Biographien Anne Charlotte Leffler
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geboren am 1. Oktober 1849 in Stockholm
gestorben am 21. Oktober 1892 in Neapel
schwedische Schriftstellerin
175. Geburtstag am 1. Oktober 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Anne Charlotte Leffler wuchs in einer bürgerlichen, kulturell interessierten Familie auf, die ihre frühen schriftstellerischen Versuche unterstützte. Sie heiratete im Alter von 23 Jahren den Juristen G.E. Edgren, der zwar kein Interesse an ihrem Schreiben hatte, sie jedoch auch nicht hinderte. Die unglückliche und wenig leidenschaftliche Beziehung zu dem kränklichen Mann spiegelt sich in vielen ihrer Romane, Erzählungen und Schauspiele. In ihren Novellen, die unter dem Titel Ur lifvet (Aus dem Leben) in fünf Bänden ab 1882 erschienen, gelangen ihr sehr realistische Schilderungen des gesellschaftlichen Lebens ihrer Schicht und ihrer Zeit. Im Mittelpunkt stehen immer wieder Frauen, die durch die Konventionen an ihrer Entfaltung gehindert werden.
Die 1880er Jahre in Schweden waren geprägt von den Ideen der Frauenbewegung, es entstanden überall Frauenverbände, die für die Gleichberechtigung in Familie und Gesellschaft kämpften. Leffler begann Theaterstücke zu schreiben, die sehr erfolgreich waren und oft gespielt wurden - manche wurden öfter gespielt als die Stücke von Strindberg. Sie war befreundet mit Alfhild Agrell (1849-1923), die ebenfalls Theaterstücke und Novellen schrieb. Beide gehörten zu einer Gruppe von radikalen LiteratInnen, die sich “Das junge Schweden” nannten, Edgren–Lefflers Haus war Treffpunkt und literarischer Salon.
In ihren Dramen nahm sie Bezug auf die Emanzipationsstücke von Henrik Ibsen - die Nachwelt warf ihr vor, bloße Epigonin zu sein. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie und Alfhild Agrell ganz bewusst seine Popularität nutzten, um sich Gehör zu verschaffen und ihre Sicht auf die Themen in die Debatte zu werfen. Man sollte also eher von einem Dialog auf dem Theater sprechen; die Bühne hatte zu jener Zeit große Wirkung in der Öffentlichkeit. Themen der Theaterstücke wie Skådespelerskan (Die Schauspielerin 1873), Under toffeln (Unter dem Pantoffel 1883), Sanna Kvinnor (Wahre Frauen 1883) waren die ökonomische und juristische Gleichstellung von Frauen in der Ehe, die sexuelle Doppelmoral, die Stellung von unverheirateten Müttern.
Anne Charlotte Leffler war eng befreundet mit der vielseitig begabten russischen Mathematikerin Sonja Kowalewskaja; sie schrieben zusammen ein Theaterstück, das allerdings nicht sehr erfolgreich war. Nach dem frühen Tod von Kowalewskaja schrieb sie ein sehr persönliches Erinnerungsbuch über die Freundin.
Ende der 1880er Jahre kam der Rückschlag für die Frauenbewegung und auch für die bis dahin so erfolgreichen Schriftstellerinnen.
Auf einer Italienreise mit ihrem Bruder lernte Leffler den italienischen Mathematikprofessor Pasquale del Pezzo, Herzog von Cajanello kennen. Es war die große Liebe, sie ließ sich endlich scheiden, heiratete den Herzog und bekam 1892 ein langersehntes Kind. Kurze Zeit später starb sie an einer Blinddarmentzündung.
Auch während der Zeit in Italien schrieb sie weiter Novellen - und einen Liebesroman, Kvinnlighet och erotik (Weiblichkeit und Erotik), der deutlich geprägt ist von ihrem so unerwarteten persönlichen Glück.
Leffler ist heute ebenso wie anderen Schriftstellerinnen aus der Zeit des “modernen Durchbruchs” in Schweden beinahe vergessen, wenn auch nicht ganz. Ihr Theaterstück Sanna Kvinnor wurde 1976 für das Fernsehen und 1988 noch einmal für die Bühne inszeniert.
(Text von 1998)
Verfasserin: Regine Elsässer
Literatur & Quellen
Författarnas Litteraturhistoria. Hg. Ardelius, Lars & Gunnar Rydström. Stockholm. Författerverlaget. 1977.
Møller Jensen, Elisabeth. Hg. 1994. Nordisk Kvinnolitteraturhistoria. Band 2. Höganäs. Förlags AB Wiken.
Svenska Män och Kvinnor: Biografisk Uppslagsbok. 1942. Stockholm. Bonnier.
Svenskt Biografiskt Lexikon. 1964-66. Redaktion: Erik Grill. Stockholm. Norstedt & Söner.
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