Museum Nacional de Escultura, Valladolid. Foto: José-Manuel Benito Álvarez
(Teresa Sánchez de Cepeda y Ahu-mada [Geburtsname], Teresa de Jesús, Teresa di Gesù, Theresia/Theresa von Avila, Theresia von Jesus, Hl. Therese, Teresa von Jesus)
geboren am 28. März 1515 in Avila
gestorben am 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes
spanische Mystikerin und Dichterin
440. Todestag am 4. Oktober 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Die heilige Therese, geboren als Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada, stammte aus einer reichen kastilischen Adelsfamilie. Den Reichtum hatte ihr Großvater väterlicherseits, Juan Sanchez, als Tuch- und Seidenhändler erworben. Er war ein „Converso“, wie man die zum christlichen Glauben konvertierten Juden nannte - und damit trotz Reichtum und gekauftem Adelsbrief ein Mensch zweiter Klasse, wovon auch noch seine Kinder und Enkelkinder betroffen waren.
Teresas gebildete und wohltätige Eltern waren sehr religiös; dies prägte auch ihre vielen Kinder. Sie spielten »Einsiedler« und »Kampf gegen die Mauren«. In ihrer Autobiographie „Libro de la vida“ (1565) berichtet Teresa, dass sie sich als Siebenjährige mit ihrem elfjährigen Bruder Rodrigo zu den Mauren aufmachte, um dort als Märtyrerin zu sterben. Sie wollte „bald zu jenen großen Gütern gelangen, die es, wie ich gelesen hatte, im Himmel gab“.
Mit 14 Jahren verliert das schöne, vielseitig begabte und sportlich-gesellige Mädchen seine Mutter, der sie mit ihrem gesunden Menschenverstand, ihrer Empfindsamkeit, Sinnlichkeit und Klugheit wohl sehr ähnlich war und mit der sie eine Vorliebe für modische Ritterromane teilte.
Eine schwere Krankheit beendet eine kurze Internatszeit bei den Augustinerinnen. Stark fühlt die junge Frau den Zwiespalt zwischen ihrer Freude am weltlichen Leben und ihrer Angst vor Hölle und Ewigkeit, die sie, gegen den Willen des Vaters, 1535 als Novizin zu den Karmelitinnen treibt. Nach tiefen religiösen Erfahrungen erkrankt sie auch hier. Sie spürt, wie sie die Kraft des inneren Gebetes wieder verliert und sucht Ablenkung von der geahnten Berufung im gesellschaftlichen Leben des Klosters, das eher ein feudales Damenstift ist (ohne Klausur, mit Dienerschaft und vielen Besuchen). 15 Jahre lang führt sie ein innerlich »höchst qualvolles Leben… auf der einen Seite rief mich Gott, auf der anderen folgte ich der Welt«. Sie wisse nicht, wie sie diesen Zustand überhaupt ausgehalten habe, schreibt die 45jährige später in ihrer Selbstbiographie.
Mit 40 Jahren erlebt sie ihre innere Umkehr und fasst 1558 den Entschluss, nach dem Vorbild der Clarissinnen, für ihre Ordensschwestern wieder die ursprünglich für Karmelitinnen und Karmeliter geltende strenge Ordensregel der Loslösung von der Welt, des Bußgebets und der Armut einzuführen. Bald nennen sie sich „descalzas“, »die Unbeschuhten«. Teresa, die selbst eigentlich nur in der Stille ihres Klosters leben wollte, gründet oder erneuert nun ab 1562 gegen massive Widerstände, auch aus den eigenen Reihen, doch letztlich mit Unterstützung des Papstes und Philipps II. sowie unter Mitarbeit von Johannes vom Kreuz auf vielen Reisen in alle Teile des Landes und trotz ihrer zarten Gesundheit 17 Frauen- und Männerklöster, die in ihrem Reformgeist geführt werden.
Reich und vielfältig sind die hinterlassenen Schriften der Therese von Avila, darunter 31 ihrer Gedichte und 458 Briefe. Alle zeigen eine von freudiger und keineswegs weltverleugnender Frömmigkeit getragene Fähigkeit, ihren Mitmenschen ihre sehr persönlichen, geistig-mystischen Erfahrungen in unmittelbar ansprechenden Bildern nahezubringen, die sie oft ihrem Alltag und eigenen, humorvoll und lebendig geschilderten Erlebnissen entnahm.
Nach Teresas Tod entbrannte ein Streit um ihren Leichnam zwischen Alba, ihrem Sterbeort, und Avila, ihrem Geburtsort und Ort ihrer ersten Klostergründung von 1562, dem Convento de San José. Wunderdinge wurden diesem Leichnam nachgesagt, er sei unverweslich und ströme einen wunderbaren Duft aus - und so wollten ihn alle haben oder wenigstens ein wundertätiges Stückchen davon…
Nur 32 Jahre nach ihrem Tod, 1614, wurde Teresa seliggesprochen, 1622 heiliggesprochen und 1627 zur Patronin von Spanien ernannt. 1970 ernannte Papst Paul VI. sie - als erste Frau - zur Kirchenlehrerin.
(Text von 2014, zum 500. Geburtstag im Jahr 2015)
Du, Herr meiner Seele, dir hat vor den Frauen nicht gegraut, als du durch diese Welt zogst, im Gegenteil, du hast sie immer mit großem Mitgefühl bevorzugt, und hast bei ihnen genauso viel Liebe und mehr Glauben gefunden als bei den Männern, denn es war da deine heiligste Mutter, durch deren Verdienste – und weil wir ihr Gewand tragen – wir das verdienen, was wir wegen unserer Schuld nicht verdient haben. Reicht es denn nicht, Herr, dass die Welt uns eingepfercht und für unfähig hält, in der Öffentlichkeit auch nur irgendetwas für dich zu tun, was etwas wert wäre, oder es nur zu wagen, ein paar Wahrheiten auszusprechen, über die wir im Verborgenen weinen, als dass du eine so gerechte Bitte von uns nicht erhörtest? Das glaube ich nicht, Herr, bei deiner Güte und Gerechtigkeit, denn du bist ein gerechter Richter, und nicht wie die Richter dieser Welt, die Söhne Adams und schließlich lauter Männer sind und bei denen es keine Tugend einer Frau gibt, die sie nicht für verdächtig halten.
Teresa von Ávila, aus „Der Weg zur Vollkommenheit“ (Camino de Perfección, 1566)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz und Luise F. Pusch
Zitate
Therese von Jesus, OCarm, Lehrerin der Mystik (: VI, 5), * 18.3.1515 aus kastilischem Adel in Avila, † 4.10.1582 in Alba de Tormes, 1622 heiliggesprochen. Als Mädchen eher weltlich, wurde sie durch Hieronymusbriefe für das Ordensleben begeistert und 1535 Karmelitin im Kloster der Menschwerdung (Avila). Der Zwiespalt zwischen Welt- und Gottesliebe führte zu neuropathischen Störungen, bis 1545 der Tod des Vaters und Augustins »Bekenntnisse« Befreiung brachten.
Seelenführer förderten die mystische Entfaltung (Fr. de Osuna, Balt. Alvarez, D. Bañez, Johannes vom Kreuz). Glänzende Geistesgaben und gefälliger Umgang, rege Auffassung und psychologische Intuition, gedankliche Klarheit und sprachliche Kunst, Phantasie und Organisationsgabe dienten zur Entfaltung eines ungewöhnlichen, durch keinen Widerstand aufgehaltenen Eifers in Gründung von Frauenklöstern strenger Observanz über ganz Spanien ( Karmelitinnen), mit geistlichen Vorträgen an die Schwestern, woraus ihr Schrifttum hervorging. Es ist bezeichnet durch mystischen Individualismus, psychologisch-praktische Einstellung, christologische Orientierung, Stufenlehre (mit Neigung zu Schematisierung): Betrachtung und innerliches Gebet – Gebet der Ruhe – Vereinigung (»Verlöbnis« und »Vermählung«), und hohe Bewertung der Seelenführung, auch geistliche Freundschaft (zu dem viel jüngeren Johannes vom Kreuz).
Außer den mystischen Lehrschriften »Weg der Vollkommenheit« und »Seelenburg« fanden weite Verbreitung die autobiographische »Vida« und die »Klostergründungen«, dazu Briefe, Gedichte, Denksprüche und kleine Schriften. Bedeutsam für die kath. Erneuerung wurden auch die Klostergründungen.
(Galling, Kurt (Hg.) (1956-1965): Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG³). Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck. Band 6, S. 849 ff.)
Teresa de Jésus (T. de Ahumada, Theres(i)a von Avila, T. vom Kreuz; 1515–1582), Ordensreformerin. T. entstammte einer Familie von »conversos« (ihr Großvater war 1485 vom jüd. zum christl. Glauben konvertiert), die ihren Adel gekauft hatte. Nach ihrer 1565 abgefaßten Autobiographie Vida = Libro de las misericordias del Señor (Buch von den Erbarmungen des Herrn) wollte sie schon als Kind 1522 mit ihrem Bruder Rodrigo zu den Mauren fliehen, um dort das Martyrium zu erleiden. 1531 kam T. in das Augustinerinnenkloster Santa Marîa de Gracia in Avila; 1532 kehrte sie aber ins Elternhaus zurück. Am 2. 11. 1535 trat sie heimlich in das Karmeliterinnenkloster De la Encarnación in Avila ein, dessen 180 Nonnen keine Klausur hatten. Nach fehlgeschlagener Behandlung eines Herz- und Brustleidens erlitt T. 1539 ein vier Tage lang andauerndes Koma, von dem sie sich nur sehr langsam erholte.
T. lernte aus Büchern den Weg der Erhebung der Seele zu Gott, während sie sich von ihren Beichtvätern aus dem Franziskaner-, Dominikaner- und Jesuitenorden oftmals unverstanden fühlte. 1554f hatte T. erste mystische Erlebnisse, die sie als ihre Bekehrung interpretierte; später ihre »mystische Verlobung« (zwischen 1556 und 1560). Auch als T. seitens ihrer Beichtväter angewiesen wurde, das Herzensgebet einzustellen, kam es zu als Gnadenerweise Christi bezeichneten mystischen Erlebnissen: Sie fühlte sich durch einen Seraphen von einer goldenen Lanze durchbohrt, was als Stigmatisation ausgelegt wurde.
Der Vorsatz, zur ursprünglichen Regel des Karmeliterordens zurückzukehren, führte am 24. 8. 1562 zur Gründung von San José, dessen Priorin T. 1563 wurde. 13 Nonnen lebten hier in strenger Klausur und völliger Armut. Als Neuerungen führte T. wöchentlich drei Geißelungen und das Tragen von Sandalen ein (Carmelitae discalceatae). 1565 wurden die »Constitutiones« von Pius IV. genehmigt.
Ende April 1567 erteilte der General des Karmeliterordens, Giovanni Battista Rossi (Rubeo), T. den Auftrag, weitere Klöster zu gründen. 1560 fühlte T. in einer Höllenvision, was ihr wegen ihrer Sünden bevorstände, wenn Gott sie nicht gerettet hätte. Entsprechende Höllenschmerzen hätten nach T. »Lutheraner« (T.s Sammelbegriff für alle von der röm.-kath. Lehre Abgewichenen) zu ertragen; diese wollte T. retten. 1572 erfuhr T. beim Eucharistieempfang ihre »geistliche Vermählung«.
Über ihre Gründungen von 18 Nonnenklöstern der Unbeschuhten Karmeliterinnen berichtete sie im Libro de las fundaciones (Buch von den Klostergründungen), verfaßt zwischen 1573 und 1582. Sie regte über Johannes vom Kreuz (Juan de la Cruz), mit dem sie seit Anfang Okt. 1567 zusammenarbeitete, die Reform des Männerordens der Karmeliter an und reformierte als Priorin mit Johannes als Beichtvater auch ihr Mutterkloster 1571–1573.
1575 wurden Inquisitionsverfahren gegen T. eröffnet. Als 1579 T.s Rechtgläubigkeit festgestellt war, konnte sich die mystische Lehre T.s und damit auch die Unbeschuhten Karmeliten ausbreiten, zumal Gregor XIII. 1580 die Bildung einer eigenen Provinz gestattete. T. starb in dem von ihr gegründeten Kloster zu Alba. Ihre Schriften wurden erstmals 1588 von Luis de Leòn in Salamanca gedruckt. Außer biographischen und mystischen hat T. auch Schriften zur Klosterreform, Gedichte sowie 440 Briefe hinterlassen. Sie wurde 1614 selig- und 1622 hl.gesprochen (Fest: 15. Okt.) und 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben.
T. entfaltete ihre Lehre vom inneren Gebet nicht nur in ihrer »Vida«, sondern auch in einer Anleitung für ihre Schwestern, Camino de perfección (Weg zur Vollkommenheit) von 1566 und v.a. in Las Moradas = Moradas del Castillo interior (Gemächer der inneren Burg, Seelenburg, 1577). Darin beschreibt sie die Seele als Vasall des allmächtigen Königs, der sie im Innern einer kristallenen Burg erwartet. Die Pforte zur Burg ist das Gebet. Betend steigt die Seele durch sieben Gemä cher empor bis zur völligen Vereinigung mit Gott, die eine göttliche Gnade ist. Kennzeichen der Realität des Geschauten sind die Tränen, in die der Erwachende sich »gebadet« findet. Bezeichnend für T.s Lehre ist nicht nur die intensive Selbstbeobachtung, sondern auch eine gewisse Ambivalenz: Einerseits betonte sie die »cooperatio« zwischen Mensch und Gott, andererseits die göttliche Gnade. Über die Rezeption ihrer Mystik im Protestantismus ist wenig bekannt.
(Angelika Dörfler-Dierken In: Fahlbusch, Erwin et al. (Hg.) (1997): Evangelisches Kirchenlexikon. Internationale theologische Enzyklopädie. Band 5: Register. 3. Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht: S. 599 f.)
Links
Karmel OCD: 500 Jahre Teresa von Ávila. Online verfügbar unter http://www.karmelocd.de/teresajahr/, abgerufen am 11.03.2015.
Aphorismen.de: Zitate von: Teresa von Avila. Online verfügbar unter http://www.aphorismen.de/suche?f_autor=3694_Teresa+von+Avila, abgerufen am 11.03.2015.
Hinke, Bella: Teresa von Ávila. Online verfügbar unter http://www.kaiserin.de/biographien/teresa-von-avila.htm, abgerufen am 11.03.2015.
Internet Movie Database: Teresa, el cuerpo de Cristo (2007). Spielfilm (Spanien). Online verfügbar unter http://www.imdb.com/title/tt0458500/, abgerufen am 11.03.2015.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Teresa, de Jesús. Bücher und andere Medien. Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118621823, abgerufen am 11.03.2015.
Wikiquote: Theresa von Ávila. Zitate. Online verfügbar unter http://de.wikiquote.org/wiki/Theresia_von_Avila, abgerufen am 11.03.2015.
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Literatur & Quellen
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