geboren am 28. Januar 1900 in Merion Square, Pennsylvania
gestorben am 13. Oktober 1984 in New York
US-amerikanische Malerin
125. Geburtstag am 28. Januar 2025
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die Bilder der Malerin Alice Neel wurden selten gekauft, da sie niemals ihren Modellen schmeichelte. Ihre ungeschminkten Porträts wurden als bedrückend und schockierend empfunden, doch blieb sie ihrem realistisch-expressiven Stil jahrzehntelang treu.
Sie sagte sich früh von ihrer wohlhabenden Familie los und ging nach dem Studium Ende der 1920er Jahre nach New York, heiratete einen kubanischen Studenten und zog später ihre zwei Söhne allein groß. Ihr Leben verlief sehr bewegt und meistens tragisch, sie verlor eins ihrer drei Kinder, hatte mehrere unglückliche Männerbeziehungen und unternahm nach einem Nervenzusammenbruch einen Selbstmordversuch; doch immer malte sie – Stadtlandschaften und ihre BewohnerInnen, Porträts von FreundInnen, NachbarInnen und der eigenen Familie, später auch Prominente der Kulturszene, z.B. Allan Ginsberg und Andy Warhol. Sie hatte den ungewöhnlichen Einfall, Persönlichkeiten der Kunstszene in ihr Atelier einzuladen und sie zu fragen, ob sie sich als Akt malen lassen würden. Entwaffnet durch diese direkte Bitte, willigten manche ein. Bekannt sind die Aktporträts des Kunstkritikers John Perreault, der Kritikerin Cindy Nemser und des New Yorker Dichters Joe Gould (den sie mit mehreren Genitalien darstellte).
Neel war immer auch politisch engagiert; als junge Frau sympathisierte sie mit kommunistischen Ideen, später war sie aktiv in der neuen Frauenbewegung und malte Porträts bekannter Feministinnen wie Kate Millett und Bella Abzug. Mit ihren Aktdarstellungen von schwangeren, kranken oder alten Frauen stellte sie die konventionelle Präsentation des Weiblichen – jung, perfekt und arrangiert für den männlichen Betrachter – radikal in Frage. Alice Neels Akt-Selbstbildnis als 80jährige ist der Gipfel dieser langen Reihe unkonventioneller Porträts, in denen sie die Menschen mit allen Narben des Lebens malte.
Ab 1932 stellte Neel zwar gelegentlich aus, doch ihre erste große Ausstellung fand erst 42 Jahre später statt. Heute gelten ihre Bilder als bedeutende Dokumente ihrer Zeit, als kritischer Kommentar zur amerikanischen Geschichte und Kultur des 20. Jahrhunderts. In ihren späten Lebensjahren wurde ihr Werk voll anerkannt. Präsident Carter empfing sie im Weißen Haus, Ausstellungen wurden arrangiert, und sie trat im Fernsehen auf. Im Jahr 2000 gab es zur Feier ihres 100. Geburtstags eine große Rückschau auf ihr Werk im Philadelphia Museum of Art.
Wir haben bei der Alice Neel Estate angefragt, ob wir Fotos und Werke der Künstlerin hier zeigen dürfen. Bis eine Antwort bei uns eintrifft, muss diese Biografie aus rechtlichen Gründen leider unbebildert bleiben. AN
Verfasserin: Renate Rochner
Zitate
Immer, wenn ich vor einer Leinwand saß, war ich glücklich. Denn es war eine Welt, in der ICH tun konnte, was ich wollte.
(Alice Neel, 1980)
Links
Alice Neel | AUREL SCHEIBLER. Einige Werke, Kurzbiografie, Ausstellungen, Auszeichnungen, Pressemitteilungen der Galerie.
Online verfügbar unter http://www.aurelscheibler.com/artists-represented/alice-neel, zuletzt geprüft am 11.10.2019.
Alice Neel Documentary. Seite zum Dokumentarfilm über Alice Neel. Mit (zum Teil von Alice Neel kommentierter) Bildergalerie und interessanten Links.
Online verfügbar unter http://www.aliceneelfilm.com/, zuletzt geprüft am 11.10.2019.
aliceneel.com. Offizielle Website der Alice Neel Estate. Enthält alle relevanten Informationen (News, Exhibitions, Gallery, Biography, Bibliography, Articles, Film).
Online verfügbar unter http://aliceneel.com/, zuletzt geprüft am 11.10.2019.
Literatur & Quellen
Quellen
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Gagel, Hanna (2005): So viel Energie. Künstlerinnen in der dritten Lebensphase. Berlin. AvivA. ISBN 978-3-932338-24-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Weiterführende Literatur
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Temkin, Ann (2000): Alice Neel. With essays by Ann Temkin, Susan Rosenberg, and Richard Flood. Ausstellungskatalog. Andere ISBN: 0876331398 New York. Abrams. ISBN 0810942151. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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