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geboren am 10. Dezember 1824 in Kristiania (Oslo)
gestorben am 13. April 1908 in Oslo
norwegische Feministin, Malerin und Schriftstellerin
115. Todestag am 13. April 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Aasta Hansteen empfand das bürgerlich-konservative Milieu, dem sie als fünfte von sechs Töchtern des norwegischen Astronomen Christopher Hansteen und der dänischen Mutter Johanne Broch entstammte, als unerträglich für eine Frau, weil es ihren geistigen Bedürfnissen keine Nahrung bot.
Sie studierte Kunst und Malerei in Oslo, Kopenhagen und Düsseldorf und repräsentierte Norwegen mit ihren Bildern 1855 auf der Weltausstellung in Paris.
Öffentlich engagierte sie sich für die neunorwegische Sprache und gab 1862 anonym das erste Buch auf “nynorsk” heraus. Ihre eigentliche Lebensaufgabe aber sah sie in der Befreiung der Frau. In Artikeln und den ersten Vorträgen, die eine Frau öffentlich in Norwegen hielt, kritisiert sie vor allem Kirche und Geistlichkeit, vergleicht die männerdominierte Gesellschaft, die sie als “Hankjönstyraniet” (Männlichkeitstyrannei) bezeichnet, mit der Sklaverei.
1878 erscheint ihr Buch “Kvinden skabt i Guds Billede”, in dem sie die These vertritt, dass die Frau gleich dem Mann nach Gottes Ebenbild erschaffen wurde und daher dem Mann gleichgestellt sei. Die Unterordnung der Frau sei kein gottgewollter Zustand, vielmehr halte die Kirche die Frau in einem Sündenfallszustand, der längst überwunden sei. Mit dieser Einstellung stößt sie auf Unverständnis, wird verspottet und bedroht. In einem Brief an Henrik Ibsen schreibt sie, dass sie versucht habe, den Stein vom Grab zu wälzen, unter dem die Frau als Mensch und geistiges Wesen begraben sei, aber sie habe sich verhoben, denn der Stein liege so fest wie ein Gebirge.
Enttäuscht emigriert Hansteen 1880 im Alter von 56 Jahren zusammen mit ihrer Pflegetochter Theodora Nielsen nach Amerika, das sie als “den besten Ort auf der Welt für Frauen” charakterisiert. Sie lebt in Boston und Chicago, verdient mit Artikeln für norwegische Zeitungen und Auftragsmalerei ihren Lebensunterhalt, sucht Kontakt zur amerikanischen Frauenbewegung und hält Vorträge in den skandinavischen Gemeinden.
Getragen von ihrer Euphorie und einem “unbeschreiblichen Gefühl der Befreiung” treten Sonne, Licht und Wärme in ihrer Lyrik als Motive auf. Die Sonnenblume wird ihr zum feministischen Symbol. Als sich in Norwegen die Frauenbewegung um Gina Krogh formiert, kehrt Aasta Hansteen 1889 in ihre Heimat zurück und wird als Pionierin der Frauenbewegung gewürdigt. Obwohl Hansteens philosophische und theologische Spekulationen wenig Anerkennung gefunden haben, inspirierten ihre Ideen von der religiösen und sozialen Gleichwertigkeit der Frau die spätere Ausformulierung einer feministischen Theologie.
(Text von 2007)
Verfasserin: Kerstin Reimers
Literatur & Quellen
Aure, Anton. 1916. Aasta Hansteen. Biografi. Kvinnor i den nynorske bokheimen. Stutte livsskildringar. Kristiania. Nikolai Olsens Prenteverk. Zitiert nach der elektronischen Ausgabe von Jon Grepstad 1996.
Lorenz, Astrid. 2003. Utfordrer med pensel og penn. Radiovortrag im norwegischen Rundfunk NRK P2, 16.10.2003 (publiziert: 10.10.2003 unter: www.nrk.no/programmer/radio/p2_akademiet) (15.1.2007).
Med pensel, penn og paraply: Hansteen, Aasta (1824-1908). NRK portretter. 2001. Radiosendung vom 24.4.2000 im norwegischen Rundfunk. www.nrk.no (15.1.2007).
Rasmussen, Janet E. 1986. “'The Best Place on Earth for Women': The American Experience of Aasta Hansteen”, Norwegian-American Studies. Volume 31. 1986. The Norwegian-American Historical Association. Northfield, Minnesota. (www.naha.stolaf.edu) (3.3.2007)
Thieme, Ulrich & Felix Becker. Hg. 1992 [1907-50]. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 19 Bde. München. dtv. Unv. Nachdruck d. Ausgabe des Seemann Verlags Leipzig.
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