geboren am 3. Juni 1906 in St. Louis, Missouri
gestorben am 12. April 1975 in Paris
US-amerikanisch-französische Tänzerin, Sängerin, Bürgerrechtlerin und Philanthropin
115. Geburtstag am 3. Juni 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Als die 19jährige Josephine Baker am 2. Oktober 1925 im Théâtre des Champs-Elysées in der Premiere der Revue Nègre auf die Bühne kam, war sie dem französischen Publikum noch gänzlich unbekannt. Als der Vorhang wieder fiel, war “die exquisite Statue aus Ebenholz” (Janet Flanner) zum umjubelten Star von ganz Paris geworden. Ein “Idol aus dunklem Stahl und Bronze, Ironie und Gold”, schwärmte Jean Cocteau, ein weiterer Premierengast. Für “La Baker” begann eine beispiellose Karriere. Auftritte in den Folies-Bergères, im Casino de Paris, ab 1926 ein eigenes Haus, “Chez Joséphine” in der Rue Fontaine.
Im Herbst 1926 hatte ihre Popularität gigantische Ausmaße angenommen. Von Patou und Poiret wurden ihr Kleider ins Haus geschickt, die Pariser Damen kleideten und frisierten sich à la Baker und kauften ihren Kindern Joséphine-Baker-Puppen. Sie wurde zum Inbegriff des “Flapper”, der emanzipierten Frau der zwanziger Jahre. 1930 ist sie bei der Plattenfirma Columbia unter Vertrag, sie spielt die Hauptrolle in zwei großen Filmen, darunter, mit Jean Gabin, Zouzou (1934) und Princesse Tam-Tam (1935). Sie fährt einen teuren, mit Schlangenleder gepolsterten Sportwagen, flaniert mit ihrem Leoparden Chiquita, der ein teures Diamanthalsband trägt, über die Champs-Elysées, reitet im Bois de Boulogne.
Daß die Rassendiskriminierung keine typisch amerikanische Erscheinung ist, erfuhr Josephine Baker auf ihren Tourneen durch Europa und Lateinamerika. In Wien wurden 1928 anläßlich ihres Gastspiels Sondergottesdienste abgehalten, “als Buße für schwere Verstöße gegen die Moral, begangen von Josephine Baker”. In Deutschland werden die Auftritte des “Halbaffen” verboten. 1935 ersucht man die Urlauberin in St. Moritz, den Dienstboteneingang zu benutzen, und in New York wird der Schwarzen im weißen Nerz der Zugang zu einem Nachtclub verweigert. Zu dieser Zeit war sie mit dem jüdischen Makler Jean Lion verheiratet und somit doppelt stigmatisiert.
Im zweiten Weltkrieg arbeitet Josephine Baker für die Résistance und den französischen Geheimdienst und wird für ihr Engagement später mit dem “Croix de Guerre” der “Rosette de Légion d'honneur” ausgezeichnet. 1963 ist sie, neben Martin Luther King, Hauptrednerin beim “Marsch auf Washington”.
“Ich habe dieses künstliche Leben satt. All die Intrigen um einen Star ekeln mich an. Ich möchte noch drei bis vier Jahre arbeiten und dann abtreten. Ich werde heiraten ... ich werde Kinder haben ...”, sagte sie bereits 1927. 1936 kauft sie in der Dordogne ein Schloß aus dem 15. Jahrhundert und macht es zur “Hauptstadt der Brüderlichkeit”. 1947 heiratet sie den Orchesterleiter Jo Bouillon, sieben Jahre später gründet sie eine Familie: Das Paar adoptiert zwölf Kinder aus aller Welt, und Josephine Baker zieht sich vorläufig aus dem Showgeschäft zurück. Aber Geldnot zwingt sie zum Weitermachen. Am 8. April 1975 feiert die 68jährige ihr fünfzigjähriges Bühnenjubiläum. Im Publikum u.a. Pierre Balmain, Alain Delon, Mick Jagger, Sophia Loren und Jeanne Moreau. Am 10. April erleidet sie, wenige Stunden vor ihrem abendlichen Auftritt, einen Schlaganfall und stirbt zwei Tage später.
Verfasserin: Susanne Gretter
Zitate
When the Statue of Liberty disappeared over the horizon, I knew I was free.
(Als die Freiheitsstatue hinter dem Horizont versank, wußte ich, daß ich frei war.)
Links
LeMo: Tabellarische Bio
Link geprüft am 25. Mai 2021 (AN)
Literatur & Quellen
Baker, Josephine.1978 [1976]. Flanner, Janet. Legendäre Frauen und ein Mann. München. Antje Kunstmann.
Kühn, Dieter. 1980. Josephine: Aus der öffentlichen Biographie der Josephine Baker. Frankfurt/M. suhrkamp TB 587.
O'Connor, Patrick & Bryan Hammond. 1988. Josephine Baker. London. Cape.
Rose, Phyllis. 1994 [1989]. Josephine Baker oder Wie eine Frau die Welt erobert [=Jazz Cleopatra: Josephine Baker in Her Time]. München. Droemer Knaur.
Wood, Ean. 2000. The Josephine Baker Story. Sanctuary Publishing.
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