Biographien Anna Maria van Schurman
(Anna Maria von Schurman; Anna Maria van Schurman; Anna Maria von Schurmann; Anna Maria van Schurmann; Anna Maria van Schurrman; Anna Maria van Schuurman; Anna Maria van Schürman; Anna Maria Schürmann; Anna Maria Schurman; Anna Maria a Schurman; A. M. a Schurman; Anne Marie de Schurman)
geboren am 5. November 1607 in Köln
gestorben am 14. Mai 1678 in Wieuwerd in Friesland
niederländisch-deutsche Polyhistorikerin, Portraitistin, Kunsthandwerkerin, Linguistin, Philosophin, Theologin, Dichterin, Briefschreiberin
345. Todestag am 14. Mai 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Als eine der gelehrtesten und vielseitig begabtesten unter den Frauen um die Zeit des 30jährigen Krieges galt in Europa Anna Maria van Schurman. Außer Holländisch, Deutsch, Französisch und ihrer „Schriftsprache” Latein sprach sie etwa 12 Sprachen und stand in Verbindung mit vielen WissenschaftlerInnen der europäischen Geisteswelt. Sie hatte überdurchschnittliche humanistische Kenntnisse und war bereits als Elfjährige weit mehr als nur eine Dilettantin im Aquarellieren, Schnitzen, Modellieren und Sticken; hinzu kamen noch Glasschliff, Bossierkunst, Musik, Malerei und Bildhauerei. Über 20 Gemälde und Stiche von ihr sind erhalten.
Anna Maria stammt aus einer reformierten Adelsfamilie, die vor den Spaniern aus Amsterdam hatte nach Köln fliehen müssen, aus dieser Stadt jedoch wiederum aus religiösen Gründen gen Holland zog und sich endlich in Utrecht niederließ. Den ersten Unterricht bekommt sie mit ihren zwei Brüdern von ihrem Vater und einem Tutor und korrespondiert schon als 15-Jährige mit dem Dichter und Staatsmann Jacob Cats, dem sie auch ein lateinisches Gedicht widmet. Überhaupt gilt sie bald als beste Latinistin weit und breit, hat ihren festen Platz in den gebildeten Zirkeln des Landes, macht bei der berühmten Magdalene van de Passe eine Ausbildung als Zeichnerin und Kupferstecherin, lernt Griechisch und Hebräisch bei dem Theologen und Orientalisten Voetius.
Niederschlag finden ihre scholastisch formvollendeten Argumente in der 1641 veröffentlichten, Aufsehen erregenden Dissertatio … 1648-52 erscheinen noch 3 Bände ihrer Opuscula: Gedichte und eine Auswahl aus ihren lateinisch, griechisch, hebräisch und französisch geführten Briefwechseln.
Dann nimmt ihr Leben eine Wende: Nach der Begegnung mit Jean de Labadie und ihren Pensées über Die Notwendigkeit einer Reformation der Kirche (1669) schließt sie sich mit erst einigen wenigen seiner in Amsterdam neu gegründeten und „urchristlich” gestalteten Hausgemeinschaft an: in allen Menschen – das heißt hier auch: Männern wie Frauen – ist ein göttlicher Funke, den es in der spirituellen Erfahrung der Wiedergeburt zu entzünden gilt.
In den Eukleria verteidigt Anna Maria später diese ihre „Erwählung des besseren Theils” (des Lebens), der doch eigentlich keine Abkehr vom bisherigen Ziel einer Selbstverwirklichung, sondern nur einen anderen Weg zu diesem Ziel bedeutet. Doch die Radikalität dieser neuen Lebensform stößt wie schon öfter auf Ablehnung; auch die gelehrte Herforder Äbtissin Elisabeth von der Pfalz, langjährige Brieffreundin Maria Annas und Descartes' sowie Protektorin der Quäker um Penn und Fox, kann den vertriebenen Separatisten nicht lange Schutz bieten, zumal es dreien ihrer Prediger gelingt, drei Töchter der reichsten Bürger der Stadt von ihren Prinzipien zu überzeugen und zu ehelichen.
Endlich erreichen sie Schloss Waltha bei Wieuwerd in Friesland. Von hier aus beginnt Anna Maria noch einmal einen intensiven Briefwechsel mit den ersten lutherischen Pietisten um Joh. Jak. Schütz und Eleonora von Merlau in Frankfurt. Zehn Jahre nach Schurmans Tod wurde Schloss Waltha Zufluchtsort und Ruhepunkt für Maria Sibylla Merian und ihre Mutter.
(Text von 2002)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz
Zitate
Daher kommt es, dass bei der Lektüre historiographischer Werke über weite Zeitläufe hinweg von den Spuren der Frauen nicht mehr erscheint als von den Spuren eines Schiffes im Meer.
(Anna Maria van Schurman, 1638)
Links
DBNL (digitale bibliotheek vor de Nederlandse letteren): Anna Maria van Schurman. Links und Abbildungen.
Online verfügbar unter http://www.dbnl.org/auteurs/auteur.php?id=Schu001, zuletzt geprüft am 25.04.2023.
Delhougne, Severine: Anna Maria van Schurmann. Universalgelehrte (1607-1678). Portal Rheinische Geschichte.
Online verfügbar unter http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/anna-maria-van-schurmann/DE-2086/lido/57c94cf67bf9a6.49645628, zuletzt geprüft am 25.04.2023.
Deutsche Nationalbibliothek: Schurman, Anna Maria van.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/119095548, zuletzt geprüft am 25.04.2023.
Kölner Frauengeschichtsverein: Wir machen die Geschichte von Frauen sichtbar.
Online verfügbar unter http://www.frauengeschichtsverein.de/, zuletzt geprüft am 25.04.2023.
Schurman, Anna Maria von: Opuscula Hebraea, Graeca, Latina, Gallica, Prosaica et Metrica. Mit vorangestellter Biografie. MATEO (Mannheimer Texte Online).
Online verfügbar unter http://www.uni-mannheim.de/mateo/desbillons/opus.html, zuletzt geprüft am 25.04.2023.
van Beek, Pieta: Anna Maria van Schurman. About her life and most important work.
Online verfügbar unter http://www.annamariavanschurman.org/, zuletzt geprüft am 25.04.2023.
Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts: Schurman, Anna Maria van (1607-1678 ; Nordniederländ. Künstlerin, Gelehrte und Theologin).
Online verfügbar unter http://gso.gbv.de/DB=1.28/REL?PPN=004314328, zuletzt geprüft am 25.04.2023.
Literatur & Quellen
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Neumeister, Sebastian; Wiedemann, Konrad (Hg.) (1987): Res publica litteratia. Die Institutionen der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit. Darin: Die 'gelehrte Frau' und die Institution und Organisationsformen der Gelehrsamkeit am Beispiel der Anna Maria van Schurman (1607-1687) von Barbara Becker-Cantarino. (Band 2, S. 559-76). Wiesbaden. Harrassowitz (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 14).
Quandt, Emil (1871): Anna Maria von Schürmann, die Jungfrau von Utrecht. Ein christliches Lebensbild aus dem 17. Jahrhundert. Berlin. Wiegandt & Grieben (Frauenspiegel, 9).
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Tschackert, Paul (1876): Anna Maria von Schürmann, der Stern von Utrecht, die Jüngerin Labadie's. Ein Bild aus der Culturgeschichte des 17. Jahrhunderts ; Vortrag. Gotha. Perthes.
Venesoen, Constant (2004): Anne Marie de Schurman femme savante (1607 - 1678). Correspondance. Paris. Champion (Textes de la Renaissance, 80).
Bildquellen
- http://www.uni-mannheim.de/mateo/
- http://wikipedia.org/
- http://www.netcologne.de/
- http://www.jimandellen.org/
- http://www.dbnl.org/
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