Biographien Anna Iwanowna (Romanowa)
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geboren am 7. Februar 1693 in Moskau
gestorben am 28. Oktober 1740 in Sankt Petersburg
russische Zarin
330. Geburtstag am 7. Februar 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Anna Iwanowna und ihre Schwester Katharina stammen aus der Ehe Iwans V., des halb schwachsinnigen Bruders Peters des Großen, mit Praskowja Saltykowa. Aus politischen Gründen muss Anna 1710 den Herzog von Kurland heiraten, Friedrich-Wilhelm. Aber bereits nach einem Jahr stirbt dieser und lässt sie kinderlos zurück.
Die Wirren nach dem Tod Peters des Großen (1725) übersteht Anna fernab vom Zarenhof. Doch als der Thron 1730 wieder einmal unbesetzt ist, wendet sich der Geheime Rat an die fast Vergessene. Die Bojarenpartei braucht eine willfährige Galionsfigur, die die Reformen des großen Peter wieder rückgängig macht. Anna scheint dafür geeignet, gilt sie doch als reaktionär, umgänglich und spendabel. Also holt man(n) sie nach Petersburg. Der Rat setzt ein Schriftstück auf, in dem Anna die absolutistische Herrschergewalt genommen wird, außerdem soll sie nie wieder heiraten dürfen. Kaum ist sie zur Zarin gekrönt, zerreißt sie den Wisch wutentbrannt und löst den Rat auf.
Aus Kurland hat sie ihren Liebhaber Ernst von Biron (eigentlich Büren) mitgebracht, der nun zum höchsten Ratgeber und inoffiziellen Premierminister aufsteigt. Biron ist verschlagen und raffgierig und übt in Annas Namen eine wahre Schreckensherrschaft aus. Dennoch wird in den zehn Jahren, die sie regiert, nur wenig von dem angetastet, was Peter der Große aufgebaut hat, denn in den Ämtern sitzen noch viele nicht abgelöste Beamte, die dessen Werk weiterführen. - Die Zarin beruft Deutsche auf wichtige Posten und schließt 1734 ein Handelsabkommen mit Großbritannien ab. Gegenüber Polen betreibt sie erfolgreich Machtpolitik, und ihr General Ostermann siegt im Krieg Russlands gegen die Türken (1735-39). Außerhalb der Regierungsgeschäfte gilt Anna Iwanowna eher als faul, gelegentlich zur Grausamkeit neigend und Biron völlig hörig.
Da sie keine Kinder hat, holt sie die Tochter ihrer nach Mecklenburg verheirateten Schwester Katharina ins Land. Der deutschfreundlichen Politik am Hof folgend, vermählt sich diese mit Anton Ulrich von Braunschweig. Anna ernennt das Söhnchen der beiden, Iwan, zu ihrem Nachfolger, bevor sie, erst 47 Jahre alt, einer Krankheit erliegt. Ihre Rechnung geht jedoch nicht auf. Kaum ein Jahr später putscht Elisabeth, einziges noch lebendes Kind Peters des Großen. Sie war bei Annas Thronbesteigung unrechtmäßig übergangen worden und verbannt nun den “Deutschen-Klüngel” nach Sibirien. Annas geliebter Neffe Iwan aber wird vom frühesten Kindesalter in einen dunklen Kerker gesperrt, wo er schließlich 1764 durch Mörderhand umkommt.
(Text von 1992)
Verfasserin: Eunike Anna Röhrig
Literatur & Quellen
Almedingen, Edith Martha. 1992. Die Romanows – Die Geschichte einer Dynastie, Russland 1613-1917. Frankfurt. Ullstein.
Coughlan, Richard. 1976. Frauen auf dem Zarenthron. Übs. Monika Curths. Düsseldorf. Claassen.
Fussenegger, Gertrud. 2002. Herrscherinnen – Frauen, die Geschichte machten. Düsseldorf. Albatros.
Lipski, A. 1956. “A reexamination of the 'Dark Era' of Anna Ioannovna”, American Slavic and East European Review 15/1956, S. 477ff.
Mediger, Walther. 1952. Moskaus Weg nach Europa. Braunschweig. Westermann.
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