Biographien Albertine Sarrazin
(Albertine Damien)
geb. 17. September 1937 in Algier
gest. 10. Juli 1967 in Montpellier
französische Schriftstellerin
85. Geburtstag am 17. September 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Ihr kurzes, wildes Leben lieferte ihr den Stoff für drei Bestsellerromane, mit denen sie die weibliche Variante der sonst männlich geprägten Literaturgattung “Knast- und Kriminellenroman” schuf.
Albertine wurde mit 18 Monaten von einem ältlichen französischen Ehepaar adoptiert, mit zehn Jahren von einem Unbekannten vergewaltigt und von den Eltern in eine Erziehungsanstalt gesteckt. Den Freigang am Tag der mündlichen Abiturprüfung nutzte sie, um zu entkommen, trampte nach Paris und schlug sich als Prostituierte und Diebin durch, bis sie Emilienne, ihre Geliebte aus der Anstalt, wiedertraf. Gemeinsam verübten die jungen Frauen einen bewaffneten Raubüberfall auf eine Boutique. Albertine wurde zu 7 Jahren Jugendgefängnis verurteilt, mit knapp 19 gelang ihr aber die Flucht durch einen Sprung von der Gefängnismauer, wobei sie sich den Fußknöchel (Astragal) brach. Schwer verletzt, wurde sie von einem Mann aufgelesen – Julien Sarrazin, ebenfalls ein entlaufener Häftling, wurde zunächst ihr Freund, dann ihr Geliebter, später ihr Ehemann. Ihre acht Ehejahre verbrachten sie allerdings mehr innerhalb als außerhalb des Gefängnisses, immer wieder verhaftet wegen Diebstählen und Hehlereien. Fast täglich schrieben sie sich, besuchten einander so oft wie möglich und träumten von einer gemeinsamen Zukunft in Freiheit.
Im Gefängnis begann Albertine, unterstützt von einer Psychiaterin, ihre Erinnerungen und Beobachtungen des Knastalltags niederzuschreiben. Ab August 1964, sie und Julien waren endlich frei, formulierte sie aus diesen Notizen ihre ersten Romane – L’Astragale und La Cavalle (dt. Kassiber), die – mit Fürsprache von Simone de Beauvoir – 1965 erschienen und zu einer literarischen Sensation wurden. Interviews, Fernsehauftritte, Signierstunden, ein Literaturpreis, Übersetzungen in 16 Sprachen folgten.
Im Januar 1965 kaufte das Ehepaar ein Landhaus in den Cevennen und Albertine stellte ihren 3. Roman La Traversière (dt. Stufen) fertig.
Albertine Sarrazin starb, erst 29 Jahre alt, nach einer Nierenoperation.
(Text von 1996)
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Ich habe noch keine Zeit gehabt, meine Tat zu bereuen, aber wenn ich es eines Tages tue, werde ich Sie davon in Kenntnis setzen.
/Die 16-jährige Albertine zum Untersuchungsrichter nach ihrer ersten Festnahme)
Links
Albertine Sarrazin, delit de jeunesse. Französischsprachige Seite (Biografie, Bibliografie, Filmografie und Diskografie) mit vielen Bildern (Vorsicht, lange Ladezeiten!).
Deutsches Filminstitut: Astragal. Spielfilm nach dem Roman von Albertine Sarrazin. filmportal.de.
Giungi, Aldo: Albertine Sarrazin. Informative italienische Seite mit vielen Fotos und sehr umfangreicher Biografie.
Internet movie database: Albertine Sarrazin.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Albertine Sarrazin (1937-1967).
Acheter les livres de Albertine Sarrazin - Achat de livres d'occasion. Kurzbiografie und Inhaltsangaben der Bücher Sarrazins (französisch). Livrenpoche.com.
Wikipédia (Frankreich): Albertine Sarrazin.
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Literatur & Quellen
Werke
Sarrazin, Albertine (1965): La cavale. Roman. Paris. Pauvert (Le livre de poche, 2603).
Sarrazin, Albertine (1968): L'astragale. Roman. Paris. Le Livre de poche (Le livre de poche, 2418).
Sarrazin, Albertine (1971): Lettres à Julien, 1958-1960. Paris. Pauvert.
Sarrazin, Albertine (1971): Lettres et poèmes. Erinnerungen, Briefwechsel. Paris. Pauvert (Le livre de poche, 3106).
Sarrazin, Albertine (1974): Lettres de la vie littéraire. Paris. Pauvert (Le livre de poche, 5134).
Sarrazin, Albertine (1975): La crèche. Paris. Éd. Sarrazin (Le livre de poche, 4146).
Sarrazin, Albertine (1976): Journal de prison 1959. Paris. Éd. Sarrazin (Le livre de poche, 3621).
Sarrazin, Albertine (1977): La traversière. Roman. Paris. Pauvert (Le livre de poche, 2705).
Sarrazin, Albertine (1980): Biftons de prison. Paris. Le Livre de poche (Le livre de poche, 5405).
Sarrazin, Albertine (1983): Le Passe-peine, 1949-1967. Tome 1: Journal de Fresnes. Herausgegeben von Josane Duranteau. Paris. Presses pocket. Presses pocket, Bd. 2138.
Sarrazin, Albertine (1983): Le Passe-peine, 1949-1967. Tome 2: Liberté. Herausgegeben von Josane Duranteau. Paris. Presses pocket. Presses pocket, Bd. 2139.
Quellen
Duranteau, Josane (1971): Albertine Sarrazin. Paris. Éd. Sarrazin.
Meyer, Ursula (1984): Albertine Sarrazin. Pathetische und ironische Elemente im Gesellschaftsbild der Autorin und in ihrer Selbstdarstellung. Konstanz. Hartung-Gorre.
Sarrazin, Albertine (1966): Der Astragal. Roman. (=L' astragale). Aus dem Franz. von Rolf und Hedda Soellner. München. Desch.
Sarrazin, Albertine (1967): Kassiber. Roman. (=La cavale). Aus dem Franz. von Werner Bökenkamp. München, Wien, Basel. Desch.
Sarrazin, Albertine (1970): Stufen. Roman. (=La traversière). Aus dem Franz. von Rolf und Hedda Soellner. München. Desch.
Weiterführende Literatur
Bosc, Pierre (1970): Albertine mon amie. Essay. Éd. Vision sur les Arts.
Endres, Ria (1992): Werde, was du bist. Literarische Frauenportraits. Enthält: Sprünge im Nichts. Albertine Sarrazin. Frankfurt am Main. Suhrkamp (Suhrkamp-Taschenbuch, 1942).
Kleinau, Tilmann (Hg.) (1994): Die Weihnachtsfee. Weihnachtliche Geschichten aus Frankreich. Enthält u.a. Beitrag von Albertine Sarrazin. München. Dt. Taschenbuch-Verl. (dtv Klassik, 2342).
Lambert, Benjamin (1994): La Cavale, mémoire d'Albertine. Essai. Paris. Nizet.
Layani, Jacques (2001): Albertine Sarrazin. Une vie. Paris. Écriture.
Schwerdtner, Karin (2005): La femme errante. New York. Legas (Literary criticism series, 14).
Vilboux, Éric (1999): Albertine Sarrazin. Biographie. Nîmes. C. Lacour.
Virel, Julie (2002): La Sarrazine. Theaterstück. Paris, Budapest, Torino. l'Harmattan (Théâtre des 5 continents, 105).
Bildquellen
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