geboren am 7. Dezember 1750 in Frankfurt
gestorben am 8. Juni 1777 in Emmendingen
deutsche Briefschreiberin; Schwester von J. W. Goethe
245. Todestag am 8. Juni 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Wie Zwillinge waren die Geschwister, unzertrennlich. Cornelia erhält – ungewöhnlich für ein Mädchen ihrer Zeit – die gleiche sorgfältige Ausbildung wie der Bruder. Sie lernt Latein und Englisch, Italienisch und vor allem Französisch, erhält Gesangs- und Klavierunterricht, wird im Zeichnen und Tanzen unterwiesen. Den Unterricht durch Hauslehrer überwacht der strenge, pedantische Vater.
Aber während J. Wolfgang Goethe 1765 sein Studium in Leipzig beginnen kann, bleibt Cornelia allein in der häuslichen Enge zurück und ganz der didaktischen Leidenschaft des Vaters ausgeliefert. Auch Wolfgangs Briefe sind kein Trost. Sie sind schulmeisterlich und verweisen die Schwester auf ihre weiblichen Pflichten, nämlich: “die Haushaltung, wie nicht weniger die Kochkunst zu studiren”.
Von 1767 bis 1769 hat Cornelia Goethe ein geheimes Brieftagebuch in französischer Sprache geführt. Diese “Correspondance Secrète” an die Freundin Katharina Fabricius blieb erhalten (Goethe verbrannte die Briefe seiner Schwester). In diesen Berichten, Beschreibungen, Szenen wirft Cornelia einen genauen, ja vernichtenden Blick auf die bessere Frankfurter Gesellschaft. Sie lesen sich wie ein autobiographischer Roman, spiegeln ein verzweifeltes Leiden an der weiblichen Rolle. Cornelia sieht keine Alternative zur Ehe: “Es ist offensichtlich, daß ich nicht immer Mädchen bleiben kann, überdies wäre es sehr lächerlich, sich das vorzunehmen.”
Mit 23 Jahren – für die damalige Zeit sehr spät – heiratet sie Johann Georg Schlosser, einen Freund des Bruders. “Wen Gott lieb hat dem geb er so einen Mann”, schreibt sie an Caroline Herder. Doch die Ehe wird nicht glücklich. Schlosser gibt in der Parabel “Eine Ehestandsszene” dem Bruder die Schuld daran. Cornelia vereinsamt in der Kleinstadt Emmendingen, wo Schlosser als höchstbezahlter Beamter im Großherzogtum Baden seine reformerischen und religiösen Ideen durchsetzen will. Die Geburt der ersten Tochter kostet Cornelia fast das Leben. Sie kann sich nicht erholen: “... was das heißt, als Frau und Mutter zwei Jahre lang im Bette zu liegen ohne im Stand zu seyn sich selbst einen Strumpf anzuziehen ...” Als es ihr endlich besser geht, wird sie erneut schwanger und stirbt nach der Geburt ihrer zweiten Tochter.
Ihrem Lehrer Philipp Seidel hat sie 1772 zum Abschied ein silbernes Petschaft geschenkt. Es zeigt einen offenen Käfig, dem ein Vogel entfliegt, mit der Unterschrift: “La liberté fait mon bonheur.” Sie hat diese Freiheit nicht leben dürfen.
Verfasserin: Birgit Rühe-Freist
Zitate
Heute ist mein Geburtstag, an dem ich das 18. Lebensjahr vollende. Die Zeit ist verflossen wie ein Traum; und ebenso wird die Zukunft vergehen; mit diesem Unterschied, daß mir mehr Leiden zu erdulden übrig bleiben als ich bisher habe kennenlernen. Ich ahne sie. (Cornelia Goethe, Correspondance Secrète)
Literatur & Quellen
Beutler, Ernst. Hg. 1960. Briefe aus dem Elternhaus. Zürich. Artemis.
Damm, Sigrid. 1988. Cornelia Goethe. Frankfurt/M. Insel.
Goethe, Cornelia. 1990. Briefe und Correspondance Secrète 1767-1769. Hg. Melanie Baumann u.a. Freiburg i. Br. Kore.
Goethe, Johann Wolfgang. 1962. Die Geschwister. Dramen, Bd. 3. Zürich. Artemis.
Goethe, Johann Wolfgang von. 1998 [1812/14]. Dichtung und Wahrheit. Hg. Klaus–Detlef Müller. Goethe Werke Jubiläumsausgabe. Fünfter Band. Frankfurt/M. Insel.
Prokop, Ulrike. 1985. “Cornelia Goethe (1750-1777): Die Melancholie der Cornelia Goethe”, in: Pusch, Luise F. Hg. 1985. Schwestern berühmter Männer: Zwölf biographische Portraits. Frankfurt/M. Insel TB 796. S. 49-122.
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