geboren am 19. Juni 1957 in Stockholm
gestorben am 11. September 2003 in Stockholm
schwedische Politikerin
20. Todestag am 11. September 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Als ihr Vorbild, der schwedische Ministerpräsident Olof Palme, 1986 auf offener Straße erschossen wird, ist die Juristin Anna Lindh bereits zwei Jahre Chefin der sozialdemokratischen Jugendorganisation und seit vier Jahren Reichstagsabgeordnete. Sie wird Senatorin für Kultur und Freizeit in Stockholm und Vorsitzende des Stadttheaters. 1994 übernimmt sie das Umweltressort, ab 1998 ist sie Außenministerin, 2001 EU-Ratspräsidentin. Und schließlich als Nachfolgerin von Ministerpräsident Göran Persson im Gespräch. „Nein, nein“, dementiert sie, „mein Privatleben leidet schon genug unter meinem Job als Außenministerin. Und als Ministerpräsidentin wäre das zehnmal schlimmer.“ Bo Holmberg, mit dem sie seit 1991 verheiratet ist, und ihre Söhne schirmt sie gegenüber der Öffentlichkeit ab. 100 km pendelt sie deshalb jeden Tag zwischen Stockholm und ihrem Zuhause in Nyköping.
Auf der politischen Bühne agiert sie offen, mutig und glaubwürdig. Journalisten loben ihren entspannten Umgang mit den Medien. Die Schweden wählen sie zur beliebtesten Politikerin ihres Landes. „Ich muss sagen können, was ich denke, sonst fühle ich mich nicht wohl.“ Die Außenministerin verurteilte Bushs Krieg gegen den Irak als Völkerrechtsbruch, unterstützte die Unabhängigkeitsbewegungen der Kurden und Palästinenser und kritisierte standhaft die rechten Regierungen der Türkei und Israels oder die Politik des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi.
Anna Lindh repräsentierte die moderne schwedische Frau, die Karriere und Familie miteinander verbinden konnte. Nicht nur in Schweden, auch international war die wortgewaltige, fachkundige, sympathische Politikerin hoch geschätzt.
Einen Dämpfer hat Lindh in ihrer Rolle als Verfechterin des Euro erfahren. Mit aller Heftigkeit hat sie das Referendum zur Einführung des Euro in Schweden verteidigt. Es sollte ein Beitrag ihres Landes zum Friedensprojekt Europa sein. Für die Linken war sie damit auf die Seite der Unternehmer gewechselt. Für eine Diskussionsveranstaltung im Fernsehen am 10. September 2003 zum Thema wollte sich die uneitle Politikerin, die den Rucksack einer Handtasche vorzog, in einem Stockholmer Kaufhaus ein neues Kleid kaufen. Wie seinerzeit Olof Palme war auch die bürgernahe Anna Lindh ohne Leibwächter unterwegs. Und wurde von einem Messerstecher tödlich verletzt.
Verfasserin: Susanne Gretter
Links
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Literatur & Quellen
Quellen
Bader, Alexandra (2003): Anna Lindh. Zum Mord an der schwedischen Außenministerin. Herausgegeben von Ceiberweiber.at. (nicht mehr online, 10.06.2017)
Perger, Werner A. (19.01.2004): Anna Lindhs Mörder – Irrer oder Killer? Der Prozess in Stockholm und das letzte schwedische Tabu. Die Zeit, Hamburg.
Bücher
Cooper, H. H. A.; Redlinger, Lawrence J. (2003): The murder of Olof Palme. A tale of assassination, deception and intrigue, with appendix The assassination of Anna Lindh, Swedish Foreign Minister. Lewiston N.Y.: Edwin Mellen Press (Scandinavian Studies).
Jennekvist, Leif (2005): Mordet på Anna Lindh. En polisutredning. Falun: Bonnier Fakta.
Larsson, Larsåke (Hg.) (2004): Ministermordet. En studie om myndigheternas kommunikation vid attentatet mot Anna Lindh. Stockholm: KBM.
Lindh, Anna (2007): Människovärdet är grunden. Stockholm: Premiss.
Svenning, Olle; Karlsson, Ingmar; Lundh, Jonas (2003): Anna Lindh. En minnesbok. Stockholm: Aftonbladet i samarb. med Norstedt.
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