geboren am 3. Februar 1944 in Kennelbach (A)
gestorben am 15. Mai 1997 in Bozen
Gründerin des Frauenmuseums von Meran
80. Geburtstag am 3. Februar 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Evelyn Ortner, gebürtige Bregenzerin, kam 1968 nach Meran und baute sich dort eine zweite Existenz auf.
Inspiriert von ihrer Tante Mali, einer Hutmacherin, und ihrer Großmutter aus Wien entwickelte sie sehr früh ihren Sinn für Ästhetik, Begeisterung für Textilien und Liebe zu den wunderschönen Kleidern vergangener Epochen. Mit 17 Jahren begann Evelyn Kleider und Accessoires zu sammeln. Ein perlenbesticktes Täschchen, erworben auf einem Flohmarkt, wurde der Grundstein einer Sammlung von unzähligen Exponaten.
In den 1980ern entschloss sie sich, ihre Sammelleidenschaft zum Beruf zu machen: Sie eröffnete die »Petersilie«, den ersten Second-Hand-Shop in Südtirol.
Schritt für Schritt wurde Evelyn Ortner zur Kostüm- und Textilexpertin. Ihre Sammlung von alten Kleidern und Accessoires wuchs und wuchs, aber anders als die meisten SammlerInnen hortete sie ihre Schätze nicht für das eigene Vergnügen, sondern träumte davon, mit diesen Exponaten Frauengeschichte anschaulich darzustellen und lebendig werden zu lassen.
Für die Kleider ein Museum einzurichten und anhand der Mode Frauengeschichte aufzuzeigen – diese Idee ließ sie nicht mehr los. 1988 fand Ortner die geeigneten Räumlichkeiten unter den Meraner Lauben und eröffnete ihr »Museum für Kleid und Tand«.
Ihre Begeisterung, die Freude an kleinsten Details und ihr Blick für das Ganze steckten auch andere an. So wurde das Museum allmählich zu einer anerkannten öffentlichen Institution des Landes.
Der Zusammenhang zwischen Mode, der Veränderung der Frauenrolle und der Emanzipation der Frau wurde mehr und mehr zum Thema des Museums. Seit Anfang der 1990er Jahre gilt das Museum als einzigartiges Kleinod. Historische Modenschauen und vor allem Wanderausstellungen machten es weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt.
Unterstützt haben Evelyn Ortner immer wieder Frauen, die eine besondere Liebe zum Museum entwickelt hatten. 1993 wurde der Verein »Frauenmuseum – Die Frau im Wandel der Zeit« gegründet und das Museum danach benannt. Evelyn Ortner wurde Geschäftsführerin des Frauenmuseums. Jedes Jahr gestaltete sie die Vitrinen der Dauerausstellung neu, jedes Jahr kuratierte sie eine Sonderausstellung. In dieser Zeit verschaffte sich das Frauenmuseum endgültig den Zutritt zur Museumswelt.
1994 konnte die Sammlung durch eine großzügige Schenkung verschiedenster Kleider und Accessoires auf 200 Jahre Frauengeschichte erweitert werden. Auch eine räumliche Erweiterung wurde notwendig und möglich.
Im Mai 1997 ist Evelyn Ortner an ihrer Krebserkrankung, gegen die sie lange und erfolgreich gekämpft hatte, gestorben. Eine faszinierende Frau hat uns ihre Vision und ihr Werk hinterlassen, ein Erbe, das wir in ihrem Sinne pflegen und weiterentwickeln.
Die Arbeit des »Frauenmuseums Evelyn Ortner« (so sein heutiger Name) ist vielfältig und interdisziplinär. Gründliche Kenntnisse der Kostümkunde, der allgemeinen Geschichte, Kultur-, Technik- und Zeitgeschichte, der Politik und Soziologie sind notwendig, um das Leben der Frauen in den vergangenen 200 Jahren zu rekonstruieren und in den Ausstellungen nachzuerzählen. Es ist museale und wissenschaftliche Arbeit zugleich, eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit hat.
Verfasserin: Sigrid Prader (Leiterin des Frauenmuseums seit 2005)
Links
enzo: Merano Meran 70 – Evelyn Ortner.
Online verfügbar unter http://www.merano70.it/2015/03/evelyn-ortner/, abgerufen am 12.05.2017.
Frauenmuseum Evelyn Ortner.
Online verfügbar unter http://www.museia.it/, abgerufen am 12.05.2017.
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Literatur & Quellen
Bedin, Vera und Schönweger, Astrid (Hg.) (2005): Blauer Dunst. (=Non solo fumo). Ausstellungskatalog. Meran. Frauenmuseum.
Schönweger, Astrid (Hg.) (1995): Welt der Spiele. Ausstellungskatalog. Meran. Frauenmuseum.
Schönweger, Astrid (Hg.) (2003): Das Unsichtbare. Ausstellungskatalog. Meran. Frauenmuseum.
Schönweger, Astrid (Hg.) (2006): Göttin – Hexe – Heilerin. Eine Kulturgeschichte weiblicher Magie. Ausstellungsbroschüre. Meran. Frauenmuseum.
Schönweger, Astrid (2001): Die Mode. Die Brücke zwischen Frauengeschichte und zeitgenössischer Kunst. In: Schönweger, Astrid (Hg.): Zweite Haut. Kunst und Kleidung. (Suchen bei WorldCat)
Schönweger, Astrid (2002): Das Frauenmuseum in Meran. Vom Korsett zur lila Latzhose. In: Gensluckner, Lisa; Schreiber, Horst; Tschugg, Ingrid; Weiss, Alexandra (Hg.): Innsbruck – StattLeben. Innsbruck. StudienVerlag (Gaismair-Jahrbuch, 2003). ISBN 3-7065-1810-4. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Schönweger, Astrid (2002): Die verkleidete Frau. In: Gensluckner, Lisa; Schreiber, Horst; Tschugg, Ingrid; Weiss, Alexandra (Hg.): Innsbruck – StattLeben. Innsbruck. StudienVerlag (Gaismair-Jahrbuch, 2003). ISBN 3-7065-1810-4. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Schönweger, Astrid und Luterotti, Claudia von (Hg.) (2006): Von Schönheit, Alltag und Arbeit. Das Frauenmuseum in Meran erzählt. Innsbruck. StudienVerlag. ISBN 3-7065-1999-2.
(Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Schönweger, Astrid; Prader, Sigrid (2006): Vom Alltag im Kleiderschrank … In: Kulturberichte 2006. Tirol und Südtirol. Alltagskultur, Jg. 60, H. 451/452, Dez. 2006. S. 60–62.
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