Biographien Aelia Pulcheria Augusta
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geboren am 19. Januar 399 in Konstantinopel
gestorben am 18. Februar 453 in Konstantinopel
Kaiserin des oströmischen Reichs
1625. Geburtstag am 19. Januar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Aelia Pulcheria bekam den Rang einer “Augusta” im Jahre 414 von ihrem jüngeren Bruder, dem Kaiser Theodosius II, verliehen und setzte damit die lange Tradition mächtiger römischer Herrscherinnen seit Livia fort. Als “Augusta” standen Pulcheria kaiserliche Würden zu, die sie nur mit dem Kaiser teilte: Ihr Abbild erschien in der offiziellen Ikonographie, d.h. auf Münzen und auf Porträts im Senat. Andere Augustae, wie etwa ihre Mutter Aelia Eudoxia, hatten diese Würde und Macht auf dem üblichen Wege des Gebärens kaiserlicher Nachkommen und sonstiger Familienbande erworben. Pulcheria jedoch definierte für sich die Rolle einer Kaiserin neu. Als “jungfräuliche Prinzessin” leitete und beeinflusste sie ihren Bruder während seiner gesamten Herrschaftszeit und übernahm das Ruder nach seinem Tode im Jahre 450.
Als der Kaiser Arcadius, der Vater Aelia Pulcherias, ihrer beiden Schwestern Arcadia und Marina und des Thronfolgers Thodosius II, im Jahre 408 gestorben war, blieben die Kinder in der Obhut eines kaiserlichen Beamten. Aelia Pulcheria überredete ihren Bruder im Alter von 13 Jahren, diesen Beamten zu entlassen. Sie übernahm selbst die Leitung des Haushalts und machte großen Eindruck auf ihre Familie und die Untertanen als “Beschützerin” des Kaisers. Sorgfältig überwachte sie die religiöse und höfische Erziehung des Bruders. Unter ihrer Verwaltung wurde der kaiserliche Haushalt ein Muster christlicher Frömmigkeit und Bescheidenheit. Im Jahre 413 weihte die junge Kaiserin öffentlich ihre Jungfräulichkeit und die ihrer Schwestern Gott dem Herrn. Sie stiftete einen Altar in der Großen Kirche in Konstantinopel mit der Inschrift “zu Ehren ihrer Jungfräulichkeit und der Herrschaft ihres Bruders”.
Als Aelia Pulcheria nach dem Tod des Bruders im Jahr 450 die Herrschaft über das oströmische Reich antrat, musste sie unter dem Druck der Konventionen bereits einen Monat später heiraten. Aber ihr Gatte Marcian versprach, ihr Jungfräulichkeitsgelübde zu achten.
Pulcherias Führungsstil vereinte soziales Engagement mit christlichem Eifer bis hin zu extremer Intoleranz. Es heißt, dass sie Gesetze befürwortete, die zur Gewalt gegen HeidInnen und JüdInnen anstifteten; sie betrieb auch den Ausschluss von Heiden aus der kaiserlichen Armee und Verwaltung. Andererseits gewann die Kaiserin weithin Anerkennung und die Liebe ihrer Untertanen für ihre Großzügigkeit gegenüber den Armen und ihre Fürsorge für den Klerus und die Mönche. In ihrem Testament vermachte sie ihr persönliches Vermögen den Armen. Als Teil ihres Programms, Herrschaft mit Frömmigkeit zu verbinden, ließ sie mit gebührendem Pomp Reliquien der Heiligen nach Konstantinopel überführen und auf eigene Kosten Schreine für sie errichten. Sie zahlte auch für zahlreiche andere Weihestätten, vor allem Marienkirchen, denn Maria war ihr Vorbild. Es gab Perioden der Entfremdung zwischen ihr und dem Hof des kaiserlichen Bruders, wenn seine Ratgeber mit ihr rivalisierten - aber auf die Unterstützung des Volkes konnte sie immer zählen.
Nach ihrem Tod im Jahre 453 wurde sie von ihren Nachfolgern als Vorbild hochgehalten, besonders wegen ihrer Fähigkeit, kaiserlichen Führungsanspruch mit tiefer Frömmigkeit zu vereinen und so die Gunst des Volkes zu gewinnen.
(Text von 1998)
Verfasserin: Katherine E. Horsley
Literatur & Quellen
Holum, Kenneth. 1982. Theodosian Empresses: Women and Imperial Dominion in Late Antiquity. Berkeley & Los Angeles. Univ. of California Press.
Lexikon der Frau. 1953/4. 2 Bände. Zürich. Enzyklios.
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