Biographien Liselott Linsenhoff
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(eigentl. Liselott (Schindling-)Rheinberger geb. Schindling)
geboren am 25. August 1927 in Frankfurt a.M.
gestorben am 4. August 1999 in Antibes Juan-les-Pins
deutsche Dressurreiterin, Mäzenin und Unternehmerin
25. Todestag am 3. August 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
1972 gewann Liselott Linsenhoff, die Grande Dame der deutschen Dressur, in München mit Piaff als erste Frau eine Einzel-Goldmedaille im Reiten. Erst seit fünf Olympiaden waren in dieser Disziplin neben “Gentlemen” überhaupt Frauen zugelassen. Gleich 1952 errang die teilweise gelähmte Dänin Lis Hartel die Einzel-Silberne, wie auch 1956 – da war Liselott Linsenhoff mit Adular schon mit Bronze dabei: als erste deutsche Medaillengewinnerin. Dies war ihr immer besonders wichtig. Nach dem Sieg im ersten Großen Preis von Aachen 1955 nun sofort dieser erste internationale Erfolg in Stockholm! National bedeutsam auch für die Dressurreiterei, die sich nach dem Kriege erst langsam erholte.
Liselotte Schindling, Tochter des Gründers des Gestüts Asta und nach ihrer Heirat 1950 mit Klaus Linsenhoff ausgebildet von Otto Lörke, wurde sehr schnell erfolgreich; doch erst 1968 war Piaff bereit für Team-Gold in Mexiko. Bis 1974 umrahmen neun deutsche, Europa- und Welt-Meistertitel und über 100 Siege in der Schweren Dressurklasse Gold und Silber von München. Aber Pflichtbewußsstsein und Disziplin können private Schicksalsschläge nicht immer auffangen. Der Sohn Stefan lebt nicht mehr; jahrelang steht das Ehepaar unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung; trotz zweier Operationen verschlimmern sich Linsenhoffs Rückenprobleme.
1975: Ende und Neubeginn. Liselott Linsenhoff verabschiedet sich auf Piaff offiziell von ihrer langen Turnierkarriere. Sie trennt sich von ihrem Mann, widmet sich mehr und erfolgreich der ursprünglich väterlichen Firma VDO, verkauft das seit 1966 von ihr geleitete Gestüt, um sich wie bislang, jedoch nun ausschließlich und dankbar dem Spitzensport und talentierten ReiterInnennachwuchs zu widmen. Dies, zurückhaltend aber initiativ, sowohl in den wichtigsten nationalen und internationalen Gremien wie auch als Mäzenin. Schon 1983 hatte sie den Otto-Lörke-Preis für die erstmalige Gewinnerin eines Grand Prix mit einem jungen Pferd gestiftet. Ferner ging aus der “Liselott Schindling Stiftung zur Förderung des Dressurreitsports” u.a. der von ihrem zweiten Mann Klaus Rheinberger angeregte “Piaff Förderpreis” mit einem umfassenden Trainings- und Turnierprogramm unter Einschluss von jungen Reiter-, Trainer- und BesitzerInnen hervor. Ihr Gut “Schafhof” ist weiterhin Treffpunkt und Trainingslager für internationale Championate, seitdem ihre Tochter Ann Kathrin Linsenhoff Rath im sog. Olympia-Trainingszentrum mit besten reiterlichen Erfolgen, mit der “Linsenhoff Stiftung” und klug disponiertem Einsatz für UNICEF die Arbeit ihrer Mutter fortführt.
(Text von 2003)
Verfasserin: Swantje Koch–Kanz
Literatur & Quellen
Bösche, Joachim. 1999. “Liselott Schindling-Rheinberger †” in: Mitteilungsblatt der Deutschen Richtervereinigung für Pferdeleistungsprüfungen Nr. 130 (September 1999). Marburg. Druckerei Wenzel. S. 26-27.
Harenbergs Personenlexikon 20. Jahrhundert: Daten und Leistungen. 1991. Dortmund. Harenberg Lexikon-Verlag.
Lemke, Gerd. 1999. “Schwerer Verlust für das Dressurreiten: Liselott Rheinberger tot”. Meldung der dpa (Deutsche Presse-Agentur GmbH) 051450 (5. August 1999).
Leyenberg, Hans-Joachim. 1999. “Zum Tod von Liselott Rheinberger: Erst Herrenreiterin, dann Mäzenin”, Frankfurter Allgemeine [Zeitung] Nr. 180 (Freitag, 6.8.1999) S. 40.
“Liselott Schindling-Rheinberger”. In: Internationales Biographisches Archiv Nr. 49 (29. November 1999). Ravensburg. Munzinger-Archiv GmbH. 1999.
Ludwig, Dieter. 1999. “Eine große Dressurreiterin: Zum Tod von Liselott Rheinberger-Schindling” in: Frankfurter Rundschau Nr. 180 (Freitag 6. August 1999) S. 19.
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