(Anna Pestalozzi geb. Schultheß)
geboren am 9. August 1738 in Zürich
gestorben am 17. Dezember 1815 in Herten
Ehefrau Pestalozzis
285. Geburtstag am 9. August 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Anna ist die einzige Tochter der reichen Kaufmannsfamilie Schultheß in Zürich. Von der streng religiösen Erziehung durch ihre Eltern kann sie sich nie mehr freimachen. Sie glaubt unerschütterlich, oft selbstquälerisch, an die göttliche Vorsehung und liest täglich in der Bibel.
Als sie den acht Jahre jüngeren »armen Schlucker« Heinrich Pestalozzi kennenlernt, muss sie die Beziehung geheim halten. Gegen den Willen der Eltern heiratet sie ihn im September 1769. Im ersten Ehejahr führt sie ein »moralisches Tagebuch«. Nach diesen Aufzeichnungen verlebt sie die heitersten Stunden, wenn ihr Mann auf dem Feld arbeitet oder einige Tage nach Zürich verreist. Eigentlich möchte Anna zu ihrem Heinrich aufblicken, sein »schwaches Weib« sein, bald aber widerstreben ihr bestimmte Eigenschaften dieses Mannes. Er ist oft heftig, in seinen Unternehmungen sprunghaft und unbedacht und von lähmender Hypochondrie: Ständig hat er Angst zu sterben, überlebt Anna aber letztlich um zwölf Jahre.
Heinrich versucht sich als Landwirt, erwirbt von 60 (!) Gläubigern Land, um eine Landwirtschaft und Baumwollindustrie aufzubauen. Anna lässt sich ihr Erbteil auszahlen, wird deshalb von ihren Eltern verstoßen und lebt in ständiger Angst vor dem Bankrott. Pestalozzi lässt Kinder auf seinen Feldern arbeiten, nimmt 37 von ihnen in sein Heim auf, und Anna muss sie alle versorgen. Noch vor dem Ende des ersten Ehejahres hat Heinrich Annas Vermögen verwirtschaftet und das Vertrauen seiner Freunde verloren. Er beginnt zu schreiben; damit hat er mehr Erfolg.
1770 gebiert Anna ihr einziges Kind Hans Jakob, so genannt nach Jean-Jacques Rousseau. Er ist Epileptiker und stirbt mit 31 Jahren. Anna hat seinetwegen zeitlebens schwere Schuldgefühle. Ihre alte Lebensfreude kommt nur durch, wenn sie ihre Freundin Franziska Romana von Halwil besucht. Sie verbringen die Tage mit gemeinsamem Musizieren, Lektüre, Handarbeiten und Kartenspiel.
Als Pestalozzi endlich ein geachteter und berühmter Pädagoge ist, ist Anna etwa 60 Jahre alt und krank; sie hat wunde Beine und quälende Hustenanfälle.
In Iferten, wo Pestalozzi ein Internat errichtet, verlebt sie die letzten Jahre, als »Mutter Pestalozzi« die Seele des Hauses, geliebt und geachtet. Besucher rühmen ihre Güte und Freundlichkeit. Anna stirbt mit 77 Jahren. Pestalozzi: »Ihr Leben an meiner Seite war schwer, Kummer und Sorge war ihr Teil.« (Text von 1987)
Verfasserin: Ursula Reis
Links
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Pestalozzi, Anna. Bücher. (Link aufrufen)
Links geprüft und korrigiert am 25. Juli 2023 (AN)
Literatur & Quellen
Quellen
Liedtke, Max (1968): Johann Heinrich Pestalozzi in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. (Rororo Bildmonographien, 138) (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Silber, Käte (1932): Anna Pestalozzi-Schultheß und der Frauenkreis um Pestalozzi. Berlin. de Gruyter. (Pestalozzi-Studien, 4) (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Eikenbusch, Gerhard (1989): Wie eine Feder im Flug. Vermutungen über Johann Heinrich, Jacques und Anna Pestalozzi. Stuttgart. Union-Verl. ISBN 3-8139-5662-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hager, Fritz-Peter; Tröhler, Daniel et al. (1993): Anna Pestalozzis Tagebuch/Anna Pestalozzi und der Frauenkreis um Pestalozzi. Bern. Haupt. (Neue Pestalozzi-Studien, 1) ISBN 3-258-04709-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Morf, Heinrich und Seyffarth, Ludwig Wilhelm (Hg.) (1895): Pestalozzi und Anna Schultheß. Briefe aus der Zeit ihrer Verlobung. Liegnitz. Seyffarth. (Sämtliche Werke / Pestalozzi Johann Heinrich, 19,20) (WorldCat-Suche)
Schifferli, Dagmar (2013): Anna Pestalozzi-Schulthess. Ihr Leben mit Heinrich Pestalozzi. 1. Aufl. Zürich. Römerhof-Verlag. ISBN 978-3-905894-23-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schifferli, Dagmar; Klaas Meilier, Brigitta (1996): Meine getreue Schulthess. Aus dem heimlichen Briefwechsel zwischen Anna Schulthess und Heinrich Pestalozzi. Zürich. Werd Verlag. ISBN 3-85932-199-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Seyffarth, Ludwig Wilhelm (1896): Frau Pestalozzi, Anna geb. Schultheß. Ein Lebensbild. Liegnitz. Seyffarth. (WorldCat-Suche)
Bildquellen
Helioda1's Weblog chbilder.net Wikimedia Commons
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