geboren am 3. Dezember 1895 in Wien
gestorben am 8. Oktober 1982 in London
österreichisch-englische Psychoanalytikerin
40. Todestag am 8. Oktober 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Anna ist die Jüngste der sechsköpfigen Kinderschar der Familie Freud. Vom Nesthäkchen entwickelt sie sich zur Mitarbeiterin und Vertrauten des berühmten Vaters. Sie wird Volkschullehrerin, doch ihr Hauptinteresse gilt der Psychoanalyse. Anna Freud absolviert eine Lehranalyse bei ihrem Vater und ist dann selbst als Psychoanalytikerin tätig. In ihren psychoanalytischen Arbeiten konzentriert sie sich vor allem auf Kinder.
Sie wird zur Begründerin der Kinderanalyse, verfaßt die heute als Klassikerinnen geltenden Bücher Einführung in die Technik der Kinderanalyse (1927) und Einführung in die Psychoanalyse für Pädagogen (1930). Manche bezeichnen Das Ich und die Abwehrmechanismen (1936) als ihr eigentliches Hauptwerk.
Auch Erwachsene hat sie analysiert, z. B. Marilyn Monroe, die bei Dreharbeiten mit dem unhöflichen Sir Laurence Olivier in tiefe Depression verfiel. Die Pionierin der Kinderanalyse war auch eine treu sorgende Tochter, Sigmund Freuds Sekretärin, Mitarbeiterin, Organisatorin, sie war die Krankenpflegerin des krebskranken Vaters und vertrat ihn auf Kongressen.
Über die Besorgnis ihres Vaters, daß ihr Interesse an Männern eher schwach ausgeprägt sei, setzt sie sich hinweg – und liebt seit ihrem 30. Lebensjahr eine Frau, Dorothy Burlingham-Tiffany, Millionenerbin aus New York mit vier Kindern. Anna und Dorothy werden ein unzertrennliches Paar, sie leben und arbeiten gemeinsam bis zu Dorothys Tod, wehren aber jede Vermutung auf eine lesbische Liebe ab. Freuds Kommentar zu dieser Verbindung: “Gottlob, Anna ist versorgt!”
1938 geht Anna mit ihrer Familie ins Exil nach London, dort gründet sie gemeinsam mit Dorothy die Hampstead Nurseries, eine Institution für Kriegskinder und -waisen. Nach dem Krieg wird daraus die bedeutende Hampstead-Klinik für Kinder und das Lehrinstitut für Kindertherapie. Als Sigmund Freud 1939 in London stirbt, wird Anna die Doyenne der Psychoanalyse. Kongresse, Vortragsreisen, Verleihungen von Doktorwürden sind Höhepunkte ihrer späten Jahre.
aus Pusch/Gretter, Berühmte Frauen: 300 Portraits, Bd 1
Verfasserin: Sibylle Duda
Zitate
Ich glaube nicht, daß ich ein guter Gegenstand für die Biographen bin. Nicht aufregend genug. Alles, was man über mich sagen kann, läßt sich in einen Satz zusammenfassen: Sie verbrachte ihr Leben mit Kindern.
(Anna Freud, Quelle)
Links
Sigmund Freud Museum Wien.
Online verfügbar unter http://www.freud-museum.at/, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
The Anna Freud Centre.
Online verfügbar unter http://www.annafreud.org/, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
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Online verfügbar unter http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/05/06/a0029, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
Freud, Anna: Die Einsicht in das Unterbewußte. Vortrag; Ausschnitt: Über Kindheit und Außenwelt. Wien, 6.5.1980. Tondokument. Österreichische Mediathek.
Online verfügbar unter https://www.mediathek.at/portaltreffer/atom/014F4616-0B7-001EB-00000D5C-014E5066/pool/BWEB/, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
Freud, Anna: Schlagephantasie und Tagtraum. Vortrag in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung am 31 Mai 1922. In: Publié dans Imago, VIII Band, 1922, Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Leipzig – Wien – Zürich – London, pp. 317-332.
Online verfügbar unter http://www.psychanalyse.lu/articles/AnnaFreudSchlagephantasie.htm, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Freud, Anna, 1895-1982.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118535307, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
Korotin, Rene: Freud Anna, Psychoanalytikerin. biografiA. biografische datenbank und lexikon österreichischer frauen.
Online verfügbar unter http://www.univie.ac.at/biografiA/daten/text/bio/Freud_Anna.htm, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
Molnar, Michael: Freud Museum London. Mit Biografie und vielen Fotos auch von Anna Freud.
Online verfügbar unter http://www.freud.org.uk, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
Nölleke, Brigitte: Psychoanalytikerinnen in Europa. Biografisches Lexikon.
Online verfügbar unter http://www.psychoanalytikerinnen.de/, zuletzt geprüft am 28.11.2020.
Literatur & Quellen
Werke (Auswahl)
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Freud, Anna (1980): 1939 - 1945. Kriegskinder. Berichte aus den Kriegskinderheimen “Hampstead Nurseries” 1941 und 1942. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 2).
Freud, Anna (1980): 1939 - 1945. Anstaltskinder. Berichte aus den Kriegskinderheimen “Hampstead Nurseries” 1943 - 1945. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 3).
Freud, Anna (1980): 1945 - 1956. Indikationsstellung in der Kinderanalyse und andere Schriften. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 4).
Freud, Anna (1980): 1945 - 1956. Psychoanalyse und Erziehung und andere Schriften. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 5).
Freud, Anna (1980): 1956 - 1965. Forschungsergebnisse aus der Hampstead Child-Therapy Clinic und andere Schriften. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 6).
Freud, Anna (1980): 1956 - 1965. Anwendung psychoanalytischen Wissens auf die Kindererziehung und andere Schriften. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 7).
Freud, Anna (1980): 1965. Wege und Irrwege in der Kinderentwicklung. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 8).
Freud, Anna (1980): 1966 - 1970. Probleme der psychoanalytischen Ausbildung, Diagnose und therapeutischen Technik. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 9).
Freud, Anna (1980): 1971 - 1980. Psychoanalytische Beiträge zur normalen Kinderentwicklung.- Gesamtregister. Herausgegeben von Helga Watson. München. Kindler (Die Schriften der Anna Freud, 10).
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Weiterführende Literatur
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Young-Bruehl, Elisabeth (1995): Anna Freud. Eine Biographie. 2. Teil: Die Londoner Jahre. (=Anna Freud. A biography). Aus dem am. Engl. von Maria Clay-Jorde. Wien. Wiener Frauenverl. (Reihe Frauenforschung, 31).
Bildquellen
- http://www.anna-freud-oberschule.de/menschen/index_mnsch.htm
- http://www.psychoanalytikerinnen.de/
- http://wissenschafts-news.blog.de/
- http://www.mediathek.ac.at/
- http://www.kultura-extra.de/extra/feull/anna_freud.html
- http://www.wdr.de/themen/forschung/psychologie/freud/index.jhtml?pbild=1
(Herkunfts-URL, ohne Berücksichtigung jetziger Inhalte)
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