geboren am 26. August 1943 in Dresden
gestorben am 8. Februar 2000 in Köln
deutsche Schriftstellerin
80. Geburtstag am 26. August 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Die Schriftstellerin Angelika Mechtel war auf fast allen literarischen Gebieten produktiv: Sie schrieb Gedichte, Kurzgeschichten, Romane, Essays, Reportagen, Sach- und Kinderbücher, Radio- und Fernsehscripts. Schon als ganz junge Autorin hatte sie ihren eigenen Ton gefunden: lakonisch werden mit phantasievollen, oft surrealen Details die institutionalisierte Gewalt, Brutalität dargestellt, die den “normalen” Alltag (überwiegend von Frauen) ausmachen.
Ein Übermaß an historisch-politischer und gesellschaftlicher Brutalität und Leid durch Krankheit prägte auch das Leben der Schriftstellerin: Geboren in Dresden im Kriegsjahr 1943, nach Kriegsende die Flucht nach Westdeutschland, wo sie aufwuchs. 1962 wurde sie ein Jahr vor dem Abitur schwanger und mußte die Klosterschule verlassen, heiratete und brachte ihre erste Tochter, Anke, zur Welt. 1965 wurde ihre zweite Tochter, Silke, geboren. Um die Familie zu ernähren, arbeitete sie viele Jahre lang in verschiedenen Jobs. 1967 wurde ihr Vater, der Auslandsreporter Walter Mechtel, im Jemen ermordet. 1987 erkrankte Mechtel an Brustkrebs, wurde wieder gesund. 1993 ein Rückfall. Im Februar 2000 erlag sie der Krankheit, gegen die sie fast ein Viertel ihres Lebens gekämpft hatte, mit 56 Jahren.
Umso beeindruckender ist die schriftstellerische und gesellschaftspolitische Lebensleistung, die diesem Schicksal abgerungen wurde. Ihren ersten größeren Erfolg hatte Angelika Mechtel 1968 mit den Erzählungen Die feinen Totengräber, 1970 folgte der erste Roman Kaputte Spiele. Ihr erstes Sachbuch Alte Schriftsteller in der Bundesrepublik (1972) trug mit zur Gründung der VG [Verwertungsgesellschaft] WORT bei, die heute SchriftstellerInnen eine gewisse soziale Absicherung bietet.
1975 begann sie, auch für Kinder zu schreiben. Kitty Brombeere und Kitty und Kay werden heute noch viel gelesen. Ebenfalls erfolgreich waren in den 1970er Jahren die Erzählungen Die Träume der Füchsin und der Roman Wir sind arm, wir sind reich; in den 1980er Jahren waren es Die andere Hälfte der Welt oder Frühstücksgespräche mit Paula, das Kinderbuch Die Reise nach Tamerland und der Roman für Jugendliche Cold Turkey, der sich mit der Drogenproblematik beschäftigt; außerdem das Krebstagebuch Jeden Tag will ich leben. In den 1990ern erschien der Roman über Friederike Caroline Neuber Die Prinzipalin und der karibische Roman Das kurze heldenhafte Leben des Don Roberto.
Bereits in den 1970er Jahren hatte Angelika Mechtel begonnen, ehrenamtlich für den Verband deutscher Schriftsteller zu arbeiten. In den 1980ern wurde Mechtel Vizepräsidentin und Beauftragte für das Writers-in-Prison-Committee des Internationalen P.E.N. Sie erreichte die Freilassung von AutorInnen aus Gefängnissen in der Türkei, in der Sowjetunion und Mexiko. Diese Arbeit mußte sie 1993 wegen ihres Krebsleidens aufgeben.
Im Februar 2000 starb Angelika Mechtel in Köln. Auf ihren Wunsch hin wurde ihre Asche in der Bucht von Boquerón, Puerto Rico, ausgestreut, die ihr und ihrem Lebensgefährten, dem Schriftsteller Gerd E. Hoffmann, in den letzten Jahren zur zweiten Heimat geworden war. In ihrem Krebstagebuch (1990) hatte Mechtel geschrieben:
Das Rätsel des Lebens habe ich noch nicht gelöst. Gibt es eines zu lösen? Gilt es nicht, ganz einfach nur zu leben?
Verfasserin: Entnommen der Homepage von Angelika Mechtel, bearbeitet und ergänzt von Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Literatur:
Angelika Mechtel in der Deutschen Nationalbibliothek
Frederiksen, Elke. Hg. 1989. Women Writers of Germany, Austria, and Switzerland. New York; Westport, CN; London. Greenwood.
Mechtel, Angelika. 1976. Die Träume der Füchsin: Erzählungen. Stuttgart. Deutsche Verlags-Anstalt.
Mechtel, Angelika. 1977. Wir sind arm, wir sind reich: Roman. Stuttgart. Deutsche Verlags-Anstalt.
Mechtel, Angelika. 1990. Jeden Tag will ich leben: Ein Krebstagebuch. Frankfurt/M. S. Fischer.
Mechtel, Angelika. 1994. Die Prinzipalin. Roman. Frankfurt/M. Fischer.
Mechtel, Angelika. 1999. Das kurze heldenhafte Leben des Don Roberto. Roman. Frankfurt/M. Fischer.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.