(Annie Besant, geb. Wood)
geboren am 1. Oktober 1847 in London
gestorben am 20. September 1933 in Adyar (Madras, Indien)
englische Theosophin, Sozialistin und Frauenrechtlerin
90. Todestag am 20. September 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Nach schwerer Krankheits- und Leidenszeit ihrer Tochter beginnt die früher ekstatisch fromme Annie Besant am Glauben zu zweifeln und trifft auf der Suche nach einer Neuorientierung auf den Atheisten und Freidenker Charles Bradlaugh. Als mitreißende Rednerin setzt sie sich für die Sache der FreidenkerInnen und zunehmend auch für Notleidende ein: Nicht christliche Nächstenliebe benötigen die Armen, sondern Gerechtigkeit. Sie spricht auf dem Protestmarsch am “Bloody Sunday”, einem Aufstand der Arbeitslosen Londons, am Trafalgar Square und organisiert einen Streik der Arbeiterinnen der Streichholzfabrik Bryant and May, der zwar nur zu geringfügigen Verbesserungen führt, aber für die Gewerkschaftsbewegung in Großbritannien bedeutend ist. Mit 40 Jahren wird sie Vorsitzende der Londoner Schulaufsicht und sorgt dafür, daß die Grundschulkinder medizinisch versorgt werden und eine warme Mahlzeit pro Tag bekommen.
In ihrer noch immer fortwährenden Suche nach dem rechten Glauben trifft sie auf Madame Blavatsky, die Gründerin der Theosophischen Gesellschaft. Hier, im Okkultismus und Spiritualismus, glaubt sie, das gefunden zu haben, wonach sie ihr Leben lang suchte.
Nach Blavatskys Tod wird sie Vorsitzende der Gesellschaft und geht schließlich nach Adyar/Madras in Indien, wo sie nach anfänglich rein spiritueller Betätigung schließlich doch wieder ihrer Berufung zum Kampf für soziale Gerechtigkeit folgt. Sie setzt sich für die Selbstverwaltung Indiens ein, für eine Reform der Kinderehe, des Kastensystems sowie für die Rechte der indischen Frauen. Ihre Mittel sind weiterhin brillante Reden und zwei von ihr herausgegebene Zeitschriften, Commonweal und New India.
Im Nationalkongress, dessen Vorsitz sie mit 70 für kurze Zeit innehat, arbeitet sie zunächst mit Mahatma Ghandi zusammen. Später werden sie zu politischen GegnerInnen. Mit Ghandis Aufstieg gerät Besant immer mehr in Vergessenheit. Ihre letzten Lebensjahre gelten wieder der Arbeit für die Theosophische Gesellschaft. Müde und erschöpft stirbt sie 86jährig in Indien, das für 40 Jahre ihre Wahlheimat geworden war.
(Text von 1996)
Verfasserin: Cornelia Heuer
Zitate
Sie besaß eine natürliche Mütterlichkeit und junge InderInnen nannten sie unbefangen “Mutter”. Sie konnte eine Verfassung für einen Kontinent entwerfen, aber auch die ganze Nacht an einem Krankenbett sitzen. Weder verhielt sie sich gönnerhaft noch war sie unterwürfig, ob sie nun im Slum war oder in einem Palast. Zum Hassen besaß sie kein Talent; sie sprach wunderschön, sie tadelte und sie jammerte nie noch erwartete sie Dankbarkeit.
Literatur & Quellen
Dinnage, Rosemary. 1986. Annie Besant. Harmondsworth, Middlesex. Penguin.
Taylor, Anne. 1992. Annie Besant: A Biography. New York. Oxford University Press.
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