(Alice (Malsenior) Tallulah-Kate Walker; Alice Walker Leventhal [Ehename])
geboren am 9. Februar 1944 in der Nähe von Eatonton, Georgia, USA
US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin
80. Geburtstag am 9. Februar 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die Schriftstellerin und Aktivistin Alice Walker engagierte sich ein Leben lang für die Gleichberechtigung von Schwarzen, Frauen und anderen unterdrückten Gruppen. In Erzählungen, Romanen, Gedichten und Essays hat sie außerdem die schwarze Frau als wichtiges Thema für die US-amerikanische Literatur entdeckt:
Mir liegt daran, die Unterdrückung, die Verrücktheiten, die Loyalitäten und die Triumphe schwarzer Frauen zu erforschen…. Für mich sind schwarze Frauen die faszinierendsten Geschöpfe der Welt. (Walker/Byrd 40)
Ihr bahnbrechender Roman The Color Purple (1982; dt. Die Farbe Lila 1984) machte Walker international berühmt und brachte ihr den Pulitzer-Preis für Fiktion ein, der damit zum ersten Mal einer Afroamerikanerin verliehen wurde. Der Roman schildert den Werdegang einer armen, vergewaltigten, vielfach missbrauchten jungen Frau, die durch die Unterstützung anderer Frauen genug Selbstbewusstsein entwickelt, um die Fesseln patriarchaler Unterdrückung schließlich abzuwerfen und Liebe in den Armen einer anderen Frau zu finden. Walkers Einführung des Begriffes ›womanism‹ (1983) erweiterte den früheren, hauptsächlich auf weiße Frauen beschränkten ›feminism‹ der 1970er Jahre.
Womanism is to feminism as purple is to lilac. (Walker, 1983)
Walker spielte auch eine entscheidende Rolle bei der Wiederentdeckung anderer schwarzer Schriftstellerinnen, vor allem Zorah Neale Hurstons, deren Schriften sie herausgab.
Das jüngste Kind von Minnie Lou Grant und Willie Lee Walker war ein aufgewecktes Mädchen. Trotz Armut, Diskriminierung und der Gewalttätigkeiten des Ku Klux Klans bestanden die Eltern darauf, dass ihre acht Kinder zur Schule gingen. Der Vater war Pächter bei einer weißen Farmbesitzerin, die Mutter arbeitete auf dem Feld und als Haushaltshilfe. Für Walker war sie ein Vorbild an Durchsetzungskraft:
Ich bin aufgewachsen in dem Glauben, dass es nichts, aber auch gar nichts gab, was meine Mutter nicht konnte, wenn sie sich einmal dazu entschlossen hatte. Also war ich wirklich froh, als die Frauenbewegung kam, denn ich dachte, sie wollten dahin gehen, wo meine Mutter schon war und wohin ich auch immer gehen wollte. (White 22)
Von der Mutter kam auch der Sinn für das Schöne: in dem wegweisenden Essay In Search of Our Mothers’ Gardens (1974) setzte ihr Walker ein Denkmal und öffnete eine neue Sicht auf lange übersehene Leistungen afroamerikanischer Frauen in kreativen Bereichen wie Gartenarbeit, Quilten oder Erzählen. Die Geschichten, die sie von ihrer Mutter über frühere Generationen der Familie hörte, waren für Walkers spätere Werke eine wichtige Quelle der Inspiration.
Als Alice Walker acht Jahre alt war, verletzte ihr Bruder sie versehentlich mit einem Schuss aus dem Luftgewehr, und ihr rechtes Auge erblindete. Wegen der Narbe fand sie sich nicht mehr schön oder liebenswert und zog sich in eine Welt von Büchern und Introspektion zurück. Später erklärte sie, diese Erfahrung hätte ihr Mitgefühl gesteigert und ihre Beobachtung geschärft. Mit 14 wurde sie dann operiert – und ihre Schönheit und ihr Selbstwertgefühl waren wieder hergestellt.
Aufgrund ihrer Verletzung und ihrer ausgezeichneten Schulnoten bekam Walker ein Stipendium vom Spelman College für schwarze Frauen in Atlanta. Sie engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung und studierte u.a. bei dem radikalen Historiker Howard Zinn. Nach zwei Jahren wechselte sie auf das Sarah Lawrence College in New York. Mit Unterstützung der Dichterinnen Jane Cooper und Muriel Rukeyser widmete sie sich hier dem Schreiben.
Nach dem 1966 mit Auszeichnung abgeschlossenen Studium nahm Walker eine Stelle im rassengetrennten Mississippi an, wo sie sich für die Bürgerrechte armer Schwarzer engagierte.
Hier lernte sie den Bürgerrechtsanwalt Melvyn Leventhal kennen, den sie 1967 heiratete, trotz der in den Südstaaten realen Gefahr: Ehen zwischen Schwarzen und Weißen waren verboten. 1969 gebar sie ihre Tochter Rebecca; ihr erster Roman erschien im darauffolgenden Jahr. Walker kehrte 1971 dank eines Stipendiums des Radcliffe Instituts in den Norden zurück. Als Redakteurin beim Ms. Magazine war sie Mitstreiterin von Gloria Steinem. Der Roman Meridian, über die Bürgerrechtsbewegung, erschien 1976.
Walker ließ sich im selben Jahr scheiden und zog dann nach Kalifornien, wo sie Die Farbe Lila fertig schrieb. Der Roman erntete nicht nur Lob und Preise, sondern zog auch die Kritik auf sich, er hätte schwarze Männer zu negativ geschildert. Die Verfilmung durch Steven Spielberg (1985) machte Whoopi Goldberg und Oprah Winfrey zu Stars und wurde für elf Oskars nominiert.
Nach Ende der 1980er Jahre hatte Walker Beziehungen auch zu Frauen, unter anderen zu der Sängerin Tracy Chapman. Ihre schriftstellerische Arbeit sowie ihr Aktivismus seit Die Farbe Lila sind einem breiten Spektrum von Anliegen gewidmet: Frieden, Spiritualität, Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM), Sorge um den Planeten. Weitere Romane sind u.a. The Temple of My Familiar (1989), und Possessing the Secret of Joy (1992), Walkers fiktionale Untersuchung der FGM. In ihrem Blog auf alicewalkersgarden.com demonstriert die unermüdliche Schriftstellerin und Aktivistin weiterhin ihren Glauben an das Schreiben als unerlässliche Strategie gegen die Unterdrückung. (Text von 2013)
Verfasserin: Joey Horsley
"Die Farbe Lila" revisited. Essay von Renate Kraft
Links
AliceWalkersGarden.com – The Official Site for Alice Walker (Link aufrufen)
Danielle, Chris: Living By Grace – The Biographical Website About Author Alice Walker. Biography, Complete Works, Bibliography, Fun Facts, Links (coming soon), Store. (Link aufrufen)
Internet Movie Database: Alice Walker. Filme. (Link aufrufen)
Jokinen, Anniina: Anniina's Alice Walker Page. Thematisch sortierte, umfangreiche Linksammlung (engl.). (Link aufrufen)
Makers.com: Alice Walker. Videos, Zitate, Kurzbiografie (engl.). (Link aufrufen)
Wikipedia: Alice Walker (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Werke
Walker, Alice (1984): Die Farbe Lila. Roman. (=The color purple) Ins Deutsche übersetzt von Helga Pfetsch. 5. Aufl. Bergisch Gladbach. BLT. 2011 (92133) ISBN 978-3-404-92133-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1984): Meridian. Roman. (=Meridian) Ins Deutsche übersetzt von Thomas Lindquist. 1. Aufl. München. Goldmann. 1987 (Goldmann-Taschenbuch, 8855) ISBN 3-442-08855-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1986): Roselily. 13 Liebesgeschichten. (=Roselily) Aus dem am. Englisch von Gertraude Krueger und Helga Pfetsch. München. Kunstmann. 2006. ISBN 3-88897-422-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1987): Auf der Suche nach den Gärten unserer Mütter. Essays. (=In search of our mother's gardens) Ins Deutsche übersetzt von Getraude Krueger. 1. Aufl. München. Frauenbuchverlag. ISBN 3-88897-124-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1987): Freu dich nicht zu früh. 14 radikale Geschichten. (=You can't keep a good woman down) Aus dem am. Englisch von Pociao. 1. Aufl. München. Goldmann. 1990 (Goldmann Taschenbuch, 9640) ISBN 3-442-09640-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1988): Das dritte Leben des Grange Copeland. (=The third life of Grange Copeland) Ins Deutsche übersetzt von Thomas Lindquist. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. 1998 (rororo, 22230) ISBN 3-499-22230-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1988): Die Erfahrung des Südens / Das schwarze Amerika erzählen. Essays. 1. Aufl. München. Frauenbuchverlag. ISBN 3-88897-130-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1988): Good morning revolution / Schreiben und sozialer Protest. Essays. (=In search of our mother's gardens) 1. Aufl. München. Frauenbuchverlag. ISBN 3-88897-129-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1989): Auf der Suche nach den Gärten unserer Mütter / Beim Schreiben der Farbe Lila. Essays. (=In search of our mother's gardens) Aus dem am. Englisch von Gertraude Krueger, Thomas Lindquist und Helga Pfetsch. 1. Aufl. München. Goldmann. (Goldmann-Taschenbuch, 9442) ISBN 3-442-09442-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1989): Die Erfahrung des Südens / Good Morning Revolution. Essays. Ins Deutsche übersetzt von Thomas Lindquist. 1. Aufl. München. Goldmann. (Goldmann, 9602) ISBN 3-442-09602-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1990): Im Tempel meines Herzens. Roman. (=The temple of my familiar) Ins Deutsche übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann. 49. - 55. Tsd. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. 1993 (rororo, 13163 : Neue Frau) ISBN 3-499-13163-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1993): Ihr blauer Körper ist alles was wir kennen. Aus den Gesammelten Gedichten 1965-1990 ; Band 1 Englisch-Deutsch. (=Her blue body everything we know) Ins Deutsche übersetzt von Gerhard Döhler. Dt. Erstausg. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. (rororo, 13256 : Neue Frau) ISBN 3-499-13256-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1993): Sie hüten das Geheimnis des Glücks. Roman. (=Possessing the secret of joy) Ins Deutsche übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. ISBN 3-498-07327-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1995): Die Farbe Lila. Roman ; das Buch zum Film. Reinbeck bei Hamburg. Rowohlt. (rororo, 12099) ISBN 3-499-12099-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1995): Ihre braune Umarmung. Aus den gesammelten Gedichten 1965 - 1990 Band II ; englisch - deutsch. Ins Deutsche übersetzt von Gerhard Döhler. Dt. Erstausg. Reinbeck bei Hamburg. Rowohlt. (rororo, 13529 : Neue Frau) ISBN 3-499-13529-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (1999): Das Lächeln der Vergebung. Roman. (=By the light of my father's smile) Aus dem am. Englisch von Maja Ueberle-Pfaff. München. Europa. ISBN 3-203-84004-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice (2002): Zugvögel. (=The way forward is with a broken heart
Walker, Alice; Krueger, Gertraude (1987): Beim Schreiben der Farbe Lila und andere Essays. (=In search of our mother's gardens) Ins Deutsche übersetzt von Gertraude Krueger … 1. Aufl. München. Frauenbuchverlag. ISBN 3-88897-125-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Walker, Alice; Parmar, Pratibha (1996): Narben oder die Beschneidung der weiblichen Sexualität. Ins Deutsche übersetzt von Ursula Locke-Gross. 1. Aufl. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. ISBN 3-498-07336-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Allen, Donna E. (2013): Toward a womanist homiletic. Katie Cannon, Alice Walker and emancipatory proclamation. New York, NY. Lang. (Martin Luther King Jr. memorial studies in religion, culture and social development, 13) ISBN 978-1-4331-1361-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bates, Gerri (2005): Alice Walker. A critical companion. 1. publ. Westport, Conn. Greenwood Press. (Critical companions to popular contemporary writers : Second series) ISBN 0-313-32024-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Byrd, Rudolph P. (Hg.) (2010): The world has changed. Conversations with Alice Walker. New York, NY. New Press. ISBN 978-1-595-58496-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fitzgerald, Stephanie (2008): Alice Walker. Author and social activist. Minneapolis, Minn. Compass Point Books. ISBN 978-0-7565-3474-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gates, Henry Louis und Appiah, K. A. (Hg.) (1993): Alice Walker. Critical perspectives past and present. New York, NY. Amistad. (Amistad literary series) ISBN 9781567430264. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gentry, Tony (1993): Alice Walker. 1. print. New York. Chelsea. (Black Americans of achievement) ISBN 0791019136. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gillespie, Carmen (2011): Critical Companion to Alice Walker. A literary reference to her life and work. New York, NY. Facts on File. (Facts on file library of American literature) ISBN 978-0-8160-7530-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Howard, Lillie P. (Hg.) (1993): Alice Walker and Zora Neale Hurston. The common bond. Westport, Conn. Greenwood Press. (Contributions in Afro-American and African studies, 163) ISBN 0313257906. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kramer, Barbara (1995): Alice Walker. Author of The Color Purple. Springfield, NJ. Enslow. (People to know) ISBN 0894906208. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lauret, Maria (2011): Alice Walker. 2. ed. Basingstoke. Palgrave Macmillan. ISBN 9780230575899. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lazo, Caroline Evensen (2000): Alice Walker. Freedom writer. Minneapolis, Minn. Lerner. (A Lerner biography) ISBN 0822549603. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Pratt, Louis H.; Pratt, Darnell D. (1988): Alice Malsenior Walker. An annotated bibliography, 1968-1986. Westport, Conn. Meckler. (Meckler's studies and bibliographies on Black Americans, 1) ISBN 0313277052. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Warren, Nagueyalti (Hg.) (2013): Alice Walker. Ipswich, MA. Salem Press. (Critical insights) ISBN 9781429837309. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wenker, Stefanie (2000): Alice Walkers Romanwerk. Eine Untersuchung zu Ganzheit(lichkeit) und Womanism. Frankfurt am Main, New York. Lang. (Mainzer Studien zur Amerikanistik, Bd. 43) ISBN 3-631-35115-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
White, Evelyn C. (2004): Alice Walker. A life. Authorized biography. New York. Norton. ISBN 0-393-05891-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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