(Amy Jade Winehouse; Wino)
geboren am 14. September 1983 in London-Southgate
gestorben am 23. Juli 2011 in London-Camden
britische Sängerin und Songschreiberin
40. Geburtstag am 14. September 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Amy Winehouse wuchs in einer großen, jazzbegeisterten, jüdischen Familie im Londoner Norden auf. Die Winehouse waren keine von den Familien, die einfach so den Fernseher laufen lassen. Bei ihnen ging es immer um Musik. Vater Mitch Winehouse, ein Taxifahrer, sang die ganze Zeit im Haus – und schon bald stimmte Klein Amy in den Gesang mit ein. Die Großmutter Cynthia spielte dazu die Platten von Billie Ho-liday und Ella Fitzgerald. Später sollte sich die Enkelin mit einem riesigen »Cynthia«-Tattoo für die musikalische Inspiration bedanken. Mutter Janis arbeitete als Apothekerin und wird als »distanziert, aber herzensgut« beschrieben.
Schon im Alter von zwei Jahren führten Amy und ihr drei Jahre älterer Bruder Alex kleine Shows im Familienkreis auf. Amys erklärtes Ziel war es, lauter als Alex zu singen. Das gelang ihr meist mühelos, denn sie hatte nicht nur eine große Ausdauer, sondern auch eine große Klappe. »Amy war schon als Kleinkind laut, wild, verängstigt und empfindlich. Sie war voller Emotionen, manchmal bezaubernd, manchmal unerträglich«, fasst Janis Winehouse jene berüchtigten Eigenschaften ihrer weltberühmten Tochter zusammen, die der Öffentlichkeit so wohlvertraut sind.
Amys eigenwilliger Charakter prägte auch ihren frechen, oft dramatischen Soulpop. Die Sängerin mit der auffälligen Bienenkorb-Frisur nahm ihre Zeitgenossen einfach mit auf die wilde Achterbahnfahrt der Gefühle – und meist wurde einem schon beim bloßen Zusehen (und beim Lesen der täglichen Skandal-Schlagzeilen) schwindelig.
Dabei war sie gut genug fürs Leben gerüstet und hätte sich einfach auf ihr mitreißendes Talent verlassen können. An der renommierten Sylvia Young Theatre School wurde Amy in die Kunst des Singens, Performens und Songschreibens eingeweiht. Das Gitarrespielen hatte Bruder Alex ihr beigebracht. Und sie wusste, dass eine packende Textzeile genauso wichtig ist wie eine kräftige Stimme. Schon die Texte auf ihrem Debüt-Album Frank (2003) gingen auf die Auseinandersetzung mit einem Exfreund zurück. Auch obszöne Zeilen ließen aufhorchen. Sie war jung, klang alt, blieb dabei aber »das Mädchen von nebenan«.
Aber je erfolgreicher Amy wurde, desto mehr konzentrierten sich die Medien auf ihre »Ausnahmestimme«, die in einem tragischen Gegensatz zu den Drogen-, Bulimie-und Alkohol-Abstürzen der Sängerin gesehen wurden. Amys besondere Fähigkeit zur witzigen und brillanten Beobachtung oder auch die Tatsache, dass sie ihre Lieder selbst komponierte, nötigten den Leuten nicht annähernd so viel Respekt ab wie ihre dunkle Jazz-Stimme. Aber das Gesamtergebnis über-. zeugte alle! Im Laufe einer achtjährigen Karriere verkaufte Amy Winehouse 25 Mio Alben. Amy war kein Stimmchen, sie war eine Stimme, in jeder Hinsicht!
Aber leider auch suchtanfällig. Mit Anfang 20 rauchte sie Joints und starke Filterzigaretten, »während die meisten Jugendlichen damals ›light‹-Zigaretten rauchten«, wie Mitch Winehouse mit dem Wissen des Zurückschauenden in seiner Amy-Biographie bemerkt. Die Leute um sie herum begriffen schnell, dass Amy immer einen Schritt weiter gehen musste, aber sie konnten sie letztendlich vor dem Abgrund ihrer zahlreichen Süchte nicht bewahren.
Der internationale Durchbruch kam mit der großen Katastrophe im Gepäck: drei Jahre nach Frank schoss Back to Black in den Hitparaden nach oben. Gemeinsam mit dem New Yorker Produzenten und DJ Mark Ronson erfand die Winehouse den Girl-Group-Sound der 1960er Jahre neu. Anstatt auf Jazz setzte sie nun auf Retro-Soul. Die Texte waren einer tiefen Verzweiflung abgerungen, und sie drehten sich abermals um eine gescheiterte Beziehung – die zu einem gewissen Blake Fielder-Civil, der aber leider nicht ihr Exfreund blieb. Vom Erfolg des Albums angezogen, kam er zurück und teilte fortan nicht nur Bett, sondern auch harte Drogen mit ihr.
So wurde die junge Wilde aus Camden Town zum ersten ungeschönten, authentischen Popstar unserer »You Tube«- und »Smartphone«-Ära. Amy Winehouse war nicht mal beschämt, als ein Video von ihr auftauchte, in dem man sie Crack rauchen sah. »Was soll's? Es glaubt doch sowieso jeder, dass ich Drogen nehme, Papa«, soll sie auf ihre unverblümte Art gesagt haben. Und sie genoss es auch, dass man in ihrem Leben und in ihrem Werk blättern konnte wie in einem offenen Buch.
Amys cartoonartiges Erscheinungsbild – die blumigen Cocktailkleidchen, die großen Augen, der winzige Körper — war witzig, ihr Leben war es bald nicht mehr. Aber sterben wollte sie nicht! Sie kämpfte sich durch zahlreiche Entziehungskuren. Doch am 23. Juli 2011 erlag sie mit 4,16 Promille im Blut einer Alkoholvergiftung, zynischerweise nachdem sie drei Wochen clean gewesen war. Und sie starb auch, wie ihre Ärztin und ihr Bruder den frühen Tod zu erklären versuchen, an den Folgen ihrer Ess-Brech-Sucht. »Ohne die Bulimie wäre ihr Körper stärker gewesen.«
Aus: Berühmte Frauen. Kalender 2016, hg. von Luise F. Pusch
Verfasserin: Kerstin Grether
Zitate
Ich will, dass die Leute meine Stimme hören und für fünf Minuten ihre Probleme vergessen. Ich will als Schauspielerin und Sängerin in Erinnerung bleiben.
(Amy Winehouse im Alter von zwölf Jahren)
Links
Amy Winehouse – The Official Website.
Online verfügbar unter http://www.amywinehouse.com, zuletzt geprüft am 01.09.2018.
Internet Movie Database: Amy Winehouse. Filme.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm1561881/, zuletzt geprüft am 01.09.2018.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Winehouse, Amy. Publikationen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/134167953, zuletzt geprüft am 01.09.2018.
NNDB (2016): Amy Winehouse.
Online verfügbar unter http://www.nndb.com/people/584/000086326/, zuletzt geprüft am 01.09.2018.
Twitter: Amy Winehouse (@amywinehouse).
Online verfügbar unter https://twitter.com/amywinehouse, zuletzt geprüft am 01.09.2018.
Universal Music (2016): Amy Winehouse.
Online verfügbar unter http://www.universal-music.de/amy-winehouse/home, zuletzt geprüft am 01.09.2018.
Wikipedia: Amy Winehouse discography.
Online verfügbar unter https://en.wikipedia.org/wiki/Amy_Winehouse_discography, zuletzt geprüft am 01.09.2018.
Literatur & Quellen
CDs
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Songbooks
Amy Winehouse. (2011) Sing 8 pop hits with sound-alike CD tracks. Milwaukee, WI. Leonard. (Pro vocal, 55) ISBN 9781458413932. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Winehouse, Amy (2007): Back to black. Piano vocal guitar. Songbook. Enth. u.a.: Rehab. You know I'm no good. Me & Mr. Jones (Fuckery). 1. Aufl. Milwaukee, Wis. Faber. ISBN 978-0-571-52969-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Winehouse, Amy (2008): You're the voice - Amy Winehouse. Ten great songs arranged for voice, piano and guitar as performed and recorded. London. International Music Publ. (You're the voice) ISBN 9780571531868. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Brüstle, Christa (Hg.) (2015): Pop-Frauen der Gegenwart. Körper - Stimme - Image. Vermarktungsstrategien zwischen Selbstinszenierung und Fremdbestimmung. Bielefeld. Transcript-Verl.; transcript. (Studien zur Popularmusik) ISBN 978-3-8376-2774-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Johnstone, Nick (2008): Amy Amy Amy. Die Amy-Winehouse-Story. Literaturangaben. Berlin. Bosworth Music. ISBN 978-3-86543-377-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Newkey-Burden, Chas (2011): Amy Winehouse 1983 - 2011. The Biography. New York. John Blake Publishing. ISBN 9781843588146. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Patka, Marcus G.; Stalzer, Alfred (2016): Stars of David. Der Sound des 20. Jahrhunderts / = the sound of the 20th century. 1. Auflage. Berlin. Hentrich & Hentrich. ISBN 3-95565-136-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Pinter, Stephanie (2008): I'd rather be restless. [Biography]. 1. publ. London. Northern & Shell. ISBN 978-0-85079-360-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Pusch, Luise F. (Hg.) (2015): Berühmte Frauen. Kalender 2016. Berlin. Suhrkamp. (Suhrkamp-Taschenbuch, 4608) ISBN 978-3-518-46608-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schatz, Thorsten; Fuchs-Gamböck, Michael (2008): Amy Winehouse. I'm no good. Orig.-Ausg., 1. Aufl. Köln. Vgs; vgs Egmont. ISBN 3-8025-1783-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schuller, Alexander; Bredow, Nicole (2011): Back to Black. Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben. 1. Aufl., Orig.-Ausg. München. Goldmann. (Goldmann, 15730) ISBN 3-442-15730-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schurr, Monika Elisa (2012): Amy Winehouse. Hörbuch-CD, 65 min. Gelesen von Nicole Engeln. Halle (Saale). Monarda Publ. House. (Berühmte Persönlichkeiten) ISBN 9783939513704. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Selby, Elizabeth (2014): Amy Winehouse. Ein Familienporträt. Deutsch von Flow Languages Limited. Ausstellungskatalog. London. Jewish Museum London. ISBN 978-0-74781-486-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sounes, Howard (2013): 27. A History of the 27 Club through the Lives of Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, and Amy Winehouse. 1. Da Capo Press ed. New York. Da Capo Press. ISBN 978-0-306-82168-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Winehouse, Janis (2014): Loving Amy. A mother's story. First U.S. edition. New York. Thomas Dunne Books. ISBN 1466890681. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Winehouse, Mitch (2012): Meine Tochter Amy. Übersetzt von Michael Sailer. Hamburg. Edel Vita. ISBN 3-8419-0145-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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