(Ruth Elizabeth Davis)
geboren am 5. April 1908 in Lowell, Massachusetts
gestorben am 6. Oktober 1989 in Paris
US-amerikanische Schauspielerin
35. Todestag am 6. Oktober 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Scarlett O'Hara hat sie nicht gespielt - die wohl begehrteste Rolle, die Hollywood je vergeben hat. Ihr Trostpflaster hieß Jezebel, auch sie eine Südstaatenschönheit, auch sie eine Magnolie aus Stahl - selbstbewußt, fordernd, kompromißlos: Lieber verzichtet sie auf ihren Verlobten als auf das von ihm beanstandete provozierend feuerrote Ballkleid.
Die herausfordernd rote Robe blieb lange ein Traum, jahrelang wurde Bette Davis in brave Kleidchen für brave Mädchen gesteckt, seit sie als 22jährige - nach Schauspielunterricht, Tanzunterricht bei Martha Graham und kleineren Bühnenrollen am Broadway - zum ersten Mal in Hollywood vor einer Kamera stand.
Verschüchtert huscht sie durch ihre ersten Filme, aber in dieser blassen, grossäugigen kleinen Person, die so gar nichts von einem Glamour Girl an sich hat, steckt eine gehörige Portion Energie und Selbstbewusstsein, eine gehörige Portion Widerspruchsgeist und Unbeugsamkeit. Die Studiobosse hätten gewarnt sein sollen, diese Anfängerin weigert sich zum Auftakt gleich einmal, den wohlklingenden Namen Bettina Dawes anzunehmen! “Mother Goddam” wird sie bald halb spöttisch, halb bewundernd genannt, die Oscar-Preisträgerin (1935 erhält sie diese Auszeichnung für ihre Darstellung eines heruntergekommenen Bühnenstars in dem Film Dangerous) wird die gefürchtete “Mother Courage” der Studios: Bette Davis kämpft für bessere Drehbücher, kämpft gegen das Vertragssystem, das sie verpflichtet, jede noch so seichte, ihrem Talent nicht angemessene Rolle zu spielen. In einem kostspieligen Prozess kämpft sie darum, aus ihrem Vertrag entlassen zu werden. Diesen Prozess verliert sie noch, doch nach ihrem zweiten Oscar-Gewinn (1938 für Jezebel) hat sie nach harten Kämpfen erreicht, was sie wollte: Bette Davis bekommt das Mitspracherecht bei der Stoffauswahl ihrer Filme.
Vorbei ist die Zeit der passiv wartenden, lieben, bescheidenen “Good Girls”; die 1940er Jahre Hollywoods werden ihre große Zeit. Die aktiven, verführerischen, fordernden “Bad Girls” erobern die Leinwand und - der Text steht auf dem Filmplakat von Beyond the Forest - “Keine ist so gut wie Bette Davis, wenn sie schlecht ist!”
Komplizierte (mitunter neurotische) macht- und geldhungrige (mitunter mörderische), willensstarke und ehrgeizige Frauen sind es allesamt, die Bette Davis in diesen Jahren so eindrucksvoll spielt. Es sind Frauen wie Regina in Die kleinen Füchse: kalt bis ins Herz, verweigert sie ihrem Ehemann die lebensrettende Medizin, lieber läßt sie ihn sterben, als auf sein Vermögen zu verzichten. Es sind Frauen wie Christine in Deception: kalt bis ins Herz, erschießt sie ihren Liebhaber, lieber läßt sie ihn verbluten, als ihre Ehe zu gefährden. Aber es sind auch Frauen wie die alternde Schauspielerin Margo in Alles über Eva, die resigniert erkennen muß, daß die engelhaft wirkende junge Kollegin ein talentiertes “Bad Girl” ist…
Drehbücher mit guten Rollen für Bad Ladies findet sie kaum; es bleiben ihr virtuos gespielte gespenstische Horrorgestalten wie die in geistige Verwirrung sinkende Charlotte in Wiegenlied für eine Leiche oder der monströse, noch immer vom Comeback träumende einstige Kinderstar in Was geschah wirklich mit Baby Jane?
“Bad Girls” wird es sicher geben, solange es Filme gibt, aber nie mehr wird eine so unnachahmlich, ein mokantes Lächeln auf den provozierend feuerroten Lippen, den Kopf stolz zurückwerfen und aus halbverschleierten Augen ironisch-unergründlich den Blick schweifen lassen wie Bette Davis.
(Text von 1998)
Verfasserin: Brigitte Warkus
Zitate
Ich werde niemals den Fehler begehen zu sagen, dass ich mich zur Ruhe gesetzt habe ... Zum Teufel, ich könnte noch eine Million von diesen Charakterrollen spielen!
(Bette Davis)
Literatur & Quellen
Chandler, Charlotte. 2008. Bette Davis: Die persönliche Biografie [=The girl who walked home alone]. Aus dem am. Engl. von Dagmar Roth. München, LangenMüller.
Davis, Bette. 1962. The Lonely Life. New York. Putnam.
Flanner, Janet. Legendäre Frauen und ein Mann. Übs. aus d. am. Englisch. München. Antje Kunstmann.
Haskell, Molly. 1987. From Reverence to Rape: The Treatment of Women in the Movies. 2nd edition. [First Ed. 1973]. Chicago; London. Univ. of Chicago Press.
Heinzlmeier, Adolf, Berndt Schulz & Karsten Witte. 1982. Die Unsterblichen des Kinos: Stummfilmzeit und die goldenen 30er Jahre. Frankfurt/M. Fischer TB 3666.
Reichel, Sabine. 1996. Bad Girls: Hollywoods böse Beauties. München. Heyne Filmbibliothek 231.
Rosen, Marjorie. 1974. Popcorn Venus. 3. Aufl. New York. Avon Books.
Vermilye, Jerry. 1988. Bette Davis: Ihre Filme - ihr Leben. 2. aktualisierte Aufl. München. Heyne Filmbibliothek 4.
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