(Judith Cohen [eigentlicher Name]; Judy Gerowitz [Ehename])
geboren am 20. Juli 1939 in Chicago
US-amerikanische Künstlerin
85. Geburtstag am 20. Juli 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Weltweit bekannt wurde Judy Chicago 1979 durch die Dinner Party, ein feministisches Kunstprojekt, an dem Hunderte von freiwilligen Frauen mitgearbeitet haben. Bewusst provokativ bezog Judy Chicago dabei handwerkliche Techniken ein, die seit langem fast nur von Frauen ausgeübt wurden (z.B. Stickerei, Porzellanmalerei) – die Folge war, dass besonders konservative männliche Museumsfachleute bezweifelten, ob es sich bei ihrem Werk überhaupt um Kunst handle.
Judy Chicago (eigentlich Judith Cohen) entstammt einer amerikanischen Familie mit jüdisch-russischen Wurzeln. Ihre Eltern waren politisch links engagiert, ihr Vater Gewerkschaftsfunktionär. Trotz ihrer freien Erziehung ging sie in den ersten Jahren ihres Kunststudiums am Art Institute of Chicago zunächst den Weg der Anpassung: »Ich kämpfte darum, alles in meiner Arbeit zu tarnen, was mich als Frau entlarven konnte.« Denn Frauen wurden weder in den männlich dominierten Künstlergruppen noch in der Kunstszene ernst genommen. Kunst wurde nach männlichen Kriterien beurteilt und ausgestellt, auch in der Kunstgeschichte kamen Frauen kaum vor. Als Judy Chicago dies bewusst wurde – die Ideen der Frauenbewegung lagen in der Luft – begab sie sich auf die Suche. Sie entdeckte auf einer Europareise in den Museen, dass es schon vor Jahrhunderten einzelne Frauen gegeben hatte, die sich trotz aller Einschränkungen durchsetzen konnten. So entstand ihre Idee, durch ein einmaliges Projekt der Verbindung von Kunst und Feminismus diese Geschichte der Verleugnung aufzudecken.
Am Fresno State College begann sie mit einem Lehrauftrag für eine Frauenkunstklasse und entwickelte ein eigenes Studienprogramm für Frauen; in Miriam Schapiro fand sie dabei eine erfahrene Kollegin und Mitstreiterin. Das erste Projekt war Womanhouse (1972), ein leer stehendes Gebäude mit 17 Räumen, die von den Studentinnen renoviert und unter dem Thema »Hausfrau« parodistisch gestaltet wurden, wobei es immer um Zusammenarbeit und gegenseitige Stärkung ging.
Aus dieser Arbeit wuchs die Idee zur Dinner Party, ein aus drei Flügeln bestehender dreieckiger Tisch mit 39 »Gedecken« – einem bestickten Tischläufer, einem Pokal und einem vulva- bzw. schmetterlingsförmigen Keramikteller, jeweils individuell gestaltet und einer bedeutenden Frau gewidmet. Das umstrittene Werk wurde ein Symbol der Frauenbewegung und ein großer Ausstellungserfolg (über eine Million BesucherInnen sahen es im Laufe der Jahre). Andere Projekte folgten: das Birth Project (1980-85), an dem unzählige Textilhandwerkerinnen aus den USA teilnahmen, das Holocaust Project (1987-1993) und, wieder feministisch, Resolutions (1994), immer unter dem Aspekt, »dass die männliche Kunst keine umfassende Wahrnehmung der Realität ist.«
Heute arbeitet Judy Chicago als Leiterin der von ihr gegründeten gemeinnützigen feministischen Kunstorganisation Flower in den USA.
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Leider dürfen wir wegen des Urheberrechtes keine Werke der Künstlerin zeigen. Bitte verschaffen Sie sich auf verlinkten Seiten einen Eindruck ihres Schaffens.
Verfasserin: Renate Rochner
Zitate
I go to make art as who I am as a person. The fact that I am a woman comes into play maybe in the kinds of things I'm interested in or in the way I structure a canvas.
(Judy Chicago, gefunden hier)
With my early work I got eviscerated by my male professors, and so you learned to disguise your impulses, as many women have done. And that's definitely changed.
(Judy Chicago, gefunden hier)
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Links
Judy Chicago. Offizielle Webseite (englisch) mit vielen Informationen zu Leben und Werk und mit zahlreichen Bildern.
Online verfügbar unter http://www.judychicago.com/, zuletzt geprüft am 07.07.2019.
Judy Chicago & the California Girls. Dokumentarfilm von Judith Dancoff.
Online verfügbar unter http://www.judychicagoandthecaliforniagirls.com/, zuletzt geprüft am 07.07.2019.
The Art of Menstruation: Judy Chicago's Red Flag at MUM.
Online verfügbar unter http://www.mum.org/armenjc.htm, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
The Dinner Party Curriculum Project - DPCP - Judy Chigaco.
Online verfügbar unter https://www.throughtheflower.org/projects/dinner_party_curriculum_project, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Through the Flower – Judy Chicago. Webseite einer von Judy Chicago gegründeten feministischen Kunstorganisation.
Online verfügbar unter http://www.throughtheflower.org/, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Artcyclopedia: Judy Chicago Online. Linksammlung.
Online verfügbar unter http://www.artcyclopedia.com/artists/chicago_judy.html, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Artnet: Judy Chicago Catalogue. Zahlreiche Informationen zu Leben und Werk.
Online verfügbar unter http://www.artnet.com/awc/judy-chicago.html, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
BrainyQuote: Judy Chicago Quotes.
Online verfügbar unter http://www.brainyquote.com/quotes/authors/j/judy_chicago.html, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Brooklyn Museum: The Dinner Party by Judy Chicago.
Online verfügbar unter http://www.brooklynmuseum.org/exhibitions/dinner_party/, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Canadian Clay & Glass Gallery (2007): Judy Chicago. PDF-Datei.
Online verfügbar unter http://www.theclayandglass.ca/wp-content/uploads/2011/03/JudyChicago_Sept9-Nov92007.pdf, zuletzt geprüft am 07.07.2019.
Google Buchsuche: Bücher von Judy Chicago.
Online verfügbar unter https://www.google.de/search?tbm=bks&q=inauthor:Judy+inauthor:Chicago, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Harvard Library: Chicago, Judy, 1939-. Papers, 1947-2004 (inclusive), 1957-2004 (bulk): A Finding Aid.
Online verfügbar unter https://hollisarchives.lib.harvard.edu/repositories/8/resources/7648, zuletzt geprüft am 07.07.2019.
Internet Movie Database: Judy Chicago. Filmografie.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm1388817/, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Kunstaspekte: Judy Chicago. Kurzbiografie, Ausstellungen, Sammlungen, Galerien.
Online verfügbar unter http://kunstaspekte.art/person/judy-chicago, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Textile Museum of Canada (2009): When Women Rule the World: Judy Chicago in Thread. Ausstellungsseite.
Online verfügbar unter http://www.textilemuseum.ca/exhibitions/past-exhibitions/when-women-rule-the-world-judy-chicago-in-thread, zuletzt geprüft am 11.07.2019.
Literatur & Quellen
Quellen
Chicago, Judy (1984): Durch die Blume. Meine Kämpfe als Künstlerin. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. (rororo, 5310 : Neue Frau) ISBN 3-499-15310-6.
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Chicago, Judy (1987): Judy Chicago, the dinner party. Ausstellungskatalog. Texte gekürzt und übersetzt aus Judy Chicago, the dinner party und Judy Chicago, embroidering our heritage. Herausgegeben von Christoph Vitali. Frankfurt am Main. Athenäum. ISBN 3-610-08444-8.
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Chicago, Judy und Lucie-Smith, Edward (Hg.) (2000): Der andere Blick. Die Frau als Modell und Malerin. Aus dem Englischen von Christian Kellerknecht. München. Knesebeck. ISBN 3-89660-062-1.
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Weiterführende Literatur
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Chicago, Judy (2014): The dinner party. Judy Chicago ; restoring women to history. New York, NY. Monacelli Press. ISBN 9781580933896.
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Chicago, Judy; Borzello, Frances (2010): Frida Kahlo. Face to face. München. Prestel. ISBN 9783791343600.
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Kubitza, Anette (1994): Die Kunst, das Loch, die Frau. Feministische Kontroversen um Judy Chicagos »Dinner Party«. Paffenweiler. Centaurus. (Feministisches Forum, 3) ISBN 3-89085-872-4.
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Lucie-Smith, Edward (2000): Judy Chicago. An American vision. 1. Aufl. New York. Watson-Guptill. ISBN 0-8230-2585-3.
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Mitchell, Allyson, Sorkin, Jennifer und Quinton, Sarah (Hg.) (2009): When women rule the world. Judy Chicago in thread. Ausstellungskatalog. Calgary. The Art Gallery of Calgary. ISBN 978-0-9736656-9-7.
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Wylder, Vicki D. Thompson und Lippard, Lucy R. (Hg.) (1999): Judy Chicago, trials and tributes. Ausstellungskatalog. Tallahassee. Florida State University Museum of Fine Arts. ISBN 1-889282-05-7.
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