutschen und Tschechen zustande kam.
1998 erhielt sie für die deutsch-tschechische Verständigung den Hannah-Arendt-Preis. Menschen, die neue Zugänge in unvorhergesehenen politischen Entwicklungen ermöglichen und die Erneuerung republikanischer Freiheitspotentiale öffentlich vorantreiben, werden mit diesem Preis geehrt. Die Verleihung des CICERO rednerpreises würdigte 1996 Vollmers Kommunikationsfähigkeit und Dialogbereitschaft in ihrer Bedeutung für unsere Demokratie.
(Text von 2002)
Verfasserin: Cornelia Heuer
Literatur & Quellen
Rupert Schick. Hg. Der Bundestagspräsident, Die Bundestagspräsidentin: Amt, Funktion und Person. 15. aktualisierte Ausgabe.
http://www.bundestag.de
http://www.antje-vollmer.de
http://hannaharendt.net
http://www.cicero-rednerpreis.de/preistraeger_2001.htm
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