Biographien Elisabeth Flickenschildt
geboren am 16. März 1905 in Hamburg-Blankenese
gestorben am 26. Oktober 1977 in Stade
deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Autorin
45. Todestag am 26. Oktober 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Ein Dienstmädchen ihrer Eltern lieh “Flicki” das Geld für eine Fahrkarte nach Berlin, wo sie Schauspielerin werden wollte. Ihre Eltern verstanden sie nicht, und sie selbst konnte ihren Wunsch auch nicht recht begründen. Aber sie nahm sich ernst, und sie wurde Schauspielerin: eine der bedeutendsten der Nachkriegszeit.
Mit einer Intensität, die an Besessenheit grenzte, arbeitete sie – vor allem an der Seite von Gustaf Gründgens – für das Theater, das ihr Leben war. “Wie ich mich ohne Arbeit fühle, weiß ich nicht”, sagte sie einmal. Die Kriegszeit überstand sie relativ unangefochten; zwar wurde sie ausgebombt, aber das Preußische Staatstheater Berlin war unter Gründgens' Intendanz eine protegierte “Insel”.
In ihrer Autobiographie verschweigt Flickenschildt die Ehe mit dem Theaterwissenschaftler, Dramaturgen und persönlichen Gründgens-Assistenten Rolf Badenhausen, dessen freundschaftliche Hilfe sie jedoch bis an ihr Lebensende und darüber hinaus in Anspruch nimmt: “Kümmer' dich um Haus und Hof, vor allem um die Tiere …”
Dagegen füllt die Beschreibung ihrer Bühnenarbeit mit Gründgens den größten Teil ihres Buches. Sie fühlten sich seelenverwandt und waren beide durchdrungen von dem Anspruch an sich selbst, künstlerische Höchstleistungen zu erbringen. Seiner Einladung zu einem Madeira-Urlaub folgte sie aber nicht; ihre Scheu vor langen Reisen und ihr Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Distanz hielten sie wohl davon ab. Gründgens war jedoch die zentrale Person in ihrem Leben, und nur von ihr ließ er sich an die Wand spielen, auch wenn er dann vor Wut schnaubte.
Sein Tod bedeutete für Flickenschildt das Ende der Theaterarbeit, für die beide sich verzehrt hatten. Sie spielte zwar weiter, empfand aber “die Theaterluft ist kalt geworden” und verlor ihre frühere Begeisterung. Die Mitwirkung in Filmen, in denen sie häufig dämonische Figuren verkörperte, diente ihr als Gelderwerb für ihre Bauernhöfe, die sie als Meisterbäuerin bewirtschaftete und wo sie Kraft schöpfte für ihre Bühnenarbeit. Die mit Kunstwerken und Antiquitäten ausgestatteten Wohnräume wirkten eigenartig museal. Nirgends gab es Sitzecken für gemütliches Beisammensein, doch die Ställe für die Kühe, die sie so liebte, waren gekachelt.
Flickenschildt starb an den Folgen eines Autounfalls. In einer Bilddokumentation spricht ihr Kollege Boy Gobert von ihrer “einmaligen Merkwürdigkeit” – ein besonderer Ausdruck für eine besondere Frau.
(Text von 2004)
Verfasserin: Mechthild Winkler-Jordan
Literatur & Quellen
Badenhausen, Rolf. Hg. 1982. Gustaf Gründgens: Laß mich ausschlafen. Neue Quellen zur Wirklichkeit und Legende des großen Theatermannes. München. Langen-Müller.
Flickenschildt, Elisabeth. 1973. Kind mit roten Haaren: Ein Leben wie ein Traum. München. Knaur TB 0320.
Flickenschildt, Elisabeth. 1974. Pflaumen am Hut: Roman. Hamburg. Hoffmann und Campe.
Neumann, Nicolaus & Jörn Voss. 1978. Elisabeth Flickenschildt: Theater ist Leidenschaft. Eine Bilddokumentation. Hamburg. Hoffmann und Campe.
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