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geboren am 11. Oktober 1854 in Cochabamba, Bolivien
gestorben am 2. Juni 1928 in Cochabamba, Bolivien
bolivianische Schriftstellerin, Erzählerin, Denkerin und Erzieherin
170. Geburtstag am 11. Oktober 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Adela Zamudio war das zweite von fünf Kindern von Rodolfo Zamudio und Modeasta Ribero de Zamudio, die der kreolischen, wohlhabenden Oberschicht Boliviens angehörten.
Ihre ersten Lebensjahre verbrachte Adela mit der Familie auf dem Land, dann erfolgte der Umzug nach Cochabamba.
Manche ihrer Biografen meinen, dass diese Jahre, in enger Berührung mit der Natur, ihre Melancholie und Sensibilität, die durch ihr ganzes Werk ziehen, geprägt hätten.
Als die Familie sich definitiv in Cochabamba niederließ, begann Adelas eigentliche Erziehung in der Klosterschule San Alberto, die für ihre strenge Disziplin bekannt war.
Damals wurde es nicht vielen Mädchen oder Frauen ermöglicht, eine Schule zu besuchen. Auch diese Schule war zwar wohl die bestmögliche, aber auch einzige Alternative, die für Adela in Frage kam. Die Erziehung war allerdings nicht sehr umfassend. Adela wird als Autodidaktin bezeichnet, las sie sich doch allein durch viele Bücher der Weltliteratur und begann auch zu malen, alles immer noch mit der Unterstützung der Familie und der Gesellschaft. Malen und Lesen galten als gesellschaftsfähige Beschäftigungen für eine Tochter aus gutem Haus.
Als Adela aber ihre untergeordnete Rolle zuerst als Tochter und nachher als Frau und Mutter nicht mehr spielen wollte und dem „weiblichen Ideal“ den Rücken kehrte, indem sie nicht heiratete und keine Verbindung einging und sich zudem immer mehr literarisch betätigte, begann sich die Zwiespältigkeit ihrer Situation in Familie und Gesellschaft bemerkbar zu machen.
So wurde sie von den einen als „freie, moderne Frau“ gefeiert, von den anderen aber als „Verneinung des Weiblichen“ angesehen.
Im Jahr 1887, bereits 33-jährig, wurde mit direkter Unterstützung des Vaters (er fuhr zur Publikation nach Buenos Aires) und unter dem Pseudonym „soledad“ (Einsamkeit) ihr erstes Buch „Poetische Essays” (ensayos poéticos) herausgegeben. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits ihre Gedichte und Artikel in der Zeitung veröffentlicht. Am bekanntesten wurde Adela durch ihre beiden Gedichte „Quo Vadis“, das 1903 in der Fastenzeit erschien und die Kirche kritisierte und „Nacer hombre“ (Als Mann geboren), das sich in energischem Ton für die Frau ausspricht.
Mit 45 Jahren trat Adela noch in den Schuldienst in der Schule San Alberto ein, in der sie in der Zeit des beginnenden Liberalismus blieb. Sie kritisierte die „aristokratische“ Erziehung und setzte sich für eine öffentliche Bildung ein, an der vermehrt auch Frauen teilhaben sollten. Als junge Frau gründete sie eine Schule für Zeichen- und Malunterricht, später sogar die erste staatliche Schule für Frauen.
Nach 25 Jahren Schuldienst wurde Adela „zwangspensioniert“, nachdem eine konservative Regierung die Macht übernahm.
Obwohl sich fast die ganze Erzählweise Adelas in einem belehrenden und moralisierenden Ton hielt, stieß sie auch damit auf eine zweigeteilte Meinung, griff sie doch die Heuchelei der Kirche und Gesellschaft an. Also wurde sie auch hier als „heilige Laiin“ oder als respektlose Atheistin bezeichnet.
Sie brachte somit in einer Person die Zwiespältigkeit und die Gegensätze einer ganzen Gesellschaft und ihrer Zeit zum Ausdruck.
Adelas Bedeutung in der bolivianischen Geschichte ist nicht zu unterschätzen. Einerseits entwand sie sich der ihr auferlegten, traditionellen Rolle als Frau in der Gesellschaft. Andererseits benutzte sie das Wort, um ihre Gefühle und ihre Sichtweise der Gesellschaft auszudrücken; aber sie gebrauchte es auch, um Ungerechtigkeiten anzuprangern und ihre Stimme denjenigen zu leihen, die selber keine Möglichkeiten dazu hatten. Sie wollte durch mehr Bildung eine Veränderung in den moralischen Grundsätzen herbeiführen, um die Situation der Frau und somit auch der Gesellschaft zu verbessern.
Allgemein wird Adela Zamudio als erste Feministin Boliviens angesehen.
Tragisch mutet an, dass Adela alle Familienmitglieder überlebt hat und schließlich ziemlich verarmt in Cochabamba, der kleinen, bürgerlichen Stadt, die sie kaum je mehr verließ, starb.
(Text von 2003)
Verfasserin: Grisi Huber
Literatur & Quellen
Cajías de Villa Gómez, Dora. 1996. Adela Zamudio: Transgresora de su tiempo. La Paz. Ministerio de Desarrollo Humano, Secretaría de Asuntos Etnicos, de Género y Generacionales, Subsecretaría de Asuntos de Género.
Cajías de Villa Gómez, Dora. 2000. „100 Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Bolivien”, La Razón.
Dorado de Revilla, Elsa. “Adela Zamudio o 'soledad'”. 23.04.2003
Guzmán, Augusto. Adela Zamudio, biografía de una mujer ilustre. La Paz, Juventud, 1955.
La voz de la mujer en la literatura hispanoamericana fin-de-siglo. Hg. Luis Jiménez. San José, Costa Rica : Editorial de la Universidad de Costa Rica, 1999.
Aguirre Lavayén, Joaquín. 1980. Adela Zamudio : guerrillera del parnaso. Cochabamba, Bolivia. Editorial los Amigos del Libro.
Barnadas, Josep M. Adela Zamudio, cuentos breves : esquema metodológico de aproximación a la narrativa boliviana. Cochabamba, [Bolivia] : Editorial Los Amigos del Libro, 1977.
Paredes, Alfonsina. Soledad o Adela Zamudio La Paz, Ediciones ISLA, 1968.
Taborga de Villaroel, Gabriela. La verdadera Adela Zamudio. Cochabamba, Bolivia : Editorial Canelas, 1981.
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