Biographien Anne Sofie von Otter
geboren am 9. Mai 1955 in Stockholm
schwedische Sängerin
65. Geburtstag am 9. Mai 2020
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Anne Sofie von Otter singt, was zu ihrem »glockenreinen Mezzo« passt. Seit mehr als dreißig Jahren zählt die schwedische Sängerin zu den international erfolgreichsten und vielseitigsten Mezzosopranistinnen ihrer Generation. Sie überzeugt als Opernsängerin, als Klassik-Interpretin, als Folk- und Popsängerin.
Souverän überschreitet Anne Sofie von Otter die Grenzen musikalischer Genres. Ihr außergewöhnlich vielfältiges Repertoire reicht vom Barock bis zur zeitgenössischen Popmusik. Auf Opernbühnen und als Solistin auf Konzertpodien hat sie sich weltweit einen Namen gemacht. Ihre Diskografie umfasst an die einhundert Einspielungen, darunter Mozart-Opern, Bach-Oratorien, Sinfonien von Mahler und Beethoven, Lieder von Edvard Grieg, Alban Berg und Erich Korngold, französische Chansons und schwedisches Liedgut.
In Zusammenarbeit mit dem britischen Musiker Elvis Costello ist das Album For The Stars (2001) entstanden, mit den ABBA-Musikern Benny Andersson und Björn Ulvaeus hat sie das Album I Let the Music Speak (2006) aufgenommen, mit dem Jazz-Pianisten Brad Mehldau spielte sie Love Songs (2010) ein.
»In verschiedenen Stilen zu singen bereitet mir großes Vergnügen«, erklärt Anne Sofie von Otter in einem Interview. Sie möchte »musikalisch alles Mögliche erforschen von französischer Barockmusik bis zu Kurt Weill« und beobachtet an sich selbst: »Ein Großteil meines Talents liegt darin, dass ich Chips im Kopf habe. Ich stecke sie hinein wie in einen Computer. Ich singe nicht vor mich hin, und ich genieße auch nicht das Gefühl, meine Stimme zu hören. Ich genieße die musikalische, die intellektuelle Herausforderung.«
1955 in Stockholm geboren, wuchs Anne Sofie von Otter als jüngstes von vier Kindern des schwedischen Diplomaten Baron Göran Fredrik von Otter und seiner Frau Anne-Marie geb. Ljungdahl in Stockholm, Bonn und London auf. Sie studierte Gesang in Stockholm und an der Guildhall School of Music and Drama in London. »In den ersten zehn Jahren meiner Karriere sang ich viel Bach, aber dann vernachlässigte ich bewusst seine Musik ... weil es so viel anderes zu entdecken gab, vor allem die Oper«, erklärt von Otter.
Von 1983 bis 1985 gehörte sie dem Ensemble der Basler Oper an. Sie debütierte dort als Fee Alcina in Haydns heroisch-komischer Oper Orlando Paladino. Seither gastierte sie weltweit an bedeutenden Opernhäusern und arbeitete mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Marc Minkowski und John Eliot Gardiner zusammen. Mit ihrem hellen Timbre singt sie die klassischen Mädchen- und Hosenrollen, wie z.B. den Part des jugendlichen Octavian in Strauss' Rosenkavalier, für den sie weltweit gefeiert wurde. »Aber nach den Hosenrollen war es wunderbar, zu einer Partie wie Carmen zu kommen«, erzählt von Otter. Parallel zu ihrer Opernkarriere arbeitet sie seit 1980 mit dem Pianisten Bengt Forsberg zusammen. Gemeinsam haben sie ein umfangreiches Liederrepertoire erstellt, zu dem schwedische Volkslieder ebenso gehören wie französische Barockmusik und deutsche Kunstlieder vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Ihre Vorliebe für die französische Musik bewies sie mit den Melodies und Chansons ihres Doppelalbums Douce France (2013), mal einfühlsam und getragen, mal jazzig-leicht zu Gehör gebracht. Für Anne Sofie von Otter liegt die musikalische Herausforderung darin, den jeweiligen musikalischen Stil präzise zu erfassen und im Zusammenspiel mit gleichgesinnten Musikerinnen Dynamik und Tempi so genau aufeinander abzustimmen, dass ein Klangfluss entsteht, der das musikalische Potential klar und schnörkellos zum Ausdruck bringt und die Beziehung von Musik und Text hervorhebt.
Ausgehend von der Barockmusik, hat sie ihren persönlichen Stil entwickelt und vervollkommnet: Ihren Anspruch: »Man muss das Bild, das Bach im Kopf hatte, mit der Stimme malen« hat sie auf besondere Weise mit ihrer Auswahl von Bach-Arien (2009) eingelöst: »Selbst wenn sie Bach singt, klingt es wie ein Abenteuer«, urteilt der Kritiker Werner Theurich, »ihr souverän persönlicher Bach-Ansatz macht aus der Musik des Thomaskantors eine Höllenfahrt zwischen Andacht und Abgrund.«
Auf Einladung des internationalen Holocaust-Forums trägt Anne Sofie von Otter 2000 in Stockholm erstmals Lieder vor, die jüdische Komponistinnen im KZ Theresienstadt geschaffen haben, darunter Werke von Ilse Weber, Hans Krása und Victor Ullmann. Diese Musik hat »einen tiefen unauslöschlichen Eindruck« bei ihr hinterlassen und sie zur Aufnahme des Albums Terezin/Theresienstadt (2007) veranlasst, das sie ihrem Vater widmete. Der schwedische Diplomat hatte 1942 vergeblich versucht, mit detaillierten Informationen über Gaskammern und Konzentrationslager, die der SS-Offizier Kurt Gerstein ihm anvertraut hatte, die schwedische Regierung zum Handeln zu veranlassen. Weil die Regierung untätig blieb, fühlte Göran Fredrik von Otter sich zeitlebens mitschuldig am fortgesetzten Morden in den Konzentrationslagern.
Verfasserin: Kerstin Reimers
Zitate
Was immer Anne Sofie von Otter singt, sie ist eins mit der Musik.
(Sabine M. Gruber, Magazin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Mai/Juni 2008)
Links
Anne Sofie von Otter. Offizielle Seite. Online verfügbar unter http://www.annesofievonotter.com/, abgerufen am 31.01.2015.
Facebook: Anne Sofie von Otter. Online verfügbar unter https://www.facebook.com/annesofievonotter, abgerufen am 31.01.2015.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Anne Sofie von Otter. Musiktonträger. Online verfügbar unter https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=123980461, abgerufen am 31.01.2015
Links geprüft und korrigiert am 3. Mai 2020 (AN)
Literatur & Quellen
ARTE (2002): Interview mit Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter. Das Opernglas, 7-8/02.
http://www.arte.tv/de/interview-mit-mezzosopranistin-anne-sofie-von-otter/411202,CmC=506102.html, abgerufen am 31.01.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6W2bp9b93.
Chalmers, Kenneth: Anne Sofie von Otter singt Bach. Aus dem Englischen von Reinhard Lüthje. Booklet zur »Bach-CD«. Hamburg. Deutsche Grammophon.
Gruber, Sabine M. (2008): Anne Sofie von Otter. Wirklichkeiten I–IV. Magazin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. https://www.musikverein.at/monatszeitung/monatszeitungvoll.php?idx=993, abgerufen am 31.01.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6W2cNAEC9.
Kesting, Jürgen (2009): Im Gespräch: Anne Sofie von Otter: Finden Sie Carmen sexy, Frau von Otter? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.04.2009. Online verfügbar unter http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/im-gespraech-anne-sofie-von-otter-finden-sie-carmen-sexy-frau-von-otter-1621829.html, abgerufen am 31.01.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6W2cRH8u2.
Sandner, Wolfgang (2011): Im Gespräch: Anne Sofie von Otter: »Bei Barockmusik geht es immer um Leben und Tod«. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.2011. Online verfügbar unter http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/im-gespraech-anne-sofie-von-otter-bei-barockmusik-geht-es-immer-um-leben-und-tod-1653135.html, abgerufen am 31.01.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6W2cae2fn.
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