Biographien Alice, Großherzogin von Hessen-Darmstadt
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
(Maud Mary)
geboren am 25. April 1843 in London, Buckingham Palace
gestorben am 14. Dezember 1878 in Darmstadt
englischdeutsche Philanthropin
180. Geburtstag am 25. April 2023
145. Todestag am 14. Dezember 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die zweite Tochter der Queen Victoria von England erhielt eine sorgfältige Erziehung im liberalen Geiste. Noch vor der Liebesheirat mit Ludwig von Hessen-Darmstadt 1862 stirbt der über alles geliebte Vater, Prinzgemahl Albert. Bei der Unterstützung der Mutter bilden sich politisches Verständnis und organisatorisches Geschick.
Alice fügt sich in die bescheidenen Verhältnisse des Darmstädter Hofs. In elf Jahren gebiert sie sieben Kinder – eine vorbildliche Ehefrau und Mutter. Verwandt mit fast allen europäischen Herrscherhäusern, erfüllt sie sehr viele Repräsentationspflichten.
Trotzdem kümmert sie sich schon ab 1863 um die Verbesserung der hygienischen Bedingungen für arme Wöchnerinnen und fördert die öffentliche Gesundheitspflege.
1866 eröffnet sie in ihrem neuen Palais den „Alice-Bazar“, aus dessen Gewinn sie eine – erstmals ärztlich geleitete – „Idiotenanstalt“ gründen kann. Sie nimmt, sehr zum Missfallen des Hofs, diese und andere humanitäre Einrichtungen aus der Obhut der Kirche. 1867 betraut sie Luise Büchner, der sie freundschaftlich verbunden ist, mit der Gründung des „Alice-Frauenvereins“, der Krankenpflege zu bezahlten Beruf mit Kranken- und Altersversorgung machen und sich für Bildung und Erwerbstätigkeit der Frau einsetzen soll . Ein weiterer Bazar sorgt für den Verkauf der Arbeit von Näherinnen zu einem fairen Preis.
Ab 1870 bildet Alice mit ihrem Gatten am Darmstädter Hof den Sammelpunkt der deutschen Einigungsbestrebungen und setzt sich damit in scharfen Gegensatz zu konservativen Kreisen.
Im Krieg 1870/71 übernehmen ausgebildete Pflegerinnen die Betreuung der Verwundeten, der Alice-Verein kümmert sich um Witwen und Waisen. Ebenfalls 1870 wird das „Alice-Lyzeum“ unter der Leitung von Luise Büchner gegründet.
1872 tagt in Darmstadt die erste Generalversammlung des Verbandes deutscher Frauen- und Erwerbsvereine, dem die Alice-Vereine angehören. Es wird u.a. über den Eintritt von Frauen in den Post-, Eisenbahn- und Telegraphendienst verhandelt.
Nach dem Unfalltod des jüngsten Sohnes 1873 klagt Alice vermehrt über Schwäche und Erschöpfung, aber sie lässt in ihrem Einsatz nicht nach. So übersetzt sie Octavia Hills Abhandlung On the Homes of the London Poor ins Deutsche.
Im November 1878 bricht in der Familie Diphterie aus, an der Alice und ihre jüngste Tochter sterben. Ihr früher Tod bewahrte sie davor, miterleben zu müssen, wie zwei ihrer Töchter (die Großfürstin Elisabeth und Alix, die letzte Zarin) in Russland mit ihren Familien ermordet wurden.
(Text von 1992)
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Zitate
Alice in einem Brief an ihre Mutter, 15. April 1874:
„Welch‘ ein Fehler auf Seiten der Eltern ist es, ihre Töchter nur mit dem wesentlichen Ziel, sie zu verheirathen, aufzuziehen… es soll mein Bestreben sein, meine Mädchen aufzuziehen, ohne dass sie dies als den einzigen Gegenstand für die Zukunft suchen, und dass sie fühlen, ihr Leben ebenso gut auf andere Weise ausfüllen zu können. Eine Heirath um der Heirath willen ist gewiss der größte Missgriff, den eine Frau machen kann…“
Literatur & Quellen
Alice, Großherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Großbritannien und Irland. 1884 (1883). Mittheilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen. 5. Aufl. Hg. Carl Sell. Darmstadt. Arnold Bergsträsser.
Schüßler, Wilhelm. Hg. 1920. Die Tagebücher des Freiherrn Reinhard von Dalwigk zu Lichtenfels aus den Jahren 1860-71. Deutsche Geschichtsquellen des 19. Jahrhunderts. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 2. Osnabrück. Biblio. [Nachdruck 1967].
Stephen, Leslie & Sidney Lee. Hg. 1908. Dictionary of National Biography. London. Smith, Elder & Co.
Weiland, Daniela. 1983. Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und Österreich. Biographien, Programme, Organisationen. Hermes Handlexikon. Düsseldorf. Econ TB.
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