(Amy Marcy Cheney, verh. Beach (Mrs H.H.A.Beach))
geboren am 5. September 1867 in Henniker, New Hampshire
gestorben am 27. Dezember 1944 in New York
US-amerikanische Komponistin und Pianistin
80. Todestag am 27. Dezember 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Die Kritiker waren ratlos: Amy Beachs Musik erhielt sowohl die Attribute “männlich” als auch “weiblich”. 1892 wurde ihre Es-dur-Messe in Boston uraufgeführt. Ihre Gaelische Sinfonie e-moll, die erste einer Amerikanerin überhaupt, erklang mit großem Erfolg vier Jahre später. Ihr Klavierkonzert cis-moll hob die Pianistin 1899 mit dem Boston Symphony Orchestra selbst aus der Taufe. Unter den Komponisten und Komponistinnen ihrer Generation war sie diejenige, deren Werke am häufigsten aufgeführt wurden (A. F. Block). Sie komponierte rund 300, oft großformatige, Werke, die alle veröffentlicht und aufgeführt wurden – für eine KomponistIN eine Sensation.
Amy Cheney war ein Wunderkind; sie besaß das absolute Gehör und ein unfehlbares Gedächtnis. Als Einjährige sang sie Melodien nach, mit drei Jahren brachte sie sich das Lesen bei, und die Vierjährige komponierte ihre ersten Klavierstücke. Mit sieben Jahren debütierte sie als Pianistin. Schon als Kind wußte sie, daß für sie nur ein Leben als Musikerin in Frage kam. Ihre Doppelkarriere als Pianistin und Komponistin mußte sie sich mühsam erkämpfen, denn ihre Eltern hielten nichts von einer Laufbahn als Berufsmusikerin.
Während ihrer Ehe mit dem 25 Jahre älteren renommierten Bostoner Arzt Dr. Beach beschränkte sie auf seinen Wunsch ihre Auftritte auf einen pro Jahr, verschenkte das Honorar an Wohltätigkeitsvereine und konzentrierte sich auf das Komponieren, das sie sich – wie auch das Orchestrieren – selbst beigebracht hatte, denn ein Studium bei professionellen Lehrkräften wurde ihr nicht gestattet. Ihre Kompositionen durfte sie veröffentlichen, aber nur unter ihrem neuen Namen: Mrs H.H.A. Beach.
Nach dem Tod ihres Mannes (1910) nahm sie das Konzertieren wieder auf. Von 1911 bis 1914 war sie in Europa; sie trat als Pianistin auf und machte ihre Werke bekannt, jetzt unter dem Namen Amy Beach. Beach war eine disziplinierte Arbeiterin. Am liebsten komponierte sie im Freien. Sie übte täglich auf einer stummen Klaviertastatur, um ihr empfindliches Gehör zu schonen. Sie engagierte sich auch für die Belange der Frau, betonte den Wert einer umfassenden Bildung und forderte Musikerinnen auf, trotz Ehe und Mutterschaft weiterhin künstlerisch tätig zu sein. Sie war Mitbegründerin und Vorsitzende der “Association of American Women Composers”.
Ihr Musikstil ist der Spätromantik zuzuordnen, doch verwendet sie auch oft Elemente aus der Eskimo-, amerikanisch-indianischen, schottischen und gaelischen Folklore. Die erste Amerikanerin, die als Komponistin sinfonischer Werke internationale Anerkennung errang, ist trotz des umfangreichen Werkverzeichnisses in allen Musikgattungen in Deutschland lange unbekannt geblieben. Seit etwa 15 Jahren erlebt sie auch in Europa eine Renaissance; mehr und mehr ihrer Werke sind auf CD oder im Internet greifbar.
(Text von 1991)
Verfasserin: Eva Rieger, aktualisiert von Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Ammer, Christine. 1980. Unsung: A History of Women in American Music. Westport, CT. Greenwood Press.
Amy Beach Piano Music. Dover Publications 2001 (Noten).
Block, Adrienne Fried. 2000. Amy Beach, Passionate Victorian: The Life and Work of an American Composer, 1867-1944. New York; Oxford. Oxford Univ. Press.
Brown, Jeanell Wise. 1994 Amy Beach and Her Chamber Music: Biography, Documents, Style (Composers of North America). Metuchen, NJ. Scarecrow.
Tick, Judith. 1986. “Passed away is the piano girl: Changes in American musical Life, 1870-1900”, in: Bowers, Jane & Judith Tick. Hgg. 1986.
Women Making Music: The Western Art Tradition, 1150-1950. Chicago. Univ. of Illinois Press, 325-348
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