(Dorothea Lynde Dix)
geboren am 4. April 1802 in Hampden, Maine
gestorben am 18. Juli 1887 in Trenton, New Jersey
US-amerikanische Wohltäterin und Reformerin
135. Todestag am 18. Juli 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Dorothea Dix wurde 85 Jahre alt. Über die erste Hälfte ihres Lebens ist wenig bekannt, umso mehr über die zweite: Ihr rastloser Einsatz für die Rettung psychisch Kranker aus ihren Elendsverliesen machte sie in den Vereinigten Staaten und schließlich in der ganzen Welt berühmt. “Als sie starb, hatte sich dank ihres Einflusses die Einstellung ... gegenüber den hilflosen und beschwerlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft grundlegend gewandelt. Dorothea Dix hatte am Beginn ihrer Tätigkeit Folterkammern vorgefunden und am Ende ihres Lebens Heilstätten verlassen.” (Hoffmann).
Im März 1841 hielt Dorothea Dix im Gefängnis von East Cambridge eine Andachtsstunde. Was sie dort sah, ließ die schüchterne Frau mit dem “eisernen Willen” nie mehr zur Ruhe kommen: Vier verwahrloste Frauen, nur mangelhaft bekleidet, waren in einer eisigen dunklen Zelle angekettet wie wilde Tiere. Verbrochen hatten sie nichts – dies war die allgemein übliche Behandlung für psychisch Kranke.
Dix mobilisierte die Öffentlichkeit und erreichte so, daß die Zelle geheizt und gereinigt wurde. Sie nahm sich vor, diese unchristlichen Zustände zu ändern. In den folgenden anderthalb Jahren inspizierte sie sämtliche Gefängnisse, Armenhäuser und Besserungsanstalten in Massachusetts und fand überall dieselben skandalösen Zustände vor. Sie verfaßte die erste ihrer vielen, von den Verantwortlichen so gefürchteten Denkschriften ans Parlament: “... ich will, meine Herren, Ihr Augenmerk auf die gegenwärtige Lage der Geisteskranken in unserem Staat lenken, die hier nackt, angekettet in Käfigen, Verschlägen, Kellern, Ställen und Pferchen gehalten und mit Peitschenhieben willfährig gemacht werden.”
Dorothea Dix erreichte, daß bestehende Hospitäler erweitert und neue gebaut wurden, um die psychisch Kranken aufzunehmen, zu pflegen und ärztlich zu versorgen. Von Massachusetts aus setzte sie ihren Kreuzzug erfolgreich in den übrigen amerikanischen Bundesstaaten und schließlich in Europa fort.
Während des amerikanischen Bürgerkriegs wurde die inzwischen 60jährige, berühmte Dorothea Dix zur Oberinspektorin der Krankenpflegerinnen ernannt – eine Aufgabe, der sie sich mit gewohnter Hingabe widmete, die sie aber nach Meinung von Zeitgenossinnen wie Louisa M. Alcott und Elizabeth Blackwell organisatorisch überforderte.
Ihre letzten Jahre verbrachte Dorothea Dix, die persönlich äußerst bescheiden war, in einem Zimmer in einer Anstalt in Trenton, New Jersey, die sie selbst mitgegründet und als “ihr erstes Kind” bezeichnet hatte.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Brown, Thomas J. 1998. Dorothea Dix: New England Reformer. Cambridge, MA. Harvard UP.
Dix, Dorothea Lynde. 1999. Asylum, Prison, and Poorhouse: The Writings and Reform Work of Dorothea Dix in Illinois. Hg. David L. Lightner. Carbondale, IL. Southern Illinois UP.
Gollaher, David. 1995. Voice for the Mad: The Life of Dorothea Dix. New York. Free Press. Paulson, Amy M. 2001. Dorothea Dix: Crusader for the Mentally Ill. Berkeley Heights. Enslow Publishers, NJ.
Hoffmann, Lieselotte. 1968. Frauen auf Gottes Straßen. Neue Folge. Acht evangelische Lebensbilder. Basel. Friedrich Reinhardt.
Notable American Women: A Biographical Dictionary. 1971. Hg. Edward T. James, Janet Wilson James & Paul S. Boyer. 3 Bde. Cambridge, MA. The Belknap Press of Harvard UP.
Schlaifer, Charles & Lucy Freeman. 1991. Heart's Work: Civil War Heroine and Champion of the Mentally Ill, Dorothea Lynde Dix. New York. Paragon.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.