geboren am 11. Mai 1366 in Prag
gestorben am 7. Juni 1394 in London
englische Königin
630. Todestag am 7. Juni 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Anna wurde am 11. Mai 1366 als Tochter des deutschen Kaisers Karl IV. und seiner vierten Gemahlin, der Herzogin Elisabeth von Pommern, geboren. Eine unruhige Zeit. Europa befand sich in einem tiefgreifenden Wandel vom Mittelalter zur Neuzeit. Überall Bauernaufstände, religiös-theologische Auseinandersetzungen, Kriege zwischen Städten und Fürsten, Machtkämpfe zwischen Hochadel und Königen um den entscheidenden Einfluss in den westlichen Königreichen, steigende Notwendigkeit zur Errichtung effektiver Verwaltungen bei gleichzeitigem Verfall des Lehnssystems, schließlich das Schisma, das Europa in zwei Lager spaltete.
Annas gebildeter und politisch begabter Vater hatte versucht, durch dynastisch gezielte Verheiratung seiner Kinder aus vier Ehen sowie durch seine eigenen Ehen ein dichtes Netz deutscher und europäischer Verbindlichkeiten zu knüpfen, das diese Entwicklung steuern und die Macht seines luxemburgischen Stammhauses und dessen Einfluss auf die europäische Politik für Generationen sichern sollte.
Anna war in diesem Spiel lediglich eine Schachfigur, von ihrem ältesten Bruder Wenzel, seit Karls Tod 1378 dessen Nachfolger auf dem Thron, zur Festigung seines Bündnisses mit England benutzt.
Fünfzehnjährig wurde sie am 14. Januar 1382 mit dem gleichaltrigen Richard II. von England verheiratet. Eine Kinderehe, noch dazu unpopulär in einem Volk, das gerade einen vergeblichen Aufstand wegen einer Kopfsteuer unternommen hatte und nun eine königliche Braut empfing, die ohne eine Mitgift ankam, und deren Bruder auch noch ein beträchtliches Darlehen verlangte und erhielt. Nicht einmal die Erwartung, Wenzel werde nun an Englands Seite in den (Hundertjährigen) Krieg gegen Frankreich eintreten, erfüllte sich.
Anna blieb in den ersten Jahren völlig im Hintergrund, eine farblose Figur ohne körperliche Schönheit, unbeliebt wegen ihrer böhmischen Begleiter, gelenkt von ihrer Schwiegermutter.
Ihr Ehe”mann” Richard war wie sie ein Spielball politisch-dynastischer Interessen, nach dem Vorbild seines frühverstorbenen Vaters zum Ritter erzogen für eine Welt, die keine Ritter mehr brauchte, sondern gebildete, kühl kalkulierende Politiker. Weil er körperlich schwach war, konnte er jedoch auch dem Ritterideal nicht gerecht werden. Gegen die Machtinteressen seiner hochadligen Gegenspieler, darunter seine engsten Verwandten, konnte er sich nie dauerhaft durchsetzen. Gestützt auf private Armeen, nutzten sie die Kriege gegen Iren, Schotten, Flamen und Franzosen brutal zu nackten Plünderungszügen für ihre eigenen Interessen. Sie manipulierten das Parlament, um Richards wenige Berater, die im Gesamtinteresse eher an eine Beendigung der Kriege dachten, ihrer Ämter entheben und hinrichten zu lassen.
Nach dem Tod seiner Mutter und dem Verlust seiner Berater übertrug Richard seine Zuneigung auf Anna, die zunehmend seine engste und von 1388 an seine einzige Vertraute wurde. Unter Annas Einfluss gelang ihm eine leidlich erfolgreiche Machtbalance zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen in seinem Land. Anna stabilisierte Richards neurotische Persönlichkeit und blieb der ruhende Pol der gesamten Hofhaltung, hochgeschätzt von allen Seiten. Ihr früher Tod am 7. Juni 1394 wurde von den zeitgenössischen Chronisten, auch denen, die Richard feindselig gegenüberstanden, heftig bedauert.
Richard trauerte ohne jedes Maß um sie. Den Teil des Herrenhauses von Sheen, in dem sie gestorben war, ließ er abreißen. Den Earl von Arundel, der verspätet zur Beerdigung erschienen war, griff er tätlich an.
Nach Annas Tod verlor er jeden Realitätsbezug. Von allen Seiten verlassen, wurde er wie sein Schwager 1399 abgesetzt. Ein Jahr später starb er in Gefangenschaft, vermutlich durch Mord.
(Text von 1993)
Links
Schmidt, David A. 2024. Anne von Böhmen. Geneee - Familiengeschichte & Genealogie.
Online verfügbar https://geneee.org/anne/von+bohmen?lang=de, geprüft am 02.06.2024.
Anne von Böhmen.Wikipedia. (2024, 14. April)
Online verfügbar https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_von_Böhmen#Literatur, geprüft am 02.06.2024.
Literatur & Quellen
Steel, Anthony. 1941. Richard II. Cambridge.
Hussiten, John Wycliff. 2011. Anne von Böhmen. In: Aoide, Nolene (Hg.). Anne von Böhmen. Saarbrücken, Betascript Publishing.
Bildquellen
Anne of Bohemia, Queen of England. (2022, 1. Oktober). Wikimedia Commons. (02.06.2024)
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