(Anna Kirstine Brøndum [Geburtsname])
geboren am 18. August 1859 in Skagen
gestorben am 15. April 1935 in Skagen
dänische Malerin
165. Geburtstag am 18. August 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Anna Anchers außergewöhnliche Künstlerinnenkarriere beginnt, als skandinavische Maler Skagen, die nördlichste Stadt Dänemarks, für ihre vom französischen Impressionismus inspirierte Freiluftmalerei entdecken und der Gasthof, den die Eltern Ane Hedvig und Erik Brøndum betreiben, zu ihrem Treffpunkt wird. Anna, die dort als jüngste Tochter mit fünf Geschwistern aufwächst, ist fasziniert von den Zeichnungen und Skizzen der Künstler. Unterrichtet und unterstützt von den dänischen Malern Karl Madsen und Michael Ancher, den sie 1880 heiratet, entdeckt die Zwölfjährige diese männliche Domäne der Kunst für sich. Während Frauen erst ab 1908 an der Kopenhagener Akademie Kunst studieren dürfen, ermöglichen die Eltern der Fünfzehnjährigen in den Wintermonaten der Jahre 1875-77 eine Ausbildung an der privaten Zeichenschule des Landschaftsmalers Vilhelm Kyhn in Kopenhagen.
Mit Michael Ancher, dem sie in einer lebenslangen produktiven Liebes- und Arbeitsbeziehung verbunden bleibt, unternimmt sie Studienreisen nach Wien, Holland und Belgien. 1889 malt sie mehrere Monate im Pariser Atelier von Puvis de Chavannes, während ihre 1883 geborene Tochter Helga von ihrer Familie versorgt wird. Anchers wesentliche künstlerische Entwicklung aber vollzieht sich in Skagen. Hier entsteht im Laufe von 55 Jahren nahezu ihr gesamtes künstlerisches Werk, das heute im Skagen Museum zu sehen ist. Sie ist die einzige ausgebildete Malerin der Skagener Künstlerkolonie und wird bereits von ihren Zeitgenossen als bedeutende dänische Malerin anerkannt.
Ausgehend vom Naturalismus und angeregt von der impressionistischen Malweise entwickelt Ancher eine eigenständige ausdrucksstarke Bildsprache. Während ihre männlichen Kollegen Pleinair malen, bevorzugt Ancher Innenansichten: häufiges Motiv sind Frauen, die in ihren schlichten Küchen, Wohn- und Arbeitsstuben mit alltäglichen Tätigkeiten beschäftigt sind: sie rupfen Hühner, stillen ihren Säugling, nähen oder sitzen wie Eine blinde Frau in ihrer Stube in sich gekehrt im Lehnstuhl. Durch einfallendes Sonnenlicht, das sich als heller Reflex an der Wand abzeichnet, verweist Ancher auf das Augenblickhafte der Szene und verleiht gleichzeitig der Alltagstristesse poetischen Glanz. In dieser besonderen Synthese aus Naturalismus und Symbolismus entstehen Lebensbilder, die in ihrer Tendenz zur Abstraktion und Steigerung der Farbintensität eine seelische Ausdruckskraft erreichen, die Ancher zu einer der innovativsten Malerinnen ihrer Generation und zur Wegbereiterin der Moderne macht.
Verfasserin: Kerstin Reimers
Zitate
Ancher, Anna * 18.8.1859 in Skagen (Jütland) † 15.4.1935 in Skagen (Jütland)
Anna Ancher, die Tochter des Skagener Gastwirtes Brøndum, besuchte 1875-78 die Zeichenschule Vilhelm Kyhns in Kopenhagen, erhielt aber ihre wichtigsten künstlerischen Anregungen im Umgang mit den vielen begabten skandinavischen Künstlern, die damals Skagen besuchten. Besonders machte die Kunst Christian Krohgs einen nachhaltigen Eindruck auf sie, und frühe Bilder wie die Möwenrupfer (Kopenhagen) 1883 zeigen etwas von derselben derben Schlichtheit wie seine Skagen-Bilder. Wie Michael Ancher, den sie 1880 heiratete, malte auch sie große monumentale Kompositionen, so zum Beispiel das Begräbnis (Kopenhagen) 1891 und die Laienpredigt im Freien (Skagen) 1903. Jedoch am liebsten und besten schilderte sie einfache häusliche Szenen, Menschen in einem sonnendurchfluteten Zimmer und junge Mädchen; auch einige schöne Studienköpfe schuf sie. Die Figuren stehen in ihren Bildern gewöhnlich sehr gut im Raum, ihre Farben sind zart und wohl abgestimmt, und besonders die Lichtwirkung ist mit der feinsten Beobachtung der Tonwerte wiedergegeben. Sie erst habe es recht verstanden, schrieb Karl Madsen, einen Sonnenstrahl zu erhaschen. Zu ihren schönsten Bildern gehören Blinde Frau in ihrer Stube (Kopenhagen) 1883 und vor allem Sonnenschein in der blauen Stube 1891. In treffsicheren Bildnissen hat sie auch mehrmals ihren Mann sowie ihren alten Lehrer Vilhelm Kyhn und ihre Mutter geschildert. Ihr Standbild, von Astrid Noack geschaffen, steht heute vor dem Museum in Skagen.
(Eintrag zu Anna Ancher in Kindlers Malereilexikon, Band 1, S. 96 ff.)
Ancher, 2. Anna, dänische Malerin, * 18.8.1859 Skagen, † 15.4.1935 Skagen, Mutter der Malerin Helga A. Inspiriert und gefördert von K. Madsen begann sie 1875 und dann jeweils in den Wintern bis 1878 an der Zeichenschule des V. Kyhn in Kopenhagen zu studieren. Es folgten weitere autodidakt. Studien, bes. die Auseinandersetzung mit den anderen Malern der Skagener Künstlerkolonie wird für ihr Schaffen wichtig, was Charakterisierung und Farbbehandlung betrifft, z.B. das Gemälde »Fischer Lars Gaihede einen Stock schnitzend«, 1880. Im gleichen Jahr Heirat mit Michael A. 1882 Reise nach Wien, wo die Bilder des P. van Hooch und J. Vermeer sie zur Schilderung von Interieurs motivierten. Weitere Reisen: 1888/89 Paris, Kenntnis des Werkes von Puvis de Chavannes; 1897 Italien, 1900 Deutschland. Ihr Hauptinteresse gilt den Menschen auf Skagen, die sie von Kindheit an kennt und mit viel Verständnis gestaltet. Bevorzugtes Motiv ist das Interieur mit einer Person (Frau in der Bibel lesend, 1906; Sonnenschein im blauen Zimmer, 1891). Mit der lichten, heiteren Farbigkeit ihrer Bilder wird der Eindruck von Ruhe und Gelassenheit vermittelt. In ihrem 188 Gemälde umfassenden Werk sind dramat. Schilderungen kaum vorhanden. Sie befaßte sich auch mit der Plenairmalerei, meist in kleinen Formaten (Straße in Skagen Østerby). Für ihre naturalist.-impressionist. Malerei ist v.a. die Behandlung des Lichtes und der Atmosphäre charakterist. Sie gilt als eine der bedeutendsten Malerinnen N-Europas. Die größte Kollektion ihrer Werke befindet sich im Skagener Mus., dann im Statens Mus. für Kunst Kopenhagen und darüber hinaus in fast allen Provinzmus. Dänemarks.
(Eintrag zu Anna Ancher im Lexikon der Kunst, E. A. Seemann, S. 156 ff.)
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Links
Artcyclopedia: Anna Ancher Online. Linksammlung.
Online verfügbar unter http://www.artcyclopedia.com/artists/ancher_anna.html, zuletzt geprüft am 16.08.2019.
euronews: Anna Ancher, die Malerin des Lichts - Ausstellung. Mit Video.
Online verfügbar unter http://de.euronews.net/2009/07/07/anna-ancher-die-malerin-des-lichts/, zuletzt geprüft am 16.08.2019.
Skagens Museum: Anna Ancher.
Online verfügbar unter https://skagenskunstmuseer.dk/kunstnere/anna-ancher/, zuletzt geprüft am 16.08.2019.
Zeno.org: Ancher, Anna. Gemälde und Grafiken.
Online verfügbar unter http://www.zeno.org/Kunstwerke/A/Ancher,+Anna, zuletzt geprüft am 16.08.2019.
Literatur & Quellen
Quellen
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Weiterführende Literatur
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Zeitler, Rudolf Walter (1990): Skandinavische Kunst um 1900. Leipzig. Seemann. ISBN 3-363-00410-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
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