getauft am 16. Oktober 1678 in Zürich
gestorben am 20. September 1714 in Zürich
Schweizer Malerin und Radiererin
310. Todestag am 20. September 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Anna Waser stammt aus einer angesehenen Züricher Familie und bekam »eine für die damalige Zeit durchaus exceptionelle Ausbildung…; denn es zeigten sich an dem Mädchen schon ganz früh außerordentliche Gaben« (M. Waser).
Als Dreizehnjährige malt sie ihr berühmtes Selbstbildnis (Kunsthaus Zürich; es regte ihre Nachfahrin Maria Waser zu umfangreichen Nachforschungen und einem vielgelesenen Roman über die Malerin an). Bereits im Vorjahr hatte Anna den Berner Maler Werner gebeten, sie weiterzubilden. Werner lehnte zunächst ab, wahrscheinlich, weil es ihm wenig glaubhaft schien, dass die eingesandten Arbeiten von einer Zwölfjährigen stammen sollten. Doch beeindruckt ihn Annas zweiter Bewerbungsbrief derart, dass er sie nun als Schülerin in seine kleine Hausakademie aufnimmt. Vier Jahre bleibt Anna in Bern, arbeitet unermüdlich und erfolgreich, kehrt dann nach Zürich zurück und entfaltet eine immer intensivere Maltätigkeit.
Bald dringt ihr Ruhm auch ins Ausland. Einundzwanzigjährig wird sie Hofmalerin des Grafen Solms auf Braunfels an der Lahn. Ihre Arbeiten verkauft sie nun auch nach Holland, Deutschland und England. Es ist traurig, dass der Verbleib keines dieser so gerühmten Gemälde bekannt ist. Es scheinen lediglich das kleine Ölgemälde von 1691 und wenige andere, zumeist in Silberstifttechnik ausgeführte (Selbst-)Portraits, Kopien und dekorative Arbeiten erhalten zu sein. Auch ist kein persönliches Dokument von Anna Waser überliefert: weder die Autobiographie, die sie 1708 mit einem Selbstbildnis und anderen aufsehenerregenden Proben ihrer Kunst an J. v. Sandrart für sein Künstlerlexikon schickt, noch irgendein Schriftstück aus dem umfangreichen Briefwechsel der Malerin, die »die größten Maler Teutschlands verehrten« (M. Waser). Nach längeren Depressionen stirbt Anna Waser 1714 im Alter von 35 Jahren an den Folgen eines Sturzes.
(Text von 1988)
»[Ihr letztes Selbstbildnis] zeigt nicht das gewohnte ruhige, sondern ein seltsam lächelndes Gesicht […] das Lächelgesicht ist bloß Maske, vorgehalten einem Totenschädel, der mit breitem Grinsen der spitzenumrahmten Haube enttaucht. In der langen Reihe der Todesvisionen… steht dieses grimmige Bildchen der Zweiunddreißigjährigen […] besonders ergreifend da. Aus ihren vier letzten Lebensjahren ist nichts mehr auf uns gekommen.« (M. Waser)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz
Zitate
Die außergewöhnliche Begabung Anna Wasers zeigt sich bereits im Selbstporträt mit zwölf Jahren von 1691 (Kunsthaus Zürich): Selbstbewusst steht sie neben der Staffelei und zeigt mit dem Pinsel auf ein Porträt ihres ersten Kunstlehrers Sulzer, das sie in Arbeit hat. Dieses bemerkenswerte Debütstück ist das einzige erhalten gebliebene Ölgemälde Wasers. Es vermittelt einen Eindruck ihrer von den Zeitgenossen gerühmten künstlerischen Qualitäten: ein feines Gefühl für Farbe und Komposition, ein sicheres Erfassen der Wesenszüge der Dargestellten und eine Vorliebe für das Detail.
(Ruth Greter. In: Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Herausgegeben von Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft Zürich und Lausanne. Zürich. Verlag Neue Zürcher Zeitung. ISBN 3-85823-673-X.)
Links
Gott, Kaiser oder Helvetia? Inschrift am Portal des Züricher Rathauses, gestaltet von Anna Waser.
Online verfügbar unter http://www.zuerich98.ch/woche01_05.html, zuletzt geprüft am 16.09.2019.
Digital General Collection: Die Geschichte der Anna Waser. Ein Roman aus der Wende des 17. Jahrhunderts von Maria Waser. Scans des gesamten Romans (Fraktur).
Online verfügbar unter https://quod.lib.umich.edu/g/genpub/APJ3264.0001.001/1?rgn=title;view=image;q1=die+geschichte+der+anna+waser, zuletzt geprüft am 16.09.2019.
SIKART Lexikon und Datenbank: Anna Waser. PDF-Datei mit Lexikoneintrag, Bibliografie.
Online verfügbar unter http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4022965, zuletzt geprüft am 16.09.2019.
Literatur & Quellen
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Borzello, Frances (1998): Seeing ourselves. Women's self-portraits. London. Thames and Hudson. ISBN 0-500-01836-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Cattani, Alfred und Weber, Bruno (Hg.) (1989): Zentralbibliothek Zürich – Schatzkammer der Überlieferung. [Meyer, Conrad (Konrad) – Tschachtlan, Bendicht – Waser, Anna – Werner, Joseph (der Jüngere)]. Zürich. Verlag Neue Zürcher Zeitung. ISBN 3-85823-252-1. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Graf, Emma (1929): Schweizer Frauen der Tat. 1659-1827. Hortensia Gugelberg, Anna Waser, Angelika Kauffmann, Barbara Schulthess, Magdalena Schweizer, Regula Engel, Mme. de Stael, Katharina Sulzer, G. Kellers Mutter, Sophie Daendliker, Dorothea Trudel … Zürich. Rascher. (Suchen bei Eurobuch | WorldCat)
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Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. [Medienkombination]. Unter Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. Herausgegeben von Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft Zürich und Lausanne. Zürich. Verlag Neue Zürcher Zeitung. ISBN 3-85823-673-X. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
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Thieme, Ulrich, Becker, Felix und Vollmer, Hans (Hg.) (2008): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. Ausgabe auf DVD. Leipzig. Seemann Henschel. ISBN 978-3-86502-177-9. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
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Waser, Maria (1913): Die Geschichte der Anna Waser. Ein Roman aus der Wende des 17. Jahrhunderts. Stuttgart, Berlin. Deutsche Verlags-Anstalt. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Waser, Anna; Waser, Elisabeth et al. (1708): Schreibüebung. Auf jeziger Zeit gebräüchliche Haubtsprachen eÿngerichtet und durch Anna Waser von Zürich so wol nach ihren als ihrer Schwesteren Anna Maria und Elisabet der Maleren freÿen eigenhändigen Verfassungen ins Kupfer gebracht und als die Erstlinge dieser Arbeit denen Kunstliebenden und Anfangenden zum besten wolmeinlich an den Tag verfertiget. Zürich.
Weber, Bruno (1984): Das Porträt auf Papier. Ausstellungskatalog. Zürich. Zentralbibliothek. ISBN 3-299-00003-9. (Suchen bei WorldCat)
Weese, Emma Maria; Wild, Doris (1928): Die Schweizer Frau in Kunstgewerbe und bildender Kunst. Zürich. Orell Füßli (Schriften zur »Saffa«). (Suchen bei Eurobuch | WorldCat)
Bildquellen
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