(Louise Antoinette Eleonore Konstanze Agnes Franzky)
geboren am 8. Februar 1794 in Militsch, Schlesien
gestorben am 13. Mai 1843 in Breslau
deutsche Schriftstellerin und Wohltäterin
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Kinderbücher, Schulbücher, Liederbücher sind im 19. Jahrhundert voller Gedichte, kurzer Erzählungen, Sagen und Märchen sowie kleinerer Schauspiele und vertonter Lyrik von Agnes Franz. In Jahresheften, Journalen und Almanachen, zu kirchlichen Feiertagen und in Lyrikanthologien, vor allem mit religiösen Themenschwerpunkten, sind ihre meist kürzeren Texte häufig zu finden. Und auch ihr vierbändiger Roman in Briefen „Angela“, schon 1831 in Breslau erschienen, wird gerne gelesen. Heute ist sie so gut wie vergessen.
Ihr Leben ist schnell berichtet, viel wissen wir nicht über Agnes Franz: Der Vater ist Regierungs- und Hofrat in Militsch, und nach seinem frühen Tod 1801 muss die Familie mehrfach umziehen, sie kommt bei Verwandtschaft unter. Ein schwerer Unfall der 13jährigen führt zur Missbildung mit einer schweren Rückenverkrümmung, die ihr zeitlebens zu schaffen macht. Der Umzug nach Oberarnsdorf auf das Rittergut eines Onkels führt sie auch nach Dresden, wo sie in Kontakt mit dem literarischen Kreis um Johann Friedrich Kind und Theodor Hell kommt. Letzterer ermutigt sie 1821, in der von ihm herausgegebenen „Dresdner Abendzeitung“ ihre kleinen Geschichten und Gedichte zu veröffentlichen. Damit hat sie ihr Metier gefunden; sie wird Schriftstellerin nicht nur für Erwachsene, sondern auch für die Jugend.
Die schreibende, zurückgezogen lebende Agnes Franz, wie sie sich als Autorin nennt, zieht 1822 nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrer verheirateten Schwester nach Wesel und mit deren Familie 1830-37 nach Brandenburg, wo ihr Schwager stirbt und von wo die beiden Frauen mit den vier Kindern nach Breslau weiterziehen Ihr kleines Erbe verwendet Agnes Franz um mittellosen jungen Menschen zu helfen; hat sie schon in Wesel einen Jungfrauenverein und eine Schule für arme Mädchen gegründet und geleitet, so führt sie diese Arbeit in Breslau mit einer Armenschule fort. Nach dem Tod ihrer Schwester 1840 lebt sie in Breslau mit den vier Kindern, für die sie die Verantwortung übernommen hat und ihrer Armenschule noch drei Jahre, bis zu ihrem frühen Tod unermüdlich schriftstellerisch arbeitend.
Die von ihr bevorzugten literarischen Kleinformen – Gedichte, Erzählerisches und Spielszenen, auch Volkstümliches oder für häusliche Feste Geschriebenes (z.B. ihre „Polter-Abend-Scenen“!) – nehmen im deutschsprachigen Raum bis 1914 einen festen Platz im bürgerlichen Milieu der religiös gefestigten Mittel- und Bürgerschicht ein; Schulbuchverlage tragen zur Verbreitung bei. Friedrich Silcher vertont einige ihrer Gedichte in Chorsätzen und Kinderliedern, ihre volksliedhaften Gedichte werden im Singunterricht von Schulkindern genutzt, und selbst Georg V., König von Hannover, komponiert zu Gedichten von Agnes Franz einige seiner Sololieder mit Klavier.
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise”; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
Verfasserin: Siegfried Carl
Literatur & Quellen
Blackwell, Jeannine & Shawn C. Jarvis. 2001. The Queen's Mirror: Fairy Tales by German Women, 1780-1900. Lincoln NE. University of Nebraska Press.
Friedrichs, Elisabeth. 1981. Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts: Ein Lexikon. Stuttgart. Metzler.
Gross, Heinrich. Hg. 1885. Deutsche Dichterinen [sic] und Schriftstellerinen [sic] in Wort und Bild. 3 Bde. Berlin. Fr. Thiel.
Kord, Susanne. 1992. Ein Blick hinter die Kulissen: Deutschsprachige Dramatikerinnen im 18. und 19. Jahrhundert. Stuttgart. Metzler.
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