Biographien Anna von Österreich
geboren am 22. September 1601 in Valladolid
gestorben am 20. Januar 1666 in Paris
französische Regentin; Mutter Ludwig XIV.
420. Geburtstag am 22. September 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die Trivialliteratur des 19. und die Filme des 20. Jahrhunderts haben Anna von Österreich, Königin von Frankreich, zu einer Ikone stilisiert: Schön, edel, leidend, entsagend; von machtgierigen Männern wie Kardinal Richelieu verfolgt und gedemütigt; von ihrem einfältigen Ehemann vernachlässigt; von edlen Rittern wie den vier Musketieren verehrt und beschützt.
Ja, sie war schön und edel und wurde von ihrem Gemahl, Ludwig XIII. von Frankreich, misstrauisch beäugt.
Ja, sie wurde von seinem Ersten Minister, Richelieu, bespitzelt.
Beider Verhalten war jedoch die Folge von Annas politischem Auftrag.
14jährig wurde sie von ihrem Vater, Philipp III. von Spanien, mit dem gleichaltrigen Ludwig verheiratet. Ihr Einfluss sollte garantieren, dass Frankreich politisch im Schlepptau der europäischen Hegemonialmacht Spanien verblieb. Die zu erwartenden Kinder aus dieser Ehe sollten diese Haltung weitertragen.
Doch Anna, politisch ungebildet, konnte trotz ihres guten Willens diesen Auftrag nicht erfüllen.
Ihre Ehe blieb mehr als zwei Jahrzehnte kinderlos, ihre politisch einflussreiche Schwiegermutter lehnte sie ab, die Hofgesellschaft verwickelte sie in Intrigen.
Ihre Liebebedürftigkeit führte zur Affäre mit dem Herzog von Buckingham, was wiederum die Ablehnung Richelieus steigerte, der Frankreich immer deutlicher zur führenden Gegenmacht gegen das Habsburgerreich Spaniens und Österreichs entwickelte.
Die Geburt des Thronfolgers Ludwig XIV. 1638 befestigte jedoch schlagartig Annas Stellung als politischer Faktor, zumal schon bald nach der Geburt des zweiten Sohnes, Philipp, die Krankheit ihres Ehemannes zum Tode führte.
Nach französischer Tradition zur Regentin bestimmt, definierte Anna ihre politische Haltung neu: Die Stärkung und Erweiterung der königlichen Macht nach innen und außen sollte ihrem Sohn die Ausgangsposition für eine glänzende Zukunft sichern. Das führte sofort zur Auseinandersetzung mit der bisherigen Hegemonialmacht Spanien und sehr bald zur Fronde, dem Aufstand französischer Adels- und Bürgeropposition.
Gemeinsam mit Kardinal Mazarin, dem engsten Mitarbeiter ihres verstorbenen Gegners Richelieu, kämpfte sie alle Widerstände erfolgreich nieder.
Ihren Söhnen war sie eine liebevolle und fürsorgliche Mutter, auf die Hofgesellschaft wirkte sie stilbildend, in Mazarin besass sie einen gefühlvollen Partner.
Persönlich fühlte sie sich im kleinen privaten Kreis am wohlsten. Immer wieder zog sie sich in die Stille des von ihr großzügig geförderten Konvents von Val-de-Grâce zurück.
Die politische Erziehung ihres Sohnes überliess sie in gerechtfertigtem Vertrauen Mazarin. Als Ludwig nach dem Tod des Ersten Ministers die Selbstherrschaft antrat, zog Anna sich zufrieden von der politischen Arbeit zurück.
Geliebt von ihren Söhnen, geachtet von der Hofgesellschaft, konnte sie noch den Aufstieg Ludwigs zum glänzendsten Monarchen seiner Epoche erleben.
1666 starb sie nach schrecklichem monatelangen Leiden an Brustkrebs. Ludwig und Philipp hatten die letzten Tage und Nächte ununterbrochen an ihrer Seite verbracht.
Verfasserin: Marianne Goch
Zitate
Sie hat mein Königtum und meinen Staat für mich gerettet, und die Kraft, mit der diese Fürstin meine Würde aufrechterhalten hat, solange ich sie noch nicht selbst verteidigen konnte, war der wichtigste und nützlichste Dienst, der mir jemals geleistet werden konnte.
(Ludwig XIV.)
Ich wünsche nur seinen Glanz.
(Anna von Österreich)
Die Königin, meine Mutter, war nicht nur eine große Königin; vielmehr verdient sie, unter die großen Könige eingereiht zu werden.
(Ludwig XIV.)
Literatur & Quellen
Anthony, Evelyn. 1968. The Cardinal and the Queen. New York. Coward-McCann.
Dulong, Claude. 1980. Anne d'Autriche. Paris. Hachette.
Kleinman, Ruth. 1985. Anne of Austria: Queen of France. Columbus, OH. Ohio State UP.
Leitner, Thea. 1994 [1987]. Habsburgs verkaufte Töchter. München. Serie Piper.
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