Biographien Emilie du Châtelet
geboren am 17. Dezember 1706 in Paris
gestorben am 10. September 1749 in Lunéville
französische Mathematikerin, Physikerin und Philosophin
275. Todestag am 10. September 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die Marquise du Châtelet verdient es, dass ihr Name nicht nur genannt wird, wenn von ihrem berühmten Landsmann Voltaire die Rede ist, dessen ebenbürtige geistige Gefährtin und Geliebte sie 16 Jahre lang war. Aufgewachsen im aristokratischen Milieu wurde Emilie schon früh ausgebildet in allen Wissensbereichen. Sie lernte, getrieben von unbändigem Wissensdurst, moderne und antike Sprachen, Mathematik, Physik, Philosophie, erhielt auch Fecht- und Reitunterricht. Nachdem sie als Kind eher plump und unansehnlich war, entwickelte sie sich mit 15 zu einem schönen, großgewachsenen Mädchen mit ausgeprägter Neigung zu verschwenderischem Luxus, Geselligkeit, Liebeleien mit zahlreichen Verehrern. Mit gleicher extremer Hingabe widmete sie sich ihrer wissenschaftlichen Weiterbildung.
Ihre Suche nach einem passenden Ehemann führte 1725 zur Heirat mit dem Marquis Châtelet-Lomont, einem erfolgreichen Militär, mit dem sie drei Kinder hatte. Der Marquis verhielt sich seiner extravaganten, anspruchsvollen Frau gegenüber tolerant und freigebig, duldete auch ihre Affären, die erste mit Richelieu, einem Großneffen des berühmten Kardinals. Er unterstützte sie bei ihren Studien, vermittelte ihr Gespräche mit bekannten Gelehrten, die den Einladungen in ihren hochgeistigen Salon gern folgten, um mit ihr zu diskutieren. Als die Liaison mit Richelieu endete, blieb eine für beide förderliche Freundschaft.
Emilie verschaffte sich Zutritt zu den Pariser Clubs und Cafés, in denen eigentlich nur männliche Wissenschaftler zugelassen waren. Die Stadt ergötzte sich an ihren Eskapaden, überall erregte sie Aufsehen, ihre 1733 begonnene Beziehung mit Voltaire war Stadtgespräch. Sie half dem durch seine Dramen und bissigen Pamphlete gegen Kirche und Königshaus bekannten Autor, indem sie ihm auf ihrem nahe der holländischen Grenze gelegenen Schloss Cirey Zuflucht vor drohender Verhaftung durch die Geheimpolizei bot. Jahrelang lebten Emilie und Voltaire dort, nachdem sie das verkommene Schloss mit viel Eifer und Geschmack (und Voltaires Geld) renoviert und in ein Traumhaus verwandelt hatten.
Emilie arbeitete unermüdlich. Sie übersetzte die Werke Newtons aus dem Englischen, Vergils Aeneis aus dem Lateinischen und machte physikalische Experimente im eigenen Labor. Jede Stunde Schlaf schien ihr Verlust, der durch vermehrte Aktivität ausgeglichen werden musste. Dem Paar war ständiger geistiger Austausch unentbehrlich. Von Zeit zu Zeit gab Emilie jedoch ihrer Sehnsucht nach dem mondänen Leben nach und reiste nach Paris. Ihre eifersüchtige Liebe verhinderte jahrelang, dass Voltaire den drängenden Einladungen des preußischen Königs folgte, die seine Geliebte nicht einschlossen. Erst nach ihrem Tod verbrachte er einige Jahre in Sanssouci.
Erst nach langer Zeit kühlte sich ihre Beziehung ab. Emilie verliebte sich in den zehn Jahre jüngeren Gardeoffizier Jean-François de Saint-Lambert, wurde schwanger und starb 43 jährig kurz nach der Geburt einer Tochter, heftig betrauert von Voltaire. Ein Epigramm (Verfasser unbekannt) machte nach ihrem Tod in Paris die Runde:
Hoffen wir, dass dies die letzter ihrer Posen ist. In ihrem Alter im Kindbett sterben – das tut nur jemand, der um jeden Preis anders sein will als alle anderen
(Text von 2005)
Verfasserin: Ulla Schweers
Zitate
Folgendes Zitat aus einem Brief Emilies an Friedrich den Großen ist ein schönes Zeugnis für ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein:
Beurteilen Sie mich nach meinen Meriten oder nach dem Fehlen solcher Meriten; doch betrachten Sie mich nicht bloß als Gefolge etwa dieses großen Generals oder jenes verdienten Gelehrten, dieses Sterns am französischen Hofe oder jenes berühmten Dichters. Ich bin ein eigener Mensch und mir allein verantwortlich für alles, was ich bin oder tue. Es mag Metaphysiker und Philosophen geben, deren Wissen größer ist als das meine; ich habe sie noch nicht kennen gelernt. Doch auch sie sind nur schwache, mit Fehlern behaftete Menschen, und wenn ich meine Gaben zusammenzähle, so darf ich wohl sagen, dass ich niemandem unterlegen bin.
Urteil Voltaires über Emilie:
Wahrhaftig: Emilie ist die göttliche Geliebte – ausgestattet mit Schönheit, Witz, Mitgefühl und allen anderen weiblichen Tugenden. Doch wünsche ich oft, sie wäre weniger gelehrt, ihr Geist weniger scharf und ihr Verlangen nach Liebe weniger unmäßig; und vor allem wäre ich glücklich, wenn sie zuweilen den Wunsch und die Fähigkeit hätte, den Mund zu halten.
Links
Physicsweb (engl.), gute wiss. Würdigung von Patricia Fara, Clare College, Cambridge, UK
Emilie du Chatelêt in der Deutschen Nationalbibliothek
Links geprüft und korrigiert am 7. September 2019 (AN)
Literatur & Quellen
Edwards, Samuel. 1989 (1970). Die göttliche Geliebte Voltaires: Das Leben der Emilie du Châtelet. (= The Divine Mistress). Aus dem Am. von Anne Uhde. Stuttgart. Engelhorn Verlag (Engelhorns Lebensbilder)
Besterman, Theodore (Hg.). 1958. Les lettres de la marquise du Châtelet. Genf. Institut Musée Voltaire. Les Délices.
Helmsten, Georg. 1971. Voltaire. rororo-Bildmonographie. Reinbek b. Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Orieux, Jean. 1994. Das Leben des Voltaire. Mit Zeittafel und Personenregister. Aus der Frz. von Julia Kirchner. Frankfurt/M. Insel TB.
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